USA 1996 · 92 min. · FSK: ab 12 Regie: David O. Russell Drehbuch: David O. Russell Kamera: Eric Alan Edwards Darsteller: Ben Stiller, Patricia Arquette, Téa Leoni, Mary Tyler |
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Trotz des Protests seiner Adoptiveltern macht sich Mel Coplin, zusammen mit Frau und Sohn und einer Sozioligiestudentin auf die Reise, um seine wahren Eltern zu finden. Die Suche und schließlich auch der Fund erweien sich für ihn jedoch als wenig erhellend für seine persönliche Entwicklung, sondern vielmehr als vollständig zerrüttend für seine bestehenden Familienverhältnisse.
Mel und Nancy Coplin (Ben Stiller und Patricia Arquette) brauchen einen vernünftigen Namen für ihren Sohn, doch Mel zögert die Entscheidung immer wieder hinaus, denn er möchte vorher noch seine Eltern kennenlernen, denn schließlich ist er als Kind »bloß« adoptiert worden. Die Kenntnis seiner Ahnen und alter Familiengeschichten, so glaubt er, wird ihm bei der Namensgebung helfen. Die Adoptionagentur unterstützt die Coplins bei der Zuusammenführung, rückt die Adresse der vermeintlichen Mutter raus und schickt noch die Doktarandin Tina Kalb (Téa Leoni) zu soziologischen Studienzwecken mit. Anstatt nun aber zu seinen Wurzeln und somit zu sich selbst zu finden, gerät Mel in ein komlettes familiäres Durcheinander, und just das Gegenteil seiner Annahme stellt sich heraus: Das Wissen um seine Herkunft erweist sich nach einer längeren Odyssee zu verschiedenen angeblichen Eltern als völlig bedeutungslos, und Mel kann sich wieder auf sein durchaus angenehmes Leben in der Gegenwart besinnen.
Die diversen Ingredienzien der Geschichte, etwa die naheliegende Kurz-Affäre Mels mit der Studentin oder das wenig motivierte Auftauchen und Mitreisen eines homosexuellen Pärchens, vor allem aber der versöhnliche Schluß, könnten den Kinogänger von vorneherein skeptisch machen und in den Glauben versetzen, es handele sich hierbei um einen rechten Scheißfilm.
Diese Befürchtung gilt es, hier zu vertreiben, denn Flirting with Disaster wirkt bei Weitem nicht so konstruiert, wie die Zusammenfassung klingt, sondern versteht es mit seiner Geschichte zu unterhalten, zu überraschen und selbst mit unwahrscheinlichsten Details noch zu überzeugen. David O. Russell hat sich ausreichend Zeit genommen, die Charaktere wachsen und gedeihen zu lassen, die Gags entstehen sozusagen auf rein biologischer Anbaubasis, nur ein kleines Verwechslungsspiel gegen Ende schmeckt ein bißchen nach Komödienstadl. Man bekommt also Gelegenheit, einen Haufen überempfindlicher Zivilisationskranker zu betrachten, für deren einzelne Probleme man trotz aller Hysterie immer wieder Verständnis entwickeln kann. So können wir mit gleichermaßen wohlwollendem wie schadenfrohen Blick durch ein neurotisches Amerika reisen, das sich hier unserem Gelächter preisgibt.
Allzu selbstherrlich dürfen wir allerdings auch nicht lachen, wenn wir daran denken, was für eine tumbe Brühe dieselbe Story geworden wäre, wäre sie einigen derzeit grassierenden, deutschen Jungfilmern in ihre Wichsgriffel geraten.