One to One: John & Yoko

Großbritannien 2024 · 105 min. · FSK: ab 12
Regie: Kevin Macdonald, Sam Rice-Edwards
Kamera: David Katznelson
Schnitt: Sam Rice-Edwards
Protagonisten: John Lennon, Yoko Ono
One to one
Give Love a Chance
(Foto: Piece of Magic Entertainment / Die FilmAgentinnen)

Neue Aufnahme, alte Playlist

Über kaum eine Band gibt es so viele Dokumentationen wie über die Beatles. Kevin Macdonald befasst sich in seinem neuen Werk nun gezielt mit John Lennon, seiner Frau Yoko Ono und deren gemeinsame Zeit in den Vereinigten Staaten

In den letzten Jahren entstanden rund um die Beatles gleich mehrere Doku­men­ta­tionen. Von Peter Jacksons ambi­tio­niertem Get Back-Projekt bis zum von Martin Scorsese produ­zierten Beatles ’64. Sam Mendes dreht derzeit sein angekün­digtes Mammut­pro­jekt von vier Biopics, die inein­an­der­greifen und sich mit je einem der Beatles beschäf­tigen. Bei dieser Fülle an doku­men­ta­ri­scher und popkul­tu­reller Bear­bei­tung stellt sich die Frage: Was gibt es noch zu erzählen?

Regisseur Kevin Macdonald nimmt sich gezielt John Lennon vor, der trotz des Film­ti­tels wesent­lich mehr Raum einnimmt als seine Ehefrau Yoko Ono – wie das wohl auch zu Lebzeiten war. Aufhänger ist das einzige Konzert, das nach seiner Zeit mit den Beatles gemeinsam mit Yoko Ono statt­ge­funden hat: »One to One« war der Name des Bene­fiz­kon­zerts, das Geld für wohl­tä­tige Zwecke sammelte, insbe­son­dere für die inten­si­vere und indi­vi­du­elle Betreuung von Kindern mit Behin­de­rung. Rund um dieses Konzert, von welchem immer wieder einzelne Perfor­mances gezeigt werden, geht es vor allem um John und Yoko als Akti­visten in den 70er Jahren.

Der Film ist über­wie­gend aus Archiv­ma­te­rial zusam­men­ge­setzt, mit Tele­fo­naten sowie Fern­seh­bei­trägen von damals. Macdonald erstellt auf diese Weise ein frag­men­tiertes Porträt, das seine Prot­ago­nisten kaum nahbar machen kann. Mitunter schweben die beiden eher über die Leinwand, als dass man das Gefühl hätte, tatsäch­lich eine intime Biografie zu sehen. Kleinere Binnen­er­zäh­lungen nehmen außerdem Yoko Onos Suche nach ihrer Tochter sowie die Darstel­lung von John Lennons Ablehnung der Radi­ka­li­sie­rung der linken Akti­visten zu jener Zeit ein. Diese und weitere Geschichten schneidet der Film immer wieder an, verbunden mit dazu passenden Songs der beiden. Bewusst wird auf eine Verknüp­fung mit den Beatles verzichtet, die nur zu Beginn kurz erwähnt werden.

Was One to One bei allem sehr gut macht, ist, das Erzähl­tempo zu justieren. Wann immer man denkt, dass die Aufnahmen von Lennon und Ono repetitiv werden, eine Song­auf­nahme des Konzertes sich in die Länge zieht oder aber ein Gespräch anfängt zu lang­weilen, schweift Macdonald ab und widmet sich einem neuen Thema. Zugute kommt dem Film dort auch, dass der Regisseur ihn nicht überlädt, sondern sehr bewusst Dinge anspricht oder außen vorlässt. Das große Highlight für Musikfans sind die ausge­wählten Live-Perfor­mances von »Come Together« und »Instant Karma!« beim Bene­fiz­kon­zert, vorge­tragen von John Lennon: ein musi­ka­li­scher Genuss.

Am Ende kann man dem Film kaum etwas anlasten. Die Aufnahmen sind aufwendig restau­riert, der Wechsel zwischen Konzert­auf­nahmen und narra­tiver Frag­men­tie­rung gut und der Fokus auf John und Yoko hervor­ra­gend. Das Problem ist nur, dass die beiden wie bereits auser­zählte Figuren wirken. Der Film kann kaum etwas hinzu­fügen zu den bereits bekannten und zahl­rei­chen Bear­bei­tungen der Vitas. Wenn Yoko Ono auch nie zu den Beatles gehörte, wurde sie dennoch schon mehr als genug porträ­tiert.

Kevin Macdonald hätte wohl­mög­lich gut daran getan, sich auf eine der einge­streuten Geschichten zu fokus­sieren. Letztlich ist der Film so ein solider Remix mit neuen Aufnahmen, die trotzdem nur das immer selbe Lied spielen.