USA/Irland 2004 · 125 min. · FSK: ab 12 Regie: Antoine Fuqua Drehbuch: David Franzoni Kamera: Slawomir Idziak Darsteller: Clive Owen, Keira Knightley, Ioan Gruffudd, Mads Mikkelsen u.a. |
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Wehrhafte Lady: Guinerva (Keirra Knightley) |
Krawall-Producer Jerry Bruckheimer liefert mit King Arthur eine Neuinterpretation des Arthur-Mythos ab. Diese spielt zur Zeiten der Britanien-Besetzung durch die Römer.
Arthur muss tiefer stapeln als gewöhnlich. Statt eines Königs ist er lediglich Kommandant einer kleinen, ruhmreichen Reitertruppe im Dienste des Imperium Romanorum. 15 Jahre lang hatte dieser Trupp erfolgreich den römischen Hadrianswall gegen die einheimischen Rebellen – die Piken – geschützt. Das Ende ihrer Dienstzeit fällt mit dem Rückzug der römischen Legionen von der besetzten, britischen Insel zusammen. Grund für den Abzug ist eine drohende Invasion der Sachsen. Um endgültig Feierabend machen zu können, müssen sich Arthur und seine Mannen einem finalen Auftrag stellen. Ein hoher römischer Geistlicher ordnet die sichere Eskortierung einer römischen Familie aus feindlich okkupiertem Territorium an. Auf dieser Reise trifft Arthur auf die Pikin Guinerva (gespielt von Keirra Knightley), die er schätzen und lieben lernt. Auf diese Art und Weise kommt auch schlussendlich eine Allianz zwischen Arthurs Reitertruppe und den Piken zustande. In einer großen Schlacht stellt sich das Bündnis der Übermacht der anrückenden Sachsen.
Seit etwa fünf Jahren spukt Bruckheimer die Idee einer Wiederbelebung der Arthur-Sage im Kopf herum. Ursprünglich sollte bei dem 90 Mio. Dollar Projekt Michael Bay Regie führen, schließlich fiel die Wahl dann aber doch auf Antoine Fuqua, welcher seinerzeit mit The Replacement Killers ein routiniertes Actionprojekt abgeliefert hatte (übrigens damals auch an Bord: Til Schweiger).
Der komplett in Irland und Wales entstandene Streifen ist nicht sonderlich sehenswert. Die Einspielergebnisse blieben in den USA bescheiden. Der Film scheitert in seinen Bemühungen doppelt: als historischer Abriss finden sich zu viele Fehler (sei es der Einsatz der Armbrust bzw. des Stacheldrahtes oder die Kostüme) und als Action-Streifen macht ihn die Disney-Schere zum Kastraten. Die Kampfszenen wirken detailarm und lustlos. Till Schweiger verspricht zwar Deleted Scenes inkl. »Blut [...] in Strömen« (Focus Nr. 34) auf der kommenden DVD – das könnte zumindest Gore Hounds zufrieden stellen. Allerdings kann dies nicht über die schwache Gesamtleistung hinwegtäuschen.
Man kommt nicht umhin, von einer Art »Rumpeldramaturgie« zu sprechen: Es fehlt an Erzähltempo und -fluss. Diese Tatsache enttäuscht im besonderen Maße, da niemand anderer als David Franzosi, der das Drehbuch für Gladiator schrieb, für das Skript verantwortlich ist. Die Charaktere sind wenig ausgearbeitet, obgleich man diesen viel (Leinwand-)zeit widmet; die Romanze zwischen Arthur und Guinerva findet auf durchschnittlichem Soap-Niveau statt. Nach ein paar neckischen Diskussionen der beiden darf sich die starke Rebellin letzten Endes doch nur im Weichzeichner auf Arthurs Lenden räkeln. Interessante Reibungsmomente, wie etwa die Konkurrenz zwischen Lancelot und Arthur um Guinerva oder Arthurs idealisierte Vorstellung von Rom werden wenig konkretisiert und somit verschenkt. Einziger Lichtblick ist der Sachsenanführer Cerdic (gespielt von Stellan Skarsgård), welcher nie seine Stimme erheben muss, um Autorität zu demonstrieren: leise und sinister, gänzlich ohne Mimik, befiehlt er Tod und Leid. Über Til Schweiger als Sachsenkrieger breite man den Mantel des Schweigens, er bleibt gewohnt grimmig-eindimensional. Eine weitere fragwürdige Entscheidung ist die Skizzierung der Figur des Merlin. Zu vermuten ist, dass der Rebellenführer absichtlich derart düster geschminkt und kostümiert wurde, um sich von der Figur des Gandalf aus dem Herrn der Ringe abzusetzen. Merlin bleibt (trotz Bemalung und wirrer Mähne) erstaunlich blass.
Positives geschieht oft unbeabsichtigt: Der in fünf Monaten entstandene Streifen bietet für west- & ostdeutsche Zuseher einen interessanten Metatext. Ob Bruckheimer wohl ahnte, welch fabelhafte innerdeutsche Grenze der Hadrianswall abgibt? Ich vermute es nicht. Die Sachsen nehmen alle Mühen der Welt auf sich, um durch diese eine Mauer zu brechen. Kaum im verheißungsvollen Westen angekommen, muss jedoch festgestellt werden: Statt Umwandlung in »blühende Landschaften« erfahren sie Ausgrenzung und Feindseeligkeit, erleben filmisch den Tod. Durchaus amüsant. Ich gratuliere.