Deutschland 2001 · 93 min. · FSK: ab 6 Regie: Wolf Gremm Drehbuch: Wolf Gremm, Jonathan Brett Kamera: Egon Werdin Darsteller: Hardy Krüger jr., Frances Andreson, Gottfried John, Robert Wagner u.a. |
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Manchmal gibt es das: Liebe auf den ersten Blick. Und wenn es zwei so unterschiedliche Menschen trifft, wie in diesem Fall, dann muss das oft schlecht ausgehen, ist – nicht nur im Kino – mit allerrlei Wirrungen verbunden. Nancy & Frank erzählt eine solche Liebesgeschichte unter Ungleichen. Frank, ist ein deutscher Geschäftsmann, gutaussehend und unerfahren, einer, der nach New York gekommen ist, um einer von den Golden Boys der »New Economy« zu werden, und im blaugrauen Nadelstreifen sein Glück zu machen. Gespielt wird diese Mischung aus Schnösel und Unschuld von Hardy Krüger Junior, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, aber in seinen schauspielerischen Qualitäten doch allenfalls als dessen Karikatur wirkt. Nancy ist Ungarin. Einst kam sie mit ihrem Freund (Jamie Harris, der Sohn von Richard Harris) aus Osteuropa, um ihren eigenen Amerikanischen Traum zu leben. Sprunghaft und launisch, exaltiert, voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft, dabei im ganz konkreten Elend lebend, schlägt sie sich als Barfrau und Hostess durch, nebenbei studiert sie. Frances Anderson gibt ihr die Tonlage einer Lebenshungrigen, dabei bereits in allem Erfahrenen, die nichts mehr erschüttern kann.
Schon wahr: Irgendwie setzt Wolf Gremm (Fabian, Kamikaze 1989) mit seinem neuen Film Nancy & Frank die Tradition des europäischen Autorenkinos der Sechziger und frühen Siebziger fort, der er sich selbst zurechnet: Er dreht einfach, ohne Rücksicht aufs Budget zu nehmen, ohne sich um Einzelheiten der Inszenierung zu scheren: spontan, improvisiert, angetrieben durch eine ganz persönliche Vision. Das gibt Nancy & Frank einen wilden Grundzug, eine Kraft, die gar nicht so häufig ist im Kino unserer Tage. In diesem Fall wird sie freilich mit einer gehörigen Portion filmischem Dilettantismus erkauft. Viele Bilder, weite Teile der Inszenierung wirken unbeholfen, und man muss schon auf Gremms Erfahrung vertrauen, seine berufliche Vorgeschichte, die neben einem Bundesfilmpreis (1973 für Ich dachte, ich wäre tot) auch die mehrfache Zusammenarbeit mit Fassbinder einschließt, um sich einigermaßen sicher zu sein, dass hölzerne Dialoge, schlecht geschnittene Bilder, vieles Spröde, der grundsätzliche »Trash«-Appeal dieses Films dem Regisseur einfach nur egal sind, dass er sie offenbar gern in Kauf nimmt, und nicht etwa es einfach nicht besser kann. Ob sein Film deshalb funktioniert, ist eine andere Frage. So gut der Film mitunter als New-York-Portrait gefällt, hier viel vom Charme der New Yorker Independent-Szene zu spüren ist, ist er da am Schlechtesten, wo die Handlung mit weltanschaulichem Ballast aufgeladen wird. Irgendwie möchte Gremm nämlich auch eine Geschichte von Kulturvermischung und der Begegnung zwischen Europa und Amerika erzählen. Aber da bleibt in Nancy & Frank alles behauptet, ebenso wie in der arg plump geratenen Kapitalismus- und Globalisierungskritik, die immer wieder wie nebenbei im ununterbrochenen Larifari-Geplapper der Dialoge, unterstützt vom besorgten Augenrollen der Hauptdarsteller, ausgebreitet wird.
Trotz alldem gibt es auch wunderbare Momente. Sie gehören nicht zuletzt den Schauspielern, jenen insbesondere der Nebencharaktere die nur gelegentlich auftauchen, aber von den wahrhaft Großen gespielt werden: Hollywood-Star Robert Wagner etwa, als schmierigem New-Yorker-Baulöwen, auf dessen Yacht sich das Paar zum ersten Mal begegnet, oder Gottfried John, der den alternden todkranken Mentor Franks spielt. Ihre Auftritte entschädigen für manches, was man bei Nancy & Frank sonst vermisst.