Deutschland 2001 · 100 min. · FSK: ab 16 Regie: Christoph Stark Drehbuch: Jochen Bitzer, Christoph Stark Kamera: Jochen Stäblein Darsteller: Lavinia Wilson, Barnaby Metschurat, Matthias Koeberlin u.a. |
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Es muss schon ganz schön wüst und sündig zugehen auf der Berliner Love-Parade. Zumindest wenn man deutschen Filmen wie jüngst Roman Kuhns be.angeled und jetzt Christoph Starks Julietta glaubt, dann ist das internationale Techno-Musikevent ein einziges Sündenbabel, voller Sex, Gewalt und Amoral.
Für die junge Schülerin Julietta (Lavinia Wilson), die mit ihren Freundinnen aus dem behütet-provinziellen Stuttgarter Vorort in die Hauptstadt kommt, ändert sich jedenfalls in Berlin das Leben. Schon länger hat sie dort einen Freund, doch im Getümmel verliert sie ihn, irrt designerdrogenbetäubt durch die Strassen und trifft auf den zunächst hilfreichen Max (passabel: Barnaby Metschurat). Später in der Nacht vergeht er sich an der Bewusstlosen und – Vorsicht: Männerphantasie – verliebt sich sogleich unsterblich in sein Opfer. Auch das hat wohl unbewusste Schwingungen abbekommen, jedenfalls schwankt sie von nun an hin und her zwischen den aufkeimenden Gefühlen für Max (von dessen Tat sie wie gesagt nichts mitbekam) und zu Freund Jiri (wurschtig und klischeebehaftet: Matthias Köberlin).
Ein paar Wochen später ist Julietta schwanger und büchst aus ihrem Schulalltag wiederum nach Berlin aus. Die Gefühle schwanken weiter. Zumal Max, der – Vorsicht: deutscher Filmeinfall – zufällig Jiri gegenüber wohnt, sich als sehr charmanter und liebevoller Softi entpuppt, seine bisherige Freundin sofort für Julietta sitzenlässt, wir in Jiri dagegen den grossmäuligen Filou erkennen. Und so weiter und so weiter. Vorhersehbare Krisen, affektiertes Geplapper, laute Technobässe und windschnittige, MTV-Bilder treiben eine Geschichte voran, die immer den banalsten Weg geht, und sich in der Not, zum 90-Minüter zu werden, mit Nebenfiguren und -handlungen aufhält, die dann doch völlig belanglos bleiben und nicht zuende erzählt werden. Zwei Minuten lang darf Sybille Canonica noch eine liberal-besorgte Mutter geben, und irgendwann kommt dann auch heraus, was in der Techno-Nacht geschah. Die Zuschauer, die das Kino noch nicht verlassen haben, fürchten das Schlimmste, doch immerhin erspart uns Stark die kitschig-schwachköpfige Versöhnung von Opfer und Täter. Trotzdem sollte er lieber wieder Werbefilme machen.
Ach ja: Im Nachspann – Vorsicht: Deutsche Schulkrise – entblödet man sich nicht, als Vorlage für all das Heinrich von Kleists ironische Gesellschaftskritik »Die Marquise von O...« heranzuzitieren. Das ist immerhin der beste Witz des Abends.