Ooops! 2 – Land in Sicht

Ooops! The Adventure Continues

Deutschland/Irland/L 2020 · 82 min. · FSK: ab 0
Regie: Toby Genkel, Sean McCormack
Drehbuch: ,
Musik: Eímear Noone
Schnitt: Mark Broszeit
Tagesaktueller Kommentar zu unseren gegenwärtigen Problemen
(Foto: Telepool/Paramount)

Frieden für Alle

Wie schon sein Vorgänger ist auch Ooops! 2 – Land in Sicht ein Beispiel für subtile Reformpädagogik, die unterhält, aber Kinder auch auffordert, an den Entscheidungsprozessen der Erwachsenen teilzunehmen

Ev’rybody’s talking bout
Bagism, Shagism, Dragism, Madism, Ragism, Tagism
This-ism, that-ism, is-m, is-m, is-m
All we are saying is give peace a chance
All we are saying is give peace a chance
– John Lennon & Plastic Ono Band, Give Peace a Chance (Official Music Video HD, 1969)

Ooops! Die Arche ist weg... war 2015 eine kleine Über­ra­schung. Zwar nicht mit dem großen Block­buster-Anima­tions-Budget von Dream­works und Disney reali­siert, schaffte es die kleine Produk­tion dennoch mit ihrer liebe­vollen Geschichte über eine unter­ge­hende Welt, in der sich gerade noch ein paar Tiere auf eine Arche retten können, über gutes Story­tel­ling und eine wenn auch spar­ta­ni­sche, so doch gelungene Animation, genug Kinder mit ihren Eltern in die Kinos zu locken, um nun, nach fünf Jahren, einen zweiten Teil in die Kinos zu bringen.

Dieser Teil schließt erzäh­le­risch direkt an den ersten Teil Ooops! Die Arche ist weg... an und auch sonst ist (fast) alles beim Gleichen geblieben: wieder arbeiten Toby Genkel und Sean McCormack (Regie) mit Richie Conroy und Mark Hodkinson (Drehbuch) zusammen und wieder steht die Misere um eine unter­ge­gan­gene Welt im Mittel­punkt, in der sich ein paar reale und ein paar Fanta­sie­tiere irgendwie vertragen lernen müssen, um überhaupt so etwas wie eine Zukunft zu haben. Und wieder stimmt auch das Verhältnis von ruhigen Dialog-Szenen und Action-Momenten, wird erzäh­le­risch auf mehreren Ebenen auf den üblichen »Erlö­sungs­mo­ment« hinge­ar­beitet. Das ist nicht nur für die Kleinsten inter­es­sant und aufregend, sondern dürfte auch als Fami­li­en­film funk­tio­nieren.

Und das nicht nur weil die Anima­tionen im zweiten Teil deutlich an Dichte und Leben­dig­keit gewonnen haben, sondern vor allem, weil Ooops! 2 – Land in Sicht sich wie ein tages­ak­tu­eller Kommentar zu unseren gegen­wär­tigen Problemen ansieht. Denn was vor fünf Jahren noch nicht in dem Ausmaß absehbar war, ist es nun allemale und Ooops! 2 – Land in Sicht kann für sich verbuchen, schon mit seinem Vorgänger auf der Höhe der Zeit gewesen zu sein: denn auch in Ooops! 2 – Land in Sicht wird ja nichts anderes verhan­delt als das, was wir tagtä­g­lich mehr und mehr reali­sieren: dass wir auf einem Planeten leben, der dem Untergang geweiht ist, in dem Über­schwem­mungen wie in diesem Film mehr und mehr an der Tages­ord­nung sind, nicht zuletzt durch die schmel­zenden Eispanzer an den Polen, Nach­richten, die auch Kinder zunehmend erreichen.

Ooops! 2 – Land in Sicht gibt dieser Proble­matik eine ähnlich konstruk­tive Grundlage wie im letzten Jahr Regina Welkers und Nina Wels' Latte Igel und der magische Wasser­stein, der ebenfalls mit subtiler Reform­pä­d­agogik die jüngste Genera­tion auf schwie­rige Zeiten vorbe­reitet, dabei aber impli­ziert, dass diese schweren Zeiten nicht das Ende der Mensch­heit bedeuten müssen.

Voraus­ge­setzt, die Kinder machen mit und die Mensch­heit ringt sich wie die Tiere auf der Arche dazu durch, Unter­schiede und Anders­ar­tig­keiten wie Fleisch- und Pflan­zen­fres­serei, pädago­gi­sche Zwiste, popu­lis­ti­sche Politik, alte Ängste und Vorur­teile irgendwie in einen Topf zu werfen, sie zu einem harmo­ni­schen Brei zu verkochen und damit glücklich zu werden.
Ein alter Hippie-Traum, keine Frage, aber einer, der gerade im Angesicht der drohenden Umwelt­ka­ta­strophe wohl alter­na­tivlos ist – »Give Peace a Chance«.