Marlina – Die Mörderin in vier Akten

Marlina si pembunuh dalam empat babak

Indonesien 2017 · 94 min. · FSK: ab 16
Regie: Mouly Surya
Drehbuch: ,
Kamera: Yunus Pasolang
Darsteller: Marsha Timothy, Dea Panendra, Egi Fedly, Yago Pratama, Rita Matu Mona u.a.
A woman's gotta do what a woman's gotta do.

The Good, The Bad and The Headless

Die zwei Pferde müssen unbedingt mit – es gibt Prio­ritäten. Wenn die nicht recht­zeitig als Mitgift ankommen, dann platzt die ganze Hochzeit. Da hat die Mutter des Bräu­ti­gams in spe jenen schmerz­be­freiten Prag­ma­tismus, den die Frauen in diesem indo­ne­si­schen Land­strich sich offenbar alle früh aneignen müssen.

Da ist es erstmal neben­säch­lich, dass eine Mitrei­sende des Überland-Lini­en­busses als Hand­ge­päck einen abge­schla­genen Kopf bei sich baumeln hat.

Diese Mitrei­sende, das ist die Titel­heldin von Marlina – Die Mörderin in vier Akten, dieses femi­nis­ti­schen Westerns von Mouly Surya. Der Kopf aber gehörte zuvor dem Capo der Bandi­ten­bande, die die verwit­wete Marlina (Marsha Timothy) auf ihrem entle­genen Kleinst­bau­ernhof heim­suchten. Der Film erzählt den Ablauf des Überfalls so auswegslos wie verblüf­fend unauf­ge­regt; in fast schel­misch präzisen Tableaus; mit einem trockenen Witz, der sich durch den ganzen Film zieht.

Die sieben Banditen kündigen an, Marlinas Vieh zu stehlen, bekocht werden zu wollen, und – wenn dann noch Zeit bleibt – sie nach­ein­ander zu verge­wal­tigen. Bis auf den Chef kann sie alle vergiften. Ihn enthauptet sie während des erzwun­genen Akts.

Ihre be-hauptete Fahrt ins nächste Städtchen tritt sie an, um sowohl den Überfall als auch ihre Notwehr ordnungs­be­wusst bei der Polizei anzu­zeigen.

Ausge­rechnet dieser Versuch aber, im Rahmen des Gesetzes zu bleiben, macht Marlina wirklich zum Outlaw. Die Formu­larf­ragen der halb­be­flis­senen Beamten drängeln in Richtung eines falschen Eindrucks des Gesche­henen. Was vorher auf der Leinwand für alle völlig evident war, bekommt auf dem Papier plötzlich einen das Opfer ankla­genden Einschlag. Hat sie sich zu vorschnell, bereit­willig in das ohne offene Waffen­ge­walt aufgenö­tigte Schicksal gefügt? Und da die Mühlen des Gesetzes zudem sehr langsam mahlen, bleibt Marlina nichts anderes übrig, als sich halt auch der verblie­benen Reste der Bande selbst zu entle­digen.

Marlina – Die Mörderin in vier Akten ist ein Rache­wes­tern, keine Frage, und durchaus ein blutiger – und was Breitwand-Bild­sprache, Musik­ein­satz betrifft dazu noch auf seine ganz eigene, indo­ne­si­sche Weise einer der Leone-würdigsten der letzten Jahre, der nicht von Tarantino stammt. Aber wo die klas­si­schen männ­li­chen Genre-Helden ihr ganzes Leben dem Rache­durst hingeben, macht Marlina lediglich und gnadenlos, was alle Frauen in ihrer Welt tun: Das Nötige.

A woman’s gotta do what a woman’s gotta do.