Rave Macbeth

Deutschland 2001 · 91 min. · FSK: ab 16
Regie: Klaus Knoesel
Drehbuch:
Kamera: Arturo Smith
Darsteller: Michael Rosenbaum, Nicki Lynn Aycox, Kirk Baltz u.a.
Shakespeare im Techo-Beat

Eiskalt – und dumm

Es hätte alles so schön sein können. Ein alter Thea­ter­klas­siker, insze­niert im Stil der neuen Zeit. Erfolg fast schon garan­tiert. Zumal Shake­speares Drama Macbeth ja durchaus seine Splat­ter­qua­litäten hat: Blutbäder zuhauf, dazu Geister, Sex, Horror, Thrill, coole Sprüche – kein Hauch von Gymna­si­as­ten­be­sinn­lich­keit.

Dazu noch die neueste Technik, die super­neu­este absolut hippste High-Defi­ni­tion-Kamera 24 P 1080 direkt aus Japan, mit der man Fahrten machen kann, wie Schumi auf dem Nürburg­ring. Dazu noch gehörig Techno-Wummern: Rave Macbeth – klingt gut.

Ist aber schlecht. Und zwar so schlecht, dass es selbst das ja nun wirklich duldsame und nicht immer treff­si­chere Münchner Filmfest Publikum in selten einhel­lige Verzweif­lung ausbre­chen ließ. An Shake­speares Stück liegt das überhaupt nicht: Orson Welles, Akira Kurosawa und Roman Polanski – um nur die Wich­tigsten zu nennen – sind großar­tige Macbeth-Verfil­mungen gelungen, die überdies so verschieden sind, dass sie Reichtum und Potential des Stückes illus­trieren: Ein Feldherr, maßloser Ehrgeiz, die Korrup­tion der Macht, die Macht des Bösen.

In Klaus Knösels Rave Macbeth ist von alldem nichts zu spüren. Total banal wummert der Film nerv­tö­tend vor sich hin. Schon im Ansatz geht alles schief: Unbe­kannte englische Schau­spieler über­nahmen die Haupt­rollen – wogegen nichts zu sagen wäre, besäßen sie Ausstrah­lung. Doch bis auf Niki Aycox als Lidia (= Lady Macbeth) wirken sie wie die Karikatur eines Schü­ler­thea­ters.
Mit ihnen kann es nicht gelingen, die Handlung ins Milieu jugend­li­cher Klein­dealer zu verlagern -doch selbst mit den besten Darstel­lern wäre das ein gewagter Schritt. Ob es auch eine gute Idee ist, das episch breit angelegte Stück, dessen extreme Handlung immerhin auf mehrere Monate verteilt ist, auf einen Abend in der Techno-Disco zu redu­zieren, sei auch dahin­ge­stellt.
Denn im Prinzip darf ein Film alles, und mit jeder drama­tur­gi­schen Regel brechen, wenn es nur gelingt. Dieser Film aber reiht wie auf einer Perlen­schnur ein Klischee über Jugend­kultur an das nächste – ohne Liebe für seine Figuren, ohne Interesse für irgend­einen Aspekt seines Stoffs. Am Ende ergießt sich Blut aus der Sprink­ler­an­lage auf die Tänzer. Das soll wohl zeigen, wie unmo­ra­lisch die Welt der Raver ist

Das Trau­rigste: man hat das Gefühl, dass Knösel dies gar nicht verstanden hat. Für seine eigene Handlung inter­es­siert er sich offenbar so wenig, dass man die Hälfte der Dialoge nicht versteht, weil sie im Lärm der Techno-Bässe unter­gehen. Nur seine tolle Kamera scheint ihn zu fesseln.
Ein Einfall bleibt immerhin in Erin­ne­rung: die drei Hexen des Stücks treten auf in Gestalt verfüh­re­ri­scher Nightlife-Schlampen. Verkör­pert werden sie von Anette von Klier, Jeanette Hain und Anna Thalbach. Die können nicht nur gut spielen, hier entfaltet der Film wenigs­tens in Ansätzen den ironi­schen Charme, den man sich erhofft hätte. Ansonsten ist er ein kaltes, berech­nendes Machwerk.