Deutschland 2023 · 84 min. · FSK: ab 16 Regie: Tibor Baumann Drehbuch: Tibor Baumann Kamera: Stephan Vogt Schnitt: Merit Giesen Darsteller: Anna Rebecca Sehls, Lion-Russell Baumann, Annabelle Mandeng, Josephine Lange u.a. |
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Gut, dass es bei Matrix noch keine KI gab | ||
(Foto: Unfiltered Artists) |
Das Final Girl sieht man schon am Anfang. Dann: Gute Bilder, gute Gesichter, gute Mystery, alles ein bisschen zu bombastisch und zu Beginn immer quergeschnitten mit Naturbildern: ein See, Bäume, Erinnerungen der Hauptfigur.
Das sieht alles super aus, aber man müsste noch verstehen, was eigentlich passiert und warum? Vielleicht geht es ja auch vor allem darum, zu demonstrieren, dass Regisseur, Drehbuchautor, Editor und Finanzier Tobias Baumann seinen Cronenberg sehr gut kennt und dessen Filme nicht nur gesehen, sondern sogar verstanden hat. Das jedenfalls gelingt, und der Bodyhorror gehört zum Besten des Films: Organische Masse klebt gelegentlich auf Augäpfeln, und andere organische Masse wächst in den Arm hinein. Und für den Rest gilt, dass Handlung in der Kunst sowieso überschätzt ist.
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Die Geschichte geht ungefähr so: Bei der Heldin des Films handelt es sich um die geniale, aber auch etwas überehrgeizige Wissenschaftlerin Pouya (Anna Rebecca Sehls). Die ist ein weiblicher Nerd, eine Einzelgängerin, die in einen tageslichtarmen Betonlabor haust, Frischluft nicht gut verträgt und latent paranoid ist. Aber wie immer in solchen Filmen gilt die Einsicht, dass die Diagnose Verfolgungswahn noch kein Beweis dafür ist, dass man nicht wirklich verfolgt wird. Wie sich bald herausstellt.
Pouya kommuniziert vor allem mit einer KI, und dies in Dialogen voller »Mumbo Jumbo« über »Cluster« und »Simulationsvereinfachung«, die irgendwann klar machen, dass es in dieser in naher Zukunft angesiedelten Story um die Jagd nach der perfekten Simulation geht. Eine böse Konkurrentin namens Claire (Annabelle Mandeng) gibt es ebenso wie einen bösen Konzern. Die KI dagegen repräsentiert das Gute, und Pouya versucht im Wettlauf mit der Konkurrenz eins zu werden mit der Maschine.
Eine neue bessere Welt gibt es nur, wenn sich der Mensch der KI opfert – das ist immerhin ein origineller Beitrag zur Debatte um Künstliche Intelligenz und überdies lange formuliert, bevor KI zum Alltagsspielzeug westlicher Großbürger wurde.
Und wenn es am Ende richtig ernst wird, dann hilft lustigerweise gegen renitente Computer am besten immer noch ein analoges Hackebeil – da kennt auch jemand seinen Schiller.
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Wie gesagt: Exit Pangea sieht phantastisch gut aus – für das, was er ist und was dieser Babelsberger Nachwuchsfilm vermutlich an Budget zur Verfügung hatte. Tobias Baumann zeigt uns allen, wie viel mit wenig Geld zu machen ist.
Man könnte diesen Film auch als »Matrix für Arme« beschreiben. Aber wenn man an einer Filmhochschule ist, ist es besser, man möchte Matrix machen als Schanelec.