USA 2000 · 109 min. · FSK: ab 12 Regie: Daniel Petrie Drehbuch: Marc Lawrence Kamera: Laszlo Kovacs Darsteller: Sandra Bullock, Michael Caine, Benjamin Bratt, Candice Bergen u.a. |
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Alle starren auf die Undercover-Agentin |
Sie ist zurück. Sandra Bullock war in den letzten Jahren vom Publikum arg gebeutelt worden. Nachdem sie mit Speed an der Seite von Keannu Reeves schlagartig bekannt wurde, glaubte man die junge Frau binnen Zweijahresfrist zum neuen Superstar modellieren zu können. Das Konzept ging nicht auf, und die Bullock mit erwartungsvoll gestarteten Filmen (A Time to Kill, In Love and War, Practical Magic) regelmäßig an der Kasse baden.
An ihr selbst lag das allerdings weniger. Vielmehr waren es jene, die sie zur Kämpferin oder zartromantischen Liebhaberin stilisierten, und nicht das eigentliche Talent der Bullock erkennen wollten: Sie ist eine begnadete Komödiantin.
Donald Petries Miss Undercover gibt ihr nun endlich die Chance, an dieses Potential zu erinnern. Und plötzlich sind die Misserfolge wie weggewischt. In dem Film spielt die Bullock die äußerlich unscheinbare, sehr unmanierliche und ruppige Polizistin Gracie Hart (!), die in eine Miss Wahl eingeschleust wird, um einen Terroristen zu fangen. Dies Unterfangen bietet zugleich willkommene Gelegenheit, Gracie endlich auf den Pfad der – weiblichen – Tugend zu führen.
Das Grundmuster kennt man bereits aus Shakespeares »Der Widerspenstigen Zähmung«: Frauen sind schön. Aber nur dann, wenn sie »schön« sind, dass heißt, sich kleiden und geben, wie es die Männer wollen. Das wäre nun zweifelsohne frauenfeindlich, läge es nicht auch in der Frauen höherem Interesse und vor allem in ihren geheimsten Wünschen. Darum müssen möglichst viele rebellischen Frauen in der Welt gebändigt werden – zu ihrem eigenen Besten.
So ungefähr lautet die Theorie,
die Miss Undercover zugrunde liegt, und in Wahrheit eine Männerphantasie ist, beherrscht vom – unbewussten?, bewussten? – Wunsch, alles Weibliche tunlichst aus der Männerwelt zu entfernen. Und was gäbe es Männlicheres, als die Polizei?
In der Praxis gibt Petrie diesem Muster allerdings eine durchaus unterhaltsame Gestalt. Ein bisschen harmlos, und nicht ganz ohne Klischees, aber diese auch immer wohltuend ironisierend und jedenfalls unaufdringlich erzählt er seine Geschichte vom hässlichen Entlein, dass zum schönen – und heiratsfähigen – Schwan wird. Trotzdem bliebe das alles wohl etwas zu dünn, gäbe es nicht Michael Caine in einem wunderbaren Auftritt als britischer Benimmlehrer, der –
leider noch ein Klischee – natürlich schwul sein muss. Zunächst ob fehlender Elementarkenntnisse geschockt, erkennt er schnell die »wahren« Talente seiner Schülerin – und einmal mehr ist es ein Mann, der die Frau zur Dame macht.
Und es gibt eben Sandra Bullock, in einer ihrer witzigsten Auftritte der letzten Jahre. Wie gesagt: sie ist zurück.