Japan 1996 · 119 min. Regie: Masayuki Suo Drehbuch: Masayuki Suo Kamera: Naoki Kayano Darsteller: Koji Yakuso, Tamiyo Kusakari, Naoto Takenaka, Eriko Watanabe u.a. |
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Sehnsuchtsvoller Blick zum Tanzpalast |
Tanzen ist wie Sex. Eine intime Annäherung, ein Miteinander, das nur funktioniert, wenn sich zwei Menschen aufeinander einstellen. Wer es richtig machen will, muß lernen, von sich selbst abzusehen und sich preiszugeben.
Weil das so ist, sind Tanzstunden doof. Man lernt dort nur Regeln und mechanische Bewegung einzusetzen, wo Spontaneität und Ungeplantheit geboten wären. Ohne geht es allerdings auch nicht. Am uninteressantesten ist es, Tanzstunden zuzugucken. Daß es Regisseur Masayuki Suo gelingt, einen Film, der mindestens zur Hälfte in einer Tanzstunde spielt, trotzdem interessant werden zu lassen, und aus spießigem Foxtrott plötzlich eine Mini-Kulturrevolution zu machen, ist das kleine Wunder von Shall We Dance.
Shohei (Koji Yakusho) ist ein stinknormaler Angestellter. Wie Millionen anderer Arbeitsameisen der Industriegesellschaft fährt er morgens mit der Bahn aus dem Vorort in die Großstadt, bearbeitet seine Schreibtischakten und kommt abends müde und gelangweilt nach Hause zurück. Shohei ist erfolgreich, deshalb kann er sich ein Reihenhäuschen mit Mini-Vorgarten leisten. Im übrigen entspricht er ganz dem japanischen Durchschnitt, hat eine Frau, ein Kind und ist stets äußerst korrekt und äußerst bieder gekleidet.
Doch spätestens in dem Augenblick, in dem sein Blick aus der S-Bahn zufällig auf eine schöne Frau fällt, die offenbar in einer Tanzschule arbeitet, ändert sich sein Leben fundamental. Shohei lernt das Wagnis zu denken, daß alles auch ganz anders sein könnte. Bald besucht er die Schule, zunächst nur, um der geheimnisvollen Schönen nahe zu sein, doch mehr und mehr auch, weil seine Faszination für den Tanz wächst.
In Shall We Dance? fungiert Tanz als Utopie. Das Schicksal Shoheis wird zur Metapher für die Lockerungsübung, die sich in der japanischen Gesellschaft offenbar zur Zeit ereignet. Mit Spott an Ritualen und Strenge des dortigen Lebens wird nicht gespart. Zudem werden die Zuschauer zu Zeugen einer poetischen Liebesgeschichte, getaucht in weiche, romantische Bilder.