Honolulu

Pfeifen im Wald

Mit dem Verhältnis von Ernst und Humor haben nicht nur deutsche Regis­seure ihre Probleme. Immer wieder wirkt der Humor in Filmen hyste­risch, wie als ginge es darum, krampf­haft doch noch zu unter­halten und über den Ernst des Gesche­hens hinweg­zu­täu­schen. Doch denun­ziert wird hier beides: der Ernst sowieso, dem man nicht mehr glauben kann. Aber auch der Humor, der ja eigent­lich etwas verraten könnte und nicht etwa nur vertu­schen.

In Honolulu, einem Episo­den­film von sieben Münchner Film­hoch­schü­lern stellt sich das Problem mehrfach. Es sind alles Episoden über junge Leute, insze­niert von jungen Regis­seuren, die hier erste Talent­proben abgeben. Kein Wunder, dass darum vieles recht opti­mis­tisch ist. Aber unter der doch etwas lauten, manchmal recht dick aufge­tra­genen Fröh­lich­keit lauert die Stille, die Sprach­lo­sig­keit, die Trauer. Und man spürt sie um so deut­li­cher, je lauter und fröh­li­cher, je rastloser und kurz­at­miger es zugeht. Ein bisschen wie Pfeifen im Wald. Schade, das keiner dieser jungen Filme­ma­cher den Mut hatte, diese Atmo­s­phären, die sich letztlich doch nicht verbergen lassen, und die vieles über den Zustand unseres Landes und seiner jungen Künstler verraten, selbst zum Thema zu machen, sie nicht durch »Story« zu über­tün­chen.

Am wenigsten tut das Vanessa Joop, die immerhin mit Vergiss Amerika respek­ta­blen Erfolg hatte. Sie erzählt von der einma­ligen Liebes­nacht eines Paares, von Melan­cholie und viel Gefühl unter der Kälte, von der Unfähig­keit, die Masken fallen­zu­lassen, vom Altsein der Jugend. Gute Momente, die man sich konse­quenter gewünscht hätte. Aber wie gesagt: es handelt sich um kurze, kleine Talent­proben. Die Filme zu Honolulu entstanden schon vor zwei Jahren. Gegenüber Joop enttäuscht das kitschige Pathos von Florian Gallen­ber­gers Episode. Auch hier eine Lovestory zwischen Abitu­ri­entin und türki­schem Metzger. Man hört zwar, Gallen­berger hätte mitt­ler­weile am liebsten zurück­ge­zogen, aber dies sind Gerüchte, und wenn sie denn stimmen sollten, dann ist die Tatsache, dass er’s doch nicht tat, auch nur ein prak­ti­sches Indiz für die Probleme, die hier insgesamt zutage treten: Im Zweifel Feigheit und Inkon­se­quenz. Trotzdem: Von allen diesen Regis­seuren werden wir noch hören, sie werden sich noch weiter­ent­wi­ckeln, und so verdient Honolulu, bei allen Schwächen im Einzelnen doch Interesse als – manchmal erstaun­lich verrä­te­ri­sches – Portrait einer Gene­ra­tion.