Japan/USA 2001 · 106 min. Regie: Hironobu Sakaguchi Drehbuch: Al Reinert, Jeff Vintar, Jack Fletcher Kamera: Motonori Sakakibara Darsteller: Ming-Na, Alec Baldwin, Ving Rhames, Steve Buscemi u.a. |
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Seit die ersten Höhlenbewohner an die Wände zeichneten nutzt der Mensch seine Werkzeuge auch, um Selbst-Bildnisse zu schaffen. Der Computer ist keine Ausnahme; unausweichlich, dass der erste computeranimierte Spielfilm daherkommen würde mit dem Anspruch des Fotorealismus auch bei seinen virtuellen Darstellern.
Das Resultat ist der Eindruck einer völligen Künstlichkeit, die nicht aufhört, mit ihrer vermeintlichen »Natürlichkeit« zu protzen – die eigentliche
Hauptdarstellerin scheint oft nicht Aki Ross, sondern ihre 60.000 Computer-Haare.
Aber technischer Aufwand ersetzt nicht jene Magie, die ein Publikum selbst mit Strichmännchen mitfühlen lassen kann: Was Geschichtenerzählen, Dramaturgie angeht, ist der Film extrem lo-tech.
Die Story vom Kampf der Wissenschaftlerin Aki Ross um eine friedliche Lösung im Kampf gegen Horden phantomgleicher außerirdischer Invasoren ist dünn und dennoch ertränkt in verworrenem
techno-esoterischem Geschwurbel. Viel wird von »Spirit« gesprochen, von Geist und Geistern, und es wirkt, als wolle man herbeireden, was dem Streifen fehlt: Eine Seele.
Die Macher vom japanischen Software-Giganten Square hatten nicht den Mut, sich auf heimische Talente zu verlassen – man biederte sich Hollywood an, hat nun Figuren nach Star-Vorbildern, einen nichtssagenden amerikanischen Komponisten und US-Drehbuchautoren, die wohl keinen Film schaffen wollten, sondern
eine Datenbank für Klischee-Dialoge. Frustrierend: in der gleichnamigen Videospiel-Serie waren die Japaner schon so viel weiter. Dort sind die Geschichten ungleich anspruchsvoller, die Charaktere vielschichtiger, die Emotionen tiefer. Fantasie hat eben nicht nur mit Rechenleistung zu tun.