Phenomenon – Das Unmögliche wird wahr

Phenomenon

USA 1996 · 123 min. · FSK: ab 12
Regie: Jon Turteltaub
Drehbuch:
Kamera: Phedon Papamichael
Darsteller: John Travolta, Kyra Sedgwick, Robert Duvall u.a.

George Malley ist Auto­me­cha­niker in Harmon, irgendwo im Nirgendwo Amerikas. Als solcher muß er nicht sonder­lich helle sein und ist es auch nicht. Das einzige, was er bis zu seinem 37. Geburtstag sicher weiß ist, daß er in die hübsche Lace verliebt ist, die ihn aller­dings wenig Gele­gen­heit gegeben hat, sich Hoff­nungen zu machen. Am Abend seines Geburts­tages tritt er nichts­ah­nend und wenig­den­kend vor die Bar und sieht ein Licht auf sich herab­fallen. Von seiner darauf folgenden Ohnmacht erwacht, wankt er zurück zu seiner Party und schlägt den Doc, sozusagen den Aushän­ge­stu­dierten des Kaffs, im Schach!

Siehe da, der Herr scheint Hirn vom Himmel geschmissen zu haben, den von nun an zeigt Regisseur Jon Turtel­taub in jeder Szene super­deut­lich, daß der dumpe Mecha­niker zum Genie mutiert. Jetzt kann er nämlich ohne zu stottern »Photo­syn­these« und »Halb­lei­ter­technik« sagen, lernt Sprachen in nur 20 Minuten und baut in seinem Hinter­zimmer Super­dünger und ener­gie­spa­rende Motoren, die seinem Ober­zimmer entspringen. »Bist Du so etwas wie ein Erfinder?«, muß er sich daher von seinen verwirrten Sauf­kum­panen fragen lassen, denen Georges Wandel gar nicht geheuer ist, aber er erklärt ihnen, daß er »nur diese vielen Ideen in seinen Kopf hat«. Weil sie ihn nicht verstehen, gerät er in Wut und macht -schwubs- einen Spiegel kaputt, ganz ohne ihn zu berühren: »Tele­ki­nese« haucht verwirrt der Doc und verspricht George, eine Lösung für sein Problem zu finden. Denn ganz wider erwarten findet der das gar nicht so toll, endlich mal was zu verstehen, sondern will lieber wieder wie einer von denen da sein und -ich sagte das schon- das Herz von Lace erobern. Wenigs­tens dazu scheint der ganze Zauber um sein Phänomen (tatsäch­lich, daher kommt der Titel) zu taugen. Nicht etwa, daß er sie damit beein­dru­cken könnte, aber immerhin wird er deswegen zum Außen­seiter und für solche läßt sich doch immer mal das Herz erweichen.

Ja, John, der Kult, Travolta spielt den Mecha­niker George und er macht das gut, solange dieser noch mäßig minder­be­mit­telt ist. Hier erinnert er mit seinem harmlosen Lächeln ein bißchen an Grease-im-Alter. Dann jedoch scheinen die schweren Wörter die Dreh­buch­autor Gerald DiPego für ihn vorge­sehen hat, seine volle Aufmerk­sam­keit in Anspruch zu nehmen und ihn völlig vom Schau­spielen abzu­halten. DiPego selbst ist geschickt der Gefahr entkommen, beim Beschreiben eines Genies etwas dazu zu lernen, indem er lediglich lange, natur­wis­sen­schaft­lich klingende Wörter anein­ander reiht und das mit Intel­li­genz verwech­selt. So könnte Pheno­menon genauso die Geschichte des größten Aufschnei­ders von Harmon sein, wäre da nicht noch die Sache mit den schwe­benden Blei­stiften. Georges Vers­tändnis aller Dinge geht nämlich so weit, daß er mit Blei­stiften und Sonnen­brillen kommu­ni­zieren kann, so von Ener­gie­form zu Ener­gie­form, und sie dazu überredet, für ihn in der Luft zu schweben. Das ist zwar für den Verlauf der Geschichte nicht weiter wichtig, aber es ist viel leichter darzu­stellen, als ein Dummer, der Klug wird, also wird es gemacht. Den Spezial Effekt Oscar wird der Film dafür nicht bekommen, aber zumindest für den Trailer kann man die harmlose Liebes­ge­schichte damit ins mystische hinein aufpeppen.

Was bleibt ist eine Love-Story, die nicht richtig funk­tio­niert, in einem Streifen, der, nicht zuletzt wegen seiner Länge, eine Menge Längen hat.

PS: Bereits im Vorfeld wird über Pheno­menon disku­tiert, weil er auto­bio­gra­phi­sche Elemente aus dem Leben des Scien­to­logy-Gründers Ron Hubbards enthalten soll. Das stimmt insoweit, daß Hubbard sich gerne als der darstellte, der plötzlich alles verstanden hat und dessen Durch­bruch ebenfalls aus Expe­ri­me­neten mit Pflanzen stammen soll. Besonders sendungs­be­wußt zeigt sich der Film jedoch nicht und so kann man nur darauf hinaus argu­men­tieren, daß John Travolta, beken­nender Scien­to­loge, viel Geld an diesem Streifen verdient und das, wie es sich gehört, an die SEKTE fließt. Also geht ein Teil von jeder Eintritts­karte »an einen schlechten Zweck«. Das hindert kaum jemanden einem guten Film zu sehen aber es ist doch ein weiterer Grund sich einen schlechten nicht anzu­gu­cken, oder?