USA 1997 · 90 min. · FSK: ab 12 Regie: Frank Oz Drehbuch: Paul Rudnick Kamera: Rob Hahn Darsteller: Kevin Kline, Tom Selleck, Joan Cusack, Matt Dillon u.a. |
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Howard und Emily fiebern der Osca-Verleihung entgegen |
Es ist unbegreiflich und wird es wohl ewig bleiben, wie die Amis es regelmäßig über’s Herz bringen, eine schöne, lautere Satire erbarmungslos mit dumpfester Sentimentalität zu ersticken. Die Grundidee kann noch so fies sein, die Aussage noch so hart und wahrhaftig, am Ende haben sich wieder alle lieb und alle Kritik ist vergessen. Der Prototyp dieses standpunktlosen, unverbindlichen Komödienkinos dürfte das Schwarzenegger-Spektakel Versprochen ist versprochen gewesen sein, der als pointenreiche, schlaue Komödie über Weihnachtshysterie, die perverse Konsumwelt der Kaufhäuser und widerwärtiges Werbefernsehen startet, um am Ende zum harmoniestiftenden Weihnachtsfilm zu mutieren. Ähnlich greift In & Out anfangs die kleinbürgerliche Moral an, nur um am Ende die gleiche nur um Milimeter korrigierte Position einzunehmen. Homosexualität ist das Thema, von dem hier alle reden, doch gezeigt wird sie so gut wie gar nicht.
Bei der Oskarverleihung bedankt sich Hollywoodstar Cameron Drake (Matt Dillon) via TV bei seinem Lehrer Howard Brackett (Kevin Kline), und outet ihn weltweit, eine Woche vor seiner Hochzeit, als Schwulen. Freunde, Verwandte und Kollegen wenden sich sofort von Howard ab, sein betont biederes Leben in der spießigen Kleinstadt bricht zusammen. Vor allem für seine Verlobte Emily, die seit drei Jahren auf die Hochzeitsnacht wartet, ist’s ein harter Schlag. Von aller Welt argwöhnsch beobachtet, muß sich Howard erst mal selber dazu überwinden, bekennender Schwuler zu sein. Dazu muß er lernen, damit umzugehen, Spielball der Launen der Provinzler zu sein. Ob er seine Sexualität je in seiner Heimatsstadt ausleben darf, erfährt der Zuschauer nie. Vorher stülpt sich das vorläufige Happy-End, die reuige, tränenreiche Einsicht der Kleinbürger, über die Geschichte.
Kevin Kline war schon nervtötender Macho im Fisch namens Wanda und verwegener Weiberheld in French Kiss, nun hat er 90 Minuten Zeit seine feminine Seite zu finden. Zwischendrin wird er mit einem dicken Kuß von Tom Selleck überrascht, wobei ungeklärt bleibt, weswegen sich Magnum ausgerechnet für diese Rolle seinen Schnauzbart abrasiert hat. Matt Dillon, der es bisher immer nur beinahe zum Megastar geschafft hat, darf sich dafür rächen und ausgiebig über seine Kollegen Tom Cruise und Brad Pitt lustig machen.
In & Out ist zu Beginn sehr hart in der Beurteilung des amerikanischen Kleinbürgertums, viele sehr bittere Pointen entstehen aus dieser negativen Darstellung, und das Spiel mit den Klischees funktioniert vorzüglich, leider macht die Geschichte auf halbem Wege schlapp, der anfängliche Mumm geht verloren. »Ist ja alles nicht so schlimm« scheint Regisseur Frank Oz zu sagen, der es von Muppet-Show und Horrorladen her gewohnt ist, vergnüglichen Radau zu machen ohne sein Publikum vor den Kopf zu stoßen. Hier wäre es mal angebracht gewesen.