USA 2008 · 100 min. · FSK: ab 0 Regie: Thor Freudenthal Drehbuch: Jeff Lowell, Bob Schooley, Mark McCorkle Kamera: Michael Grady Darsteller: Emma Roberts, Jake T. Austin, Don Cheadle, Johnny Simmons, Kyla Pratt u.a. |
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Wir gehören zusammen |
Kinder lieben Hunde. Kinder lieben Filme über Hunde. Trotzdem müssen sie Das Hundehotel nicht unbedingt gesehen haben. Und das gilt auch für alle Erwachsenen.
Der Film beginnt mit dem Abbild einer perfekten Welt, das sich aber schnell als Schaufensterdekoration herausstellt und von einem scheinbar herumstreunenden Jack Russel Terrier betrachtet wird. Dieser Hund heißt Friday und dürfte gleich in der ersten Minute das Herz jedes Kindes für sich gewonnen haben. Er sehnt sich mindestens genauso nach einer Familie und einem perfekten Zuhause wie seine beiden Besitzer, die Geschwister Andi (Emma Roberts) und Bruce (Jake T. Austin), die seit dem Tod ihrer Eltern bei sehr gewöhnungsbedürftigen Pflegeeltern (Lisa Kudrow und Kevin Dillon) untergebracht sind. In deren Haus ist Friday allerdings nicht erwünscht. Deshalb verbringt der Hund auch den Großteil seines Tages auf der Straße und kommt nur heimlich zum Schlafen durchs Fenster ins Zimmer der Kinder. Infolgedessen ist es auch so ein Glücksfall, als die Kinder ein leerstehendes Hotel mitten in der Stadt entdecken und dieses zusammen mit ihren Freunden zu einem Domizil für streunende Hunde umfunktionieren. Sie erschaffen auf diese Weise für sich und ihre tierische Ersatzfamilie eine perfekte Traumwelt. Wer in diesem Haus allerdings für Strom und Wasser bezahlt, bleibt die große Frage.
Doch noch bevor die Zuschauer die beiden Geschwister und ihre Freunde kennenlernen, dürfen sie in der Eingangsszene des Films einem Szenario beiwohnen, an dem man stellvertretend den Humor des ganzen Films ablesen kann. Friday bettelt nämlich einen Passanten auf der Straße um Futter an. Der Mann hält dem Hund daraufhin sein Essen unter die Nase, isst es dann aber lieber selbst und lacht. Doch die Strafe folgt sofort: ein Auto fährt durch eine riesige Pfütze und lässt den Mann völlig durchnässt zurück. Kinder werden an dieser Stelle höchstwahrscheinlich lachen, Erwachsene nicht. Denn es kommt noch schlimmer. Durch einen Film wie Das Hundehotel könnten manche Kinder nämlich den Eindruck gewinnen, dass wirklich alle Hunde immer sofort aufs Wort gehorchen und dass alle Tierheime in Wirklichkeit Gefängnisse mit bösartigen Aufsehern sind. Schlimmer ist dann nur noch die permanente Vermenschlichung der vielen Vierbeiner, die in einer lächerlichen, teilweise in Zeitlupe inszenierten Tier-Romanze gipfelt, die wiederum als Katalysator für die Annäherung zwischen der 16-jährigen Andi und dem coolen Dave (Johnny Simmons, gerade auch als junger »Spirit« im gleichnamigen Film zu sehen) dient. Und natürlich bietet der Film auch jede Menge von schnell wieder vergessenem, aber kindsgerechtem Klamauk, der leider stellenweise etwas ins Fäkale abdriftet. Als auffälligstes und originellstes Merkmal des Films bleibt dann nur noch ein cooles Auto, das von außen einem großen Hund ähnelt.
Die Jungdarsteller von Das Hundehotel hinterlassen indes einen guten Eindruck, allen voran Emma Roberts. Die Tochter von Eric Roberts (den man nach Jahren mit The Dark Knight endlich mal wieder im Kino gesehen hat) macht nach Wild Child hier erneut in einer Hauptrolle die Leinwand unsicher. Sie wird nicht zuletzt aufgrund ihrer Verwandtschaft zu Tante Julia wahrscheinlich in Zukunft noch in vielen Rollen ihr Talent unter Beweis stellen dürfen. Filmkennern beschert Emma Roberts aber bereits in Das Hundehotel zwei Aha-Erlebnisse cineastischer Natur. Als sie in ihrem neuen Kleid auf einer Party erscheint, sind alle Augen wie bei »Cinderella« staunend und bewundernd auf sie gerichtet, auch die Augen ihres Angebeteten. Welches Mädchen träumt nicht von so einem märchenhaften Moment. Doch Glück und Unglück liegen dicht beisammen. Später auf der Party dürfen sich erwachsene Filmliebhaber nämlich über eine lustige Referenz an Carrie – Des Satans jüngste Tochter freuen, die aber für Emma Roberts alles andere als lustig ist. Nachdem sie vor ihren Freunden bloßgestellt wurde, schüttet ihr nämlich jemand ausversehen roten Saft über Körper und Kleid. Und wem kommt bei diesem Anblick nicht sofort Sissy Spacek in Erinnerung.
Lisa Kudrow ist in einer undankbaren Nebenrolle als böse Pflegemutter zu sehen und wer sie aus der Serie »Friends« kennt, wird sich über ihren Auftritt amüsieren. Sie hat sich offensichtlich mit ihrer Ex-»Friends«-Kollegin Jennifer Aniston abgesprochen, die gerade mit Marley & ich ebenfalls mit einen Film über einen Hund beim Kinopublikum punkten möchte. Fehlt also nur noch Courteney Cox, aber die lässt sich momentan lieber Bedtime Stories von Adam Sandler erzählen.
Für Gerechtigkeit im Film sorgt Don Cheadle, der nach seiner Oscarnominierung für Hotel Rwanda nun ins Hundehotel absteigt. Er hält am Ende des Films ein kalkuliert ergreifendes Plädoyer über Mut und tritt für die beiden Kinder und die Hunde als Retter des Tages in Erscheinung.
Filme über Hunde hat es schon immer gegeben. Und da auch dieser Film an der US-Box Office relativ gut abgeschnitten hat, wird es immer wieder Filme mit und über Hunde geben. Wer also das Bedürfnis nach einem tierischen Abenteuer hat, kann sich entweder Klassiker wie Lassie und Susi & Strolch zu Hause anschauen, oder in den nächsten Wochen im Kino zwischen Bolt – Ein Hund für alle Fälle, Marley & ich oder Beverly Hills Chihuahua wählen. Das Hundehotel muss man allerdings nicht unbedingt gesehen haben – trotz der vielen liebenswerten Vierbeiner. Die meistern ihre Aufgabe nämlich allesamt mit Bravour. Schade also, dass bei den Filmfestspielen in Cannes im letzten Jahr keiner von ihnen mit dem Palm Dog Award, dem Oscar für Hunde, ausgezeichnet wurde. Sie hätten es nämlich verdient.