Deutschland/Israel 2007 · 114 min. · FSK: ab 16 Regie: Maria Schrader Drehbuch: Maria Schrader, Laila Stieler Kamera: Benedict Neuenfels Darsteller: Neta Garty, Rade Serbedzija, Tovah Feldshuh, Stephen Singer, Ishai Golan u.a. |
![]() |
|
Neta Garty – Schönheit beim Tischlein-deck-dich |
Neta Garty als Yaara ist eine wunderschöne junge Frau. Mit großen braunen Rehaugen schaut sie in die Welt, mit einem stets etwas erstaunten, erschreckten Blick. Und weder Scham noch Freude noch Entzetzen können diesem Blick etwas anhaben.
Maria Schrader erzählt in ihrem Regiedebut die Geschichte der jungen Frau Yaara, die sich in den Studienfreund ihres Vaters Arie (Rade Sherbedgia) verliebt und ihn mit einer nie gekannten Leidenschaft begehrt. Er lockt sie mit seiner gleichgültig, abweisenden, ja verachtenden Haltung aus der Reserve, so dass sie immer mehr das Gefüge ihres Lebens verlässt. Arie ist der Mensch, wie ein Onkel Wanja, der aus der Ferne mit großer Gleichgültigkeit kommt und das Leben derer, denen er wieder begegnet, aus dem Gleichgewicht bringt. Ob er das in diesem Fall absichtlich tut, oder es sich so ergibt, wird nicht klar. Aber am Ende ist nichts wie zuvor und Yaara, ihre Eltern und letztendlich auch Arie müssen einer längst vergangen Wahrheit ins Auge sehen, die sie all die Jahre verdrängt bzw. nicht gewusst haben. Ein modernes Märchen über die Macht und Grausamkeit menschlicher Beziehungen, aber auch über ihr Glück.
In schönen hellen Bildern wird das Märchen erzählt, im sonnendurchfluteten Jerusalem. Symbolträchtige Einstellungen werden gefunden, so der Vogel, der vergeblich versucht, aus der (Grabes)Kirche durch das Kuppelglas zu entkommen, und es am Ende durch ein Fenster tatsächlich schafft. Dann der Sturm, der die Blüten des Geburtstagstisches wegbläst oder die öde Wüstenei, in der Yaara quasi mit dem Feuer spielt, indem sie auf Arie vertraut. Durch diese schönen Bilder wandert die gleichfalls schöne junge Frau und erlebt, wie sich durch die Liebesbeziehung zu Arie ihr Leben ändert. Aber diese Veränderung wird nicht sichtbar, und das ist schade. Denn es fehlt die Intensität, die den Zuschauer in das Geschehen und Erleben der Figuren holt. Der Film hat weder etwas Entzetzendes noch Berührendes, er ist einfach nur schön. Eindrucksvoll ist neben den Rehaugen der Hauptdarstellerin die Kameraführung von Benedict Neuenfels. Allein durch seien Blick gewinnt der Film an Intensität und an innerer wie äußerer Bewegung. Wenn zum Beispiel Yaara mit Arie bei seinem Freund sitzt und sie in ihrem Rausch immer mehr ersehnt, dass er sie vögelt, dann werden die Bilder immer unscharfer, die Perspektive wabert im Raum herum oder zeigt ganz nah aus Yaaras Blickwinkel Aries Hals, an dem sie kauert. Schon während des Aktes wird die (Kamera)Sicht wieder scharf, denn auch Yaara sieht wieder klar, erwacht aus dem rauschhaften Zustand ihrer Leidenschaft. So begleitet die Kamera das Geschehen und schafft es, die Bilder zu beleben und interessant zu machen.
Maria Schrader ist ein Film-Märchen gelungen, das von der Geschichte und der Kameraführung lebt, das eine wunderschöne Heldin und einen charismatischen Helden hat, aber leider zu konventionell, unemotional, zu wenig leidenschaftlich daherkommt.