Heimliche Spiele

Choses secrètes

Frankreich 2002 · 117 min. · FSK: ab 16
Regie: Jean-Claude Brisseau
Drehbuch:
Kamera: Wilfrid Sempé
Darsteller: Coralie Revel, Sabrina Seyvecou, Roger Mirmont, Fabrice Deville u.a.
Männerphantasien

Träumt weiter, Männer ...

Wie im wirk­li­chen Leben: Zwei junge Frauen, die es leid sind, immer nur ausge­beutet zu werden, beschließen, ihre erotische Macht für ihr gesell­schaft­li­ches Fort­kommen einzu­setzen. Nachdem die Strip­perin Nathalie die uner­fah­rene Sandrine in die Schule des Begehrens einge­führt hat, suchen sich die beiden Bürojobs in einer Firma und steigen durch ihre Verfüh­rungs­künste schnell in verant­wort­liche Posi­tionen auf. Doch bald zeigt sich, dass der junge Chef das Spiel des Verfüh­rens und Verwei­gerns noch besser beherrscht als die Frauen und dass er nicht bereit ist, den Meis­ter­titel einfach aufzu­geben.

Klingt, wenn schon nicht realis­tisch, zumindest ganz inter­es­sant, hätte beispiels­weise eine bissige kleine Komödie ergeben können. Doch leider widmet sich Brisseau seinem Thema mit verbis­senem Ernst. Eine even­tu­elle Hoffnung, hier diffe­ren­ziertes von der Front des Geschlech­ter­kampfes zu erfahren (zumal der Regisseur sich brüstet, eine fundierte Darstel­lung weib­li­chen Begehrens liefern zu wollen), verliert sich schon in den ersten Einstel­lungen dieses Sexploi­ta­tion-Filmes.

Zugegeben, der Film ist erlesen ausge­stattet und ausge­zeichnet foto­gra­fiert, doch die atmo­s­phä­ri­sche mise-en-scene gleicht die Glaub­wür­dig­keits­lü­cken bei Handlung und Charak­teren nicht aus. Zu deutlich merkt man, dass die sexuellen Hand­lungen nicht zwischen den Charak­teren, sondern auf die Kamera hin insze­niert wurden. Zu albern ist die Bemühung, die Liebes­szenen zwischen den Nathalie und Sandrine keines­falls lesbisch zu nennen oder aus Leiden­schaft der beiden für einander zu moti­vie­re­nist die Vorstel­lung, zwei Frauen könnten ohne Mann Erfüllung finden, für Brisseau tatsäch­lich so bedroh­lich? Und zu jämmer­lich ist der Entwurf einer Welt, die vom sexuellen Trieb bestimmt ist, sei es unmit­telbar oder durch Instru­men­ta­li­sie­rung des Begehrens zwecks Macht­ge­winn. Immerhin: zur Erleich­te­rung der männ­li­chen Zuschauer lässt sich die über­mächtig schei­nende weibliche Sexua­lität schließ­lich eindäm­menwo kämen wir sonst hin?

Schade eigent­lich um die prickelnden Momente, in denen der Regisseur sich durchaus gekonnt mit Andeu­tungen begnügt. An vielen Stellen wird jedoch der Imagi­na­tion nicht mehr viel Raum gelassen, wie beispiels­weise in der ausführ­li­chen Orgien-Szene. Ob Brisseaus Verzicht auf Groß­auf­nahmen den Wert des Werkes steigert, ist fraglich. Er sichert zumindest, dass der Film nicht als hard core, allen­falls als Soft-Porno bezeichnet werden kann. Im Gegensatz zu skan­dal­träch­tigen Filmen wie Intimacy ist aber die Insze­nie­rung der Geschlecht­lich­keit reiner Selbst­zweck und nicht mehr als eine ausführ­lich bebil­derte Männer­phan­tasie.

Träumt weiter, Männer, aber glaubt nicht, so wären Frauen ...