Shooting Fish

Großbritannien 1997 · 109 min. · FSK: ab 6
Regie: Stefan Schwartz
Drehbuch: ,
Kamera: Henry Braham
Darsteller: Dan Futterman, Stuart Townsend, Kate Beckinsale, Claire Cox u.a.
Ein schräges Trio

Der englische Film befand sich ja unlängst in ähnlich marodem Zustand wie der deutsche, und kaum hat man mal ein paar Hits einge­fahren mit Train­spot­ting und Vier Hoch­zeiten..., da beschwören schon die jungen Kreativen, darunter auch die Produk­tions-Firma Gruber-Brothers die 'Unter­hal­tung' als das Allheil­mittel. Wie bei uns.

Dylan ist aalglatt, er flunkert, flirtet, er redet um sein Leben; ganz anders sein bester Freund Jez, welcher über enorme prak­ti­sche Fähig­keiten verfügt, sich aber im Gespräch mit Frauen aus Nervo­sität stets in’s Exper­ten­ge­schwalle flüchtet. Statt weiterhin unter ihrer Arbeits­lo­sig­keit zu leiden, haben die beiden beschlossen, sich in kurzer Zeit durch kleinere und riesige Schwin­de­leien ein Riesen­ver­mögen zusam­men­zu­hams­tern. Der hübschen Georgie, die für einen Trick­be­trug ihre Sekre­tärin spielt, erzählen sie, sie bräuchten das Geld, um ein Waisen­haus zu retten. Fortan wird Georgie Zeugin der seltsamen Arbeits­me­thode ihrer neuen Freunde: Dylan schwallt, Jez bedient die Technik, z.B. einen spre­chenden Computer, laut Dylan der Einstieg in ein neues Zeitalter, in Wahrheit nur ein Bild­schirm mit Mikro­phon­lei­tung nach nebenan.

Daß Georgie selbst ganz gut Geld brauchen könnte für einen wirklich guten Zweck erfahren die Beiden aller­dings erst viel später. Und so purzelt die Handlung so dahin, wenn der wort­ge­wandte Dylan Georgie nieder­schäkert, der verklemmte Jez scheinbar auf der Strecke bleibt oder wenn das erbeutete Geld umkämpft wird, bis das völlig absehbare finale Geknut­sche sich einstellt.

Nach dem ersten Seufzer (»Schon wieder ein Film mit jungen Leuten, die reich werden möchten«) gewöhnt man sich schnell an die Grundidee von Shooting Fish, der Titel übrigens ein ameri­ka­ni­scher Ausdruck für 'Über’s Ohr hauen'. Die Eleganz, mit der Dylan und Jez ganz nebenbei und ohne die eigene Frei­zeit­ge­stal­tung zu vernach­läßigen alles und jeden, der es sich leisten kann, bescheißen, von der Tele­fon­ge­sell­schaft bis zum Musical-Theater, vom Reihen­haus­be­wohner bis zum Groß­kon­zern, das ist bisweilen vergnüg­lich anzu­schauen, vor allem Dan Futterman als Dylan verstrahlt eine höchst inspi­ri­ernde Leich­tig­keit im Umgang mit Auto­ritäten. Stuart Townsends Rolle des schüch­ternen Trocken­knö­dels wurde zwar mehr Spielraum eingeräumt, gibt jedoch weit weniger her. Zumal die Liebes­ge­schichte, trotz Kate Beck­in­sale, komplett entbehr­lich ist.
Schade ist aber vor allem, daß Regisseur Schwartz und Produzent Richard Holmes, die gemeinsam schon eine Weile als Gruber-Brothers tätig sind und auch das Buch geschrieben haben, zu viel Angst vor dem anar­chi­schen Potential ihrer Haupt­fi­guren hatten. So glaubten sie, unauf­hör­lich betonen zu müssen, daß Dylan und Jez in Wahrheit ja ein gutes Herz haben und jederzeit ihr letztes Hemd für jegliche Art von Waisen­baby hergeben würden. Das lähmt die Trick­be­trü­ger­pa­rade erheblich. Wenn dann auch noch das Liebchen Georgie mit ihrem behin­derten Bruder rausrückt und das Geld am Ende 'nur' dem guten Zweck zufließt, dann ist aus einer amüsanten Revue für zwei Muster-Schla­winer längst ein lieb­ge­meinter Weih­nachts­film geworden.