Der Soldat James Ryan

Saving Private Ryan

USA 1998 · 170 min. · FSK: ab 16
Regie: Stephen Spielberg
Drehbuch:
Kamera: Janusz Kaminski
Darsteller: Tom Hanks, Tom Sizemore, Edward Burns, Matt Damon u.a.

Der legendäre D-Day 1944: US-Truppen stürmen den Strand der Normandie, auf dem sie in einer fast halb-stündigen Tour de Force von deutscher Artel­lerie buchs­täb­lich zerfetzt werden. Mit diesem hyper­rea­lis­ti­schen Schock eröffnet Steven Spielberg (Schindler’s List) seinen neuen Film, der – wie auch Empire of the Sun oder 1941 – im Zweiten Weltkrieg ange­sie­delt ist. Nachdem er den Zuschauer erfolg­reich um Fassung ringen läßt, beginnt die eigent­liche Geschichte:

Ein Platoon (Edward Burns, Tom Sizemore, Jeremy Davies, Giovanni Ribisi, Barry Pepper, Vin Diesel und Adam Godberg) unter dem Kommando von Tom Hanks (Forrest Gump) soll den verschol­lenen Fall­schirm­jäger James Ryan (Matt Damon) finden. Die Operation ist als PR-Gag der Army gedacht, die Ryans Mutter wenigs­tens einen Sohn zurück­bringen will – ihre anderen drei sind bereits gefallen. Auf der Suche nach ihm muß sich die Gruppe nicht nur im Gefecht gegen die unper­sön­lich darge­stellten Deutschen durch­setzen, auch die Frage von Moral und Aufrich­tig­keit ist ein weiteres zentrales Thema in diesem von Patrio­tismus und aufrechtem Gottes­glauben geprägten Kriegs­film.

Zwar scho­ckiert Saving Private Ryan bewußt durch überharte, technisch perfekte Schlach­ten­dar­stel­lungen, die durch den doku­men­ta­ri­schen Stil der wacke­ligen Hand­ka­mera ein hekti­sches Chaos entstehen lassen, doch wie in ähnlichen Werken bleibt die Betrach­tung einseitig. Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher, zeigt uns Spielberg. Soviel steht auf jeden Fall fest: mit den härtesten und scho­ckie­rendsten Kampf­szenen, die es je gab, weiß Spielberg umzugehen, mit der klischee­haften Story nicht. Es entsteht eine Art Real­sa­tire mit einigen humo­resken Einlagen, die in einer abschließenden Moral­pre­digt von Abraham Lincoln persön­lich gipfelt. Die Klasse von Schindler’s List wird dadurch weit verfehlt, so bleibt ein äußerst zwie­späl­tiger Eindruck. Doch das authen­ti­sche Design mit grol­lendem Stahl­ge­witter-Sound, aggressiv pfei­fenden Kugeln und dezenter Farb­schwäche, durch die das Blut noch stärker kontras­tiert, fesselt zwei­fellos von Anfang bis Ende.

Mit eher boden­s­tän­digen Leis­tungen der Schau­spieler, allen voran Tom Hanks, und der abseh­baren Insze­nie­rung eines vorsich­tigen, aber stark patrio­ti­schen Spiel­bergs, weist Saving Private Ryan einige Längen auf, wird aber bei den nächsten Oscar­ver­lei­hungen mit Sicher­heit die besten Chancen haben. Tja, und wer schon immer mal wissen wollte, was FUBAR bedeutet, oder wozu man Socken sonst noch verwenden kann, findet hier die Antwort.