Großbritannien/F/USA 2019 · 86 min. · FSK: ab 0 Regie: Will Becher, Richard Phelan Drehbuch: Jon Brown, Mark Burton Musik: Tom Howe Kamera: Charles Copping Schnitt: Sim Evan-Jones |
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Einfallsreich, perfekt getimt und mit viel Liebe zum Detail |
Shaun das Schaf kann auch anders. Cool, hämisch grinsend mähend und üble Scherze mit Unschuldsmiene treibend, so zeigt sich das Wolltier in Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm (A Shaun the Sheep Movie: Farmageddon); ganz wie man es aus den kurzen Trickfilmen aus der »Sendung mit der Maus« kennt und liebt. Mal sind die anderen Schafe aus der Herde Shauns Mitstreiter, mal Zuschauer eines heillosen Durcheinanders. Hütehund Bitzer hingegen hat als Störenfried bei dem Schabernack oftmals das Nachsehen. Und der Farmer? Der verfolgt seine eigenen Pläne und kriegt von all dem, was sich hinter seinem Rücken tut, nichts mit. Sketch an Sketch reiht sich so klassisch aneinander. Das ist in dem 86-minütigen Knetanimationsfilm UFO-Alarm nicht anders. Diesmal jedoch kommt auf Shaun eine Mission der anderen Art zu, majestätisch schwebt sie geradewegs auf ihn zu. Ein Ufo landet in der Nähe der Mossy Bottom Farm. Müde steigt das Alienkind LU-LA aus dem ramponierten Gefährt und versetzt Schafstall und Kleinstadt in helle Aufregung. Bald schon lautet Shauns Mission: LU-LA zu seinem Heimatplaneten zurückzubringen, bevor es in die Hände des Militärs gerät; denn Agentin Red ist ihnen bereits mit einem zugegebenermaßen tölpelhaften Spezialtrupp auf den Fersen. Da sind höchster Einsatz und ganz besondere Fähigkeiten gefordert.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Doch was die Aardman-Studios daraus gemacht haben, da gehen Kindern wie Erwachsenen die Augen über. Einfallsreich, perfekt getimt und mit viel Liebe zum Detail setzt das Regie-Duo Will Becher und Richard Phelan die Story in Szene, genüsslich entwickeln sie einen ganz eigenwillig verschrobenen Humor. Figuren wie Handlung sind dabei der Kinderperspektive nah, gleichzeitig rühren sie die Erwachsenenseele. Etwa wenn LU-LA im örtlichen Supermarkt ungewollt eine Kettenreaktion auslöst (dass Süßigkeiten in Massen für ein neugieriges Alienkind einfach unwiderstehlich sind, versteht doch jedermann). Oder wenn es gilt, dem rundlichsten Schaf der Herde das herrlich flauschige Wollkleid beflissen zu durchsuchen, um sich schlussendlich darin voller Wonne zu verkriechen. Kurzum, stürzt sich LU-LA wissbegierig und neugierig auf ihre nähere Umgebung, kommt Schafgetier ordentlich ins Schwitzen. Doch wer kann schon einem so liebenswerten, unbedarften Alien, das Galaxien von seinen Eltern getrennt ist, böse sein. Shaun das Schaf jedenfalls nicht. So setzt es alles daran, die geheime Mission zu erfüllen und LU-LA vor jeglichem Unheil zu retten.
Wo andere Kinderfilme sich mehr oder weniger gekonnt abhetzen – Gag auf Gag aneinandergereiht, versehen mit viel Action, schnellem Schnitt und aufgeladener Musik – und ordentlich auf die Tube drücken, bleibt hier Zeit zum Gucken. So kann man Bild für Bild den Moment auskosten, wenn die Katastrophe ihren Lauf nimmt und unaufhaltsam auf ein »Farmageddon« zusteuert. Man kann sich Szene für Szene köstlich amüsieren, was für junge und erwachsene Zuschauer nicht zwingend an den gleichen Stellen und nicht der gleiche Witz sein muss. Denn UFO-Alarm zitiert und parodiert unaufdringlich, aber sehr gekonnt altbekannte Science-Fiction-Filme wie 2001, E.T. oder Unheimliche Begegnung der dritten Art. Das lässt die Herzen der Kritiker und der SciFi-Fans höher schlagen, Kinder haben nur einfach Spaß. Und entdecken, dass Shaun das Schaf in UFO-Alarm Gefühle zeigt. Das ist neu. Kein Wunder also, dass am Ende des großen Finales, nach einem Ritt durchs All, Tränen fließen. Bei Schafen und dem Hund Bitzer, bei Kindern und Erwachsenen. Ob aus Abschiedsschmerz oder vor Lachen, das sei mal hintenan gestellt.