USA 2004 · 109 min. · FSK: ab 12 Regie: Zach Braff Drehbuch: Zach Braff Musik: Chad Fisher, Nick Drake Kamera: Lawrence Sher Darsteller: Zach Braff, Ian Holm, Ron Leibman, Method Man, Natalie Portman, Peter Sarsgaard u.a. |
||
Identitätskrise in seiner schönsten Form |
Eines der beliebtesten (wenn auch selten gewürdigten) Grundmotive des Kinos ist die Heimkehr. Egal ob jemand aus dem Krieg zurückkommt oder aus dem Gefängnis oder einfach nur aus der großen Stadt; der daraus entstehende Konflikt ist stets der selbe:
Der Heimkehrer hat sich meist verändert, die Heimat dagegen nicht und so blickt er auf sein früheres Leben, als ob es nicht sein eigenes, sondern das eines anderen wäre.
Besonders interessant wird diese Konstellation aber dadurch, dass der Heimkehrer nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die Gesellschaft, in der er früher gelebt hat, nun mit einer gewissen Distanz überblickt bzw. durchschaut.
Aus dieser universalen Ausgangssituation lässt sich von der Komödie über das Drama bis hin zu Thriller und Horror so ziemlich jede Art von Film machen. Ein kleines Meisterwerk dieses »Genres« präsentiert nun Zach Braff mit seinem Regiedebüt Garden State.
In diesem Fall ist es der Mittzwanziger Andrew Largeman (vom Regisseur selber gespielt) alias »Large«, der nach langem Aufenthalt in Los Angeles zur Beerdigung seiner Mutter zurück in seine Heimat New Jersey kommt. Doch er kommt nicht nur zurück, sondern er kommt auch zu sich, da er diese Reise zum Anlass nimmt, die Tabletten, die ihn sein halbes Leben lang zu einem somnambulen Zombie gemacht haben, abzusetzen.
So pendelt er zunehmend klarer werdend zwischen seinem Vater (Ian Holm), der für ungelöste familiäre Probleme bzw. Katastrophen steht, seinen ehemaligen Freunden, die als großmäulige Polizisten, grabräubernde Bestatter oder stinkreiche Erfinder ihr Leben bestreiten und dem Mädchen Sam (Natalie Portmann), das u.a. krankhaftes Lügen zur ihren zahlreichen Marotte zählt, die aber (in vielerlei Hinsicht) in ihrer Umwelt ähnlich deplaziert wie Large wirkt.
Braff gelingt hier eine mal komische, mal tragische, mal melancholische, mal romantische, mal satirische Geschichte, die die vielfältigen Emotionen auf das harmonischste miteinander verbindet. Unverkennbar ist aber die Komödie die größte Stärke von Braff, der auch für das intelligente Drehbuch verantwortlich ist. Denn zu sehen, wie hier altbekannte (ein Hund verlustiert sich an einem menschlichen Bein) und aktuelle (der allgemeine Trend zur Skurrilität) humoristische Standards mit einer erfrischenden Leichtigkeit so präsentiert werden, dass sie wieder lustig sind, ist schon den Besuch des Kinos wert.
Zugleich auch noch glaubhaft von schweren menschlichen Dramen, einem Lost in Translation-artigem Lebensgefühl und einer vielfältigen coming-of-age Geschichte zu erzählen, ist eine Herausforderung, an der sich manch anderer überambitionierter Jungfilmer schnell überhebt. Braff dagegen nimmt nicht nur alle inhaltlichen Hürden, sondern beweist auch noch einen erstaunlichen visuellen Einfallsreichtum, der zudem auf das schönste mit dem poplastigen Soundtrack harmoniert.
Wie absolut treffend und gekonnt Braff dabei das eingangs erwähnte Heimkehren mit all seinen ambivalente Aspekten beschreibt, wird jeder, der selber hin und wieder für Familienfeiern, Klassentreffen oder Ähnliches »heimkehrt«, auf Anhieb erkennen.
Wem dagegen dieser Zustand fremd ist, der kann ihn in diesem Film in all seinen Facetten kennen lernen.