Deutschland 2015 · 115 min. · FSK: ab 12 Regie: Bora Dagtekin Drehbuch: Bora Dagtekin Kamera: Andreas Berger Darsteller: Elyas M'Barek, Jella Haase, Karoline Herfurth, Katja Riemann u.a. |
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Nein, es wird nicht besser... |
Im besten Fall sollte die Kritik eines Films wie der Film selber sein. Die Sprache, die Leidenschaft, seine Ideen verkörpern, eine Art von Schattenspiel, dass das eigentliche Werk umtanzt, durchsetzt, illuminiert.
Ich erinnere mich noch gut daran, mit welcher Euphorie und Leidenschaft ich vor zwei Jahren über Fack ju Göhte geschrieben habe. Endlich eine Komödie, die die trüben, politisch korrekten Fahrwasser des deutschen Komödieneinerleis verlassen hatte und sich in eine Richtung bewegt hatte, die in ihrer Radikalität nur in den USA zu finden ist. Die aneckt, über die nicht jeder schmunzelt, über die man sich auch streiten, über die man aber auch Tränen lachen kann.
Eine alte Tour de France-Weisheit besagt, dass, wo es bergauf geht, auch wieder bergab geht. Wie tief es allerdings mit der Sequel zu Fack ju Göhte bergab gehen könnte, hätte ich mir in meinen kühnsten Fahrradalbträumen nicht vorstellen können. Die gleiche Regie, das gleiche Drehbuchteam, die gleichen Schauspieler. Aber leider auch die gleiche Handlung. Vor allem in den ersten zwei Dritteln des Filmes verblüfft das regelrecht. Der Film tritt auf der Stelle, bemüht sich dort anzuknüpfen, wo er vor zwei Jahren aufgehört hat und dreht sich dabei fast verzweifelt schnell – und laut – im Kreis.
Doch was damals noch überraschend und innovativ war, ist nun zäh, langweilig und dämlich plakativ. Das eigentlich spannende der Grundidee: eine am Schulkorsett leidende Gemeinschaft macht sich in einem gewaltigen Transformationsprozess auf, sich zu verändern und verändert dabei gleich das System mit, wird hier ad absurdum bzw. kaputt und in den komödiantischen Dreck getreten. Das kommt bisweilen so dämlich daher und gähnend langweilig daher und neospießig daher, dass nur eins frappiert: warum wird nicht für jede Fortsetzung eines Films eine so gnadenlose Endkontrolle eingeführt, wie es etwa bei Pixar üblich ist, wo im schlimmsten Fall das fast fertige Projekt in den Mülleimer geschmissen wird, um einfach noch mal von vorne anzufangen, egal, was es kostet? Das Geld dafür wäre nach den überragenden Einspielergebnissen des ersten Teils da gewesen, der Mut anscheinend nicht.
Dabei hätte man zumindest das letzte Drittel des Film bestehen lassen könne, denn hier, in Thailand, wo die Schüler um und mit Herrn Müller (Elyas M'Barek) mit abstrusen Mitteln eine Förderung einfahren wollen, wird der Film wieder zu dem, was er im ersten Teil versprochen hat, er ist überraschend und politisch inkorrekt. Nicht nur die Dynamik zwischen den Hauptprotagonisten beginnt sich endlich zu bewegen, auch das endlos durchgenudelte Grundthema des Films wird um das gefährlich heikle Terrain von Spendengeldern und Hilfsorganisationen bereichert.
Wie sehr mich die vertanen Chancen in Fack ju Göhte 2 getroffen haben, merkte ich vor allem daran, dass ich nicht mal mehr die Lust hatte, ihn zu kritisieren, Worte für dieses Debakel zu finden, geschweige denn sie aufzuschreiben. Denn keine Warnung wird etwas bewirken: die Massen stürmen die Kinos und bescheren der Fortsetzung den besten Start eines deutschen Films überhaupt; fünf Millionen Kinozuschauer in nur zwei Wochen, das entspricht Einnahmen von knapp 40 Millionen Euro, was die Spekulationen über einen dritten Teil ziemlich bald Realität werden lassen dürfte.
Immerhin hat sich mein 13-jähriger Sohn Ben genauso gelangweilt wie ich, aber die meisten anderen in seiner Klasse überhaupt nicht, für die eben auch das gilt, was für die meisten Menschen zutrifft, dass nämlich der Burger bei McDonalds in Thailand erst recht schmeckt – warum sich also auf die thailändische Küche einlassen?