USA/F 2014 · 110 min. · FSK: ab 12 Regie: Susanne Bier Drehbuch: Christopher Kyle Kamera: Morten Søborg Darsteller: Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Rhys Ifans, Toby Jones, David Dencik u.a. |
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Dramturgisch schwach, schauspielerisch stark |
Immer wieder sehen wir Aufnahmen endloser, dampfender Wälder. Friedliche Bilder, die den Zuschauer in Sicherheit wiegen. Ihn gleichzeitig aber auch auf den Furor vorbereiten, den die Oscar-Preisträgerin Susanne Bier (In einer besseren Welt) in ihrer Bestseller-Adaption Serena entfacht. Wir schreiben das Jahr 1929. Die Great Depression hält die Vereinigten Staaten im Klammergriff. Und doch gelingt es dem ehrgeizigen Holzbaron George Pemberton (Bradley Cooper), sein Unternehmen im Hinterland North Carolinas auf solide Füße zu stellen. Zu seinem Glück fehlt dem zupackenden Geschäftsmann nur noch die richtige Frau, der er kurze Zeit später in Gestalt der bildhübschen Serena (Jennifer Lawrence) begegnet. Die beiden heiraten und schicken sich gemeinsam an, die Tätigkeiten der Firma weiter auszubauen. Kein leichtes Unterfangen, da Georges rechte Hand Buchanan (David Dencik) Serena als gleichberechtigte Partnerin nicht akzeptieren kann und lokale Umweltschützer den Grund und Boden der Pembertons in einen Nationalpark umwandeln wollen. Womit alle unternehmerischen Träume ein jähes Ende fänden. Aufgeben kommt für das Ehepaar allerdings nicht in Frage, wie sich schon bald auf drastische Weise zeigt.
Am Anfang steht eine klassische, fast schon verkitscht inszenierte Liebesgeschichte, die zwei attraktive Menschen zusammenführt und Harmonie verspricht. Mit Serenas Ankunft im „Waldreich“ ihres Mannes geht der Film jedoch zusehends über in eine Art Wirtschaftskrimi samt feministischen Untertönen. Anders als zur damaligen Zeit üblich, will die Protagonistin die Geschicke des Holzimperiums mitbestimmen. Mischt sich des Öfteren in den Arbeitsprozess ein. Und legt, wenn nötig, selbst Hand an. Etwa bei der Abrichtung eines Adlers, der die Angestellten vor den im Unterholz kriechenden Klapperschlangen beschützen soll. Unübersehbar zeichnen Susanne Bier und Drehbuchautor Christopher Kyle hier das Bild einer starken, selbstbewussten Frau, die sich gegen die Konventionen der Gesellschaft auflehnt und damit für einige Verunsicherung sorgt. Interessant ist dieser Ansatz auch deshalb, weil das mit großer Detailfreude entworfene Szenen- und Kostümbild unumwunden Western-Konnotationen hervorruft. Ein Genre, in dem weibliche Figuren traditionell allenfalls starre Nebenrollen bekleiden dürfen.
Wie aus zahllosen Western bekannt, ziehen geschäftliche Meinungsverschiedenheiten allerdings irgendwann unerbittliche Grabenkämpfe nach sich. Nicht anders verhält es sich in diesem Fall. Gier und Machtstreben drängen zunehmend an die Oberfläche. Und Serena wandelt sich mehr und mehr von einer durchsetzungsfähigen Unternehmerin zu einer rachsüchtigen Femme fatale, die ihren Mann und dessen Hab und Gut mit allen Mitteln verteidigen will. Eine Haltung, die die feministischen Untertöne gründlich torpediert. George wiederum entpuppt sich als leicht zu beeinflussender Opportunist, der viel zu spät erkennt, wozu seine Gattin fähig ist.
Gerät der Handlungsaufbau in den ersten zwei Dritteln noch recht gemächlich, kommt es auf der Zielgerade zu einer Explosion an dramatischen Ereignissen. Mit einem Mal nimmt das Geschehen die Form einer grausamen Familientragödie an. Falsch verstandene Liebe und Wahnsinn fließen auf unheilvolle Weise zusammen und sorgen für eine Reihe handfester Spannungsmomente, die vom Drehbuch leider nicht wirklich überzeugend vorbereitet werden. Manche Entwicklung erscheint arg konstruiert. Und auch die Motivationen der Handlungsträger wollen sich dem Betrachter nicht immer erschließen. Warum beispielsweise George plötzlich sein Ehrgefühl wiederentdeckt, wird nicht ausreichend erklärt.
So beeindruckend die konsequente Entzauberung der vermeintlich perfekten Ehe sein mag (in Hollywood scheinbar en vogue, wie unter anderem Gone Girl – Das perfekte Opfer beweist), hinterlässt die Romanadaption angesichts ihrer dramaturgischen Schwächen am Ende einen recht zwiespältigen Eindruck. Daran können weder die kraftvoll aufspielenden Darsteller noch die zum Teil majestätischen Landschaftsaufnahmen (gedreht wurde vorwiegend in Tschechien) etwas ändern. Schade ist überdies, dass der historische Kontext, die Zeit der Great Depression, nur am Rande in die Handlung einfließt und somit eher Staffage bleibt.