Liebe und andere Katastrophen

Love and Other Catastrophes

Australien 1995 · 79 min. · FSK: ab 12
Regie: Emma-Kate Croghan
Drehbuch: ,
Kamera: Justin Brickle
Darsteller: Alice Garner, Frances O’Connor, Radha Mitchell, Matthew Dyktinski u.a.

Liebe und andere Kata­stro­phen ist ein austra­li­scher Inde­pen­dent­film, der sich komö­di­an­tisch mit genau den Themen ausein­ander, die uns alle bewegen: Liebe und Sex, stetiges Umziehen und tote Dozenten.

Dem Titel entspre­chend geht es aber vorrangig um Liebe und um persön­liche kleine Kata­stro­phen von fünf Studen­tInnen an einem einzigen Tag. Dabei fühlt man sich einer­seits auf angenehme Weise an Woody Allen erinnert, (auch wenn es hier um jüngere Menschen geht), ande­rer­seits an Filme wie Reality Bites, Jeffrey oder Einsam, zweisam, dreisam. Das Erfolgs­re­zept liegt darin, daß sich jeder in der einen oder anderen Figur wieder­finden kann. Die tech­ni­sche Machart von Liebe und andere Kata­stro­phen erinnert ein wenig an Spike Lees ersten erfolg­rei­chen Film She´s Gotta Have It (dt. Titel Nola Darling).

Schon der mit SUPER 8 gedrehte Vorspann strahlt eine Menge der Energie aus, die den Film ausmacht. Schnelle Schnitte, rasant verwischte Kame­ra­fahrten und die beherr­schenden warmen, erdigen Farbtöne stimmen die Zuschauer ein. Ein Hauch von Anarchie wird vermit­telt. Das Tempo bleibt bis zum Schluß. Von den fünf Haupt­fi­guren sind es besonders die Frauen, die die Handlung antreiben und die Vitalität versprühen. Doch es geht hier nicht um den Geschlech­ter­kampf, ganz im Gegenteil: die Figuren gehen so tolerant mitein­ander um, daß es beinahe idea­lis­tisch wirkt. Aber so nimmt man wenigs­tens ein gutes Gefühl mit aus dem Kinosaal!

Zum Inhalt: Mia (F. O’Connor) und Alice (A. Garner) studieren Film­theorie. Sie haben in ihrer neuen Wohnung noch ein Zimmer zu vergeben und wollen heute in ihrem Bekann­ten­kreis die dafür passende Person finden, denn schon am Abend soll die Einwei­hungs­party steigen.

Mia wirkt selbst­be­wußt, ist sich jedoch in ihrer Beziehung zu Danni nicht so sicher. Sie kann sich aus Angst vor zuviel Nähe jedoch nicht dazu durch­ringen, das Zimmer ihrer Geliebten anzu­bieten. An diesem Tag muß Mia auch noch in Windes­eile drei Unter­schriften sammeln, um die büro­kra­ti­schen Hürden für den geplanten Studi­en­fach­wechsel (hin zu ihrem Traum­do­zenten) zu nehmen. Doch so einfach läuft so etwas bekannt­lich nicht, besonders wenn auch noch der unpas­sende (und verfrühte) Tod eines der Unter­schrif­ten­geber dazwi­schen­kommt.

Ihren Freunden geht es nicht besser: Alice kann sich nicht zur Abgabe ihre Doktor­ar­beit entschließen, die Doris Day als Femi­nistin (!) beleuchtet und ist bei Männern ebenso zögerlich wie erfolglos. Plötzlich begegnet sie jedoch einem möglichen Kandi­daten: Ari, intel­li­gent, selbst­be­wußt, charmant. Bei einem solchen Favoriten bleibt sie blind für die schüch­ternen und etwas linki­schen Liebes­be­weise durch Michael, ein poten­ti­eller Kandidat für das freie Zimmer.

Was macht diesen Film nun zu einem beson­deren Film? Unge­wöhn­lich und lobend zu erwähnen ist die Art, wie hier lesbische Liebe gezeigt wird. Unspek­ta­kulär. Liebevoll. Unkit­schig. Die poli­ti­sche Dimension ist völlig ausge­blendet, es geht einfach um die Liebe zwischen zwei Menschen. Wäre eine dieser Figuren ein Mann, wäre der Film dadurch nicht grund­le­gend anders geworden. Denn homo­se­xu­elle Liebe ist nicht das Haupt­thema des Films, sie ist im Film einfach da, so wie im Alltag eben auch. Und diese Norma­lität, die die Studenten leben, ist eine angenehm opti­mis­ti­sche und hoffent­lich halbwegs zeit­ge­mäße Darstel­lung.

Alle fünf Haupt­rollen sind mit bravourös agie­renden Nach­wuchs­dar­stel­lern besetzt. Die Figuren werden viel­schichtig und mit viel Humor darge­stellt. Zusammen mit dem allzu glück­li­chen Ende führt das zwangs­läufig zur Unglaub­wür­dig­keit. Doch da die Crew erfolg­reich der Versu­chung wider­standen hat, die Charak­tere allzu stereotyp anzulegen und sie angenehm zurück­hal­tend gespielt werden, ist das Gesamt­werk mehr als nur gelungen!