USA/Kanada 2025 · 95 min. · FSK: ab 12 Regie: Jonathan Entwistle Drehbuch: Rob Lieber Kamera: Justin Brown Darsteller: Ben Wang, Jackie Chan, Ralph Macchio, Joshua Jackson, Sadie Stanley u.a. |
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Generationsübergreifendes Coming-of-Age... | ||
(Foto: Sony) |
Die Stärke des Karate-Kid-Franchises lag stets darin, über den Tellerrand des klassischen Martial-Arts-Films hinauszuschauen. Sei es in John G. Avildsens Klassiker Karate Kid aus dem Jahr 1984 und zwei weiteren Teilen oder der ebenso erfolgreichen Serie Cobra Kai (2018-2025). Neben gut choreografierten Kampfszenen war es den Machern immer auch wichtig, Coming-of-Age-Geschichten zu erzählen und die Kampfkunst mit dem Kampf für ein besseres und sinnvolleres Leben zu verzwirbeln.
Das gilt auch für die Wiederaufnahme des Franchises, das thematisch dem letzten, 2010 erschienenen Kinofilm Karate Kid von Harald Zwart und ebenso der Serie mit Jackie Chan folgt, aber auch Ralph Macchio aus den frühen Filmen integriert. Was sich fast schon ein wenig zu aufgesetzt anhört, so als ob die Produzenten hier wirklich auch jeden mit ins Franchise-Boot holen wollten, funktioniert in dem eigentlichen Film allerdings überraschend gut. Ganz so wie die Grundidee – nach der sich zwei Kampftraditionen chinesischen und japanischen Ursprungs amalgamieren und dadurch stärker werden – spielt Entwistle und das Drehbuch von Rob Lieber in dieser Neuauflage auf fast allen Ebenen mit dieser Thematik. Wieder sind es zwei Kampfschulen, ist es dieses Mal aber auch Vergangenheit und Gegenwart, die gemeinsam neue Kraft entfalten und ist es vor allem auch die neue, junge Hauptperson Li Fong (Ben Wang), der wegen eines gewaltvollen Todes seines älteren Bruders nicht nur die Schule, sondern mit seiner Mutter (Ming-Na Wen) auch das Land wechselt und von Peking nach New York zieht und sich auch hier eine neue Kraft aus zwei Ästen entfaltet, aus China und den USA und alten und neuen Traumata.
Diese angesichts der gegenwärtigen politischen Strukturen in den USA fast schon utopisch anmutende Erzählung über eine außerordentlich geglückte Migration mündet dann auch in einen liebevoll fotografierten New York-Film, denn Li Fong verliebt sich in Mia (Sadie Stanley), die ihm im Austausch gegen ein paar Mandarin-Stunden New York zeigt und den Kontakt zu ihrem Vater, einen ehemaligen Boxer, herstellt, der mit seinem Pizza-Laden finanziell am Straucheln ist. Was das für Kampf und Katharsis bedeutet, ist schon oft erzählt worden, fühlt sich in Jonathan Entwistles Inszenierung allerdings frisch und fast unschuldig an, denn dem Film gelingt es immer wieder, nicht nur durch die Auswahl seiner überraschenden Locations zu überzeugen, sondern auch durch das Ensemble, in das sich die alten, über 40 Jahre alten Helden des alten Franchises liebevoll mit der Gegenwart umarmen, um in eine gemeinsame Zukunft zu schreiten.
Dabei ist es dann nicht nur das großartig und spannend inszenierte Finale, das den Film abrundet, sondern mehr noch der Auftritt eines der Antihelden aus alten Zeiten, der andeutet, dass jede Zeit vielleicht ihre Antagonismen hat, aber dass diese sich so wie jede Persönlichkeit wandeln können, ohne dabei die alten Ecken und Kanten zu verlieren. Auch dieses fast schon ideale Coming-of-Age aller porträtierten Altersgruppen macht Karate Kid: Legends neben der zärtlich erzählten Liebesgeschichte, den eindringlichen Kampfchoreografien und dezent gesetzten komödiantischen Elementen zu einem der wenigen überzeugenden Familienfilme der letzten Monate.