USA 1996 · 121 min. · FSK: ab 16 Regie: Ron Howard Drehbuch: Richard Price, Alexander Ignon Kamera: Piotr Sobocinski Darsteller: Mel Gibson, Rene Russo, Gary Sinise u.a. |
Der Sohn reicher Eltern wird gekidnappt, die Eltern suchen Hilfe beim FBI, die Jagd nach den Tätern beginnt. Da droht natürlich Konfektion, zumal die Täter geradezu klassisch gestaltet sind: Das Superhirn, das Gangsterliebchen, der Alkoholiker und der nette Naive. Auch die Bullen und Bonzen sind keine erzählerischen Offenbarungen.
Vielleicht liegt darin aber der Trick von Kopfgeld, denn der Zuschauer glaubt sich auf vertrautem Terrain und ist es doch nicht ganz.
Am Besten weiß man deshalb wohl nicht allzuviel über die Story. Es geht, grob gesagt, um das Prinzip der Abschreckung, das hier bewiesen werden soll. Der Bedrohung durch die Bösewichter muß der Held mehrmals – nicht aus trotziger Blödheit, sondern aus taktischen Überlegeungen – standhalten, selbst, wenn ihm die Pistole auf die Brust gesetzt ist. Daß er sogar, wenn er in die Ecke gedrängt ist, seinerseits zu drohen wagt, überrascht den Gegner und überwältigt ihn.
Der Star ist die Story, hätt' jetzt der Beckenbauer g'sagt. Sie allein vermag uns hier zu überraschen, manchmal in Kombination mit irreführenden Montagen, nicht Mel Gibson und Rene Russo als verzweifelte Eltern, nicht Gary Sinise als berechnender Fiesling, nicht die
Action-Sequenzen, und auch nicht die unterforderte Lili Taylor in einer Nebenrolle. Regie und Autoren halten den Zuschauer mehrmals bewußt im Unklaren, um ihn dann unvermittelt mit einer völlig neuen Ausgangssituation zu konfrontieren. Reichlich genützt wird dabei das Stilelement der Parallelmontage. Bei einem Telefonat zwischen den Mullens und den Entführern werden die beiden Orte so geschickt montiert und zwischen ihnen hin- und hergeschwenkt, daß man kurzzeitig alle handelnden Personen im selben Raume wähnt.
So wird Kopfgeld immer auch zu einem Gedankenspielchen. Und weil’s ein Mel-Gibson-Film ist, muß man hier sagen: Leider gut.