Großbritannien 1998 · 87 min. · FSK: ab 16 Regie: Michael Winterbottom Drehbuch: Eoin McNamee Kamera: Slavomir Idziak Darsteller: Rachel Weisz, Alessandro Nivola, Luka Petrusic, Labina Mitevska u.a. |
Martin (Alessandro Nivola) kommt aus dem Gefängnis zurück in eine englische Küstenstadt. Er will die Beziehung mit seiner Ex-Freundin Helen (Rachel Weisz) wieder aufnehmen. Doch auch der 14-Jährige Honda, der mit seiner Schwester, der Nachtclub-Sängerin Smokey zusammenlebt, begehrt Helen. Außerdem hat sie gerade eine Beziehung mit dem lokalen Radio-DJ, eine komplizierte, aber nicht unlösbare Situation für Martin.
Besonders viel Mühe mit einer spannenden Geschichte hat sich Michael Winterbottom (Welcome to Sarajevo, Jude) nicht gegeben. Er versucht stattdessen mit dem intensiven Gebrauch von Farbfiltern eine surreale Stimmung heraufzubeschwören. Seine Neonästhetik schmückt er mit poppig-bunter Farbgestaltung, die verdreckt und gewollt schmutzig aussieht, aus. Die verzerrten Bilder liefern ein seltsam planloses Panoptikum, das von nostalgischem Indie-Sound begleitet wird.
I Want You, dessen Titel und Titelsong von Elvis Costello kommt, läßt viele offene Fragen. Er ist mit einigen pikanten Ideen gewürzt, zu denen neben der starken sexuelllen Fixiertheit der Darsteller auch die High-End-Abhörgeräte des stummen Honda zählen. Die Akteure begehren einander, doch ihre Wünsche gehen nicht in Erfüllung. Sie machen keinerlei Entwicklung durch und haben ihren Standpunkt am Ende des Films um keinen Deut verlassen. Die Zusammenhänge und die Beweggründe sind oft im Unklaren, doch scheint Winterbottom an einer Klärung überhaupt nicht interessiert zu sein.
I Want You hat eine fasziniernde Stimmung, die hervorragend surreal umgesetzt ist, aber er erzählt einfach keine Geschichte.
I Want You erzählt in packenden Bildern und mit drastischer Sprache die dramatische Geschichte einer verzwickten, von dunkelen Geheimnissen umgebenen Liebe: nach acht Jahren in einem Staatsgefängnis wird Martin (Alessandro Nivola) zur Bewährung unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Er kehrt zurück in seine Heimat, einer kleinen englischen Küstenstadt. Einziger Grund seiner zielstrebigen Rückkehr ist Helen (Rachel Weisz), mit der er ein Geheimnis teilt, das im Laufe des Films gelüftet zu sein scheint, sich aber erst mit der Schlußszene aufklärt. Will er seine Auflagen erfüllen, so darf er sich Helen nicht nähern. So beschränkt er sich zunächst damit, sie aus der Ferne bei der Arbeit im Frisiersalon zu beobachten und bei anonymen Anrufen ihre Stimme am Telefon zu hören. Doch für die faszinierende Helen interessieren sich seit einiger Zeit auch ein im Ort bekannter Radiomoderator und der erst vierzehnjährigr Junge Honda. Er ist wie seine schon volljährige Schwester ein Flüchtling aus dem Osten. Seit dem Tod der Mutter hat er, der immer schon wenig redete, vollständig aufgehört zu sprechen. Seine Liebe zu Helen ist zunächst voller Unschuld, macht jedoch eine rasante Entwicklung mit ...
Ein von Elvis Costello interpretierter Song aus den Achtziger Jahren steht als verbindendes Motiv über dem gesamten Werk: »I want you« singt er unnachahmlich leidend in sein Mikrophon und spricht damit allen Figuren des Films aus der Seele.
Der sehenswerte Film von Michael Winterbottom kann als Parabel über den Verlust der Unschuld und über die Utopie einer Liebe interpretiert werden. Wer ihn sich anschauen möchte, kann einen nachdenklichen, zwischen Sprödheit und Leidenschaft gut ausbalancierten Film über Schuld, Unschuld und die letztlich auch zerstörerische Energie der Liebe erwarten.