Elizabeth – Das goldene Königreich

Elizabeth: The Golden Age

Großbritannien 2007 · 115 min. · FSK: ab 12
Regie: Shekhar Kapur
Drehbuch: ,
Kamera: Remi Adefarasin
Darsteller: Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Clive Owen, Rhys Ifans, Jordi Mollà u.a.
Cate Blanchett als Elizabeth

The Campy Queen

»Furcht erzeugt Furcht. Ich werde meine Bürger nicht für ihre Über­zeu­gungen bestrafen, nur für ihre Taten.«
Eine tolerante Poli­ti­kerin, die dem christ­lich-funda­men­ta­lis­ti­schen Herr­schafts­an­spruch des spani­schen Königs wider­steht, die Freiheit und Glück über Religion und Sicher­heits­ver­langen stellt – der indische Regisseur Shekhar Kapur erzählt seine Version der Geschichte des sieg­rei­chen Wider­stands der briti­schen Königin Elisabeth der Ersten gegen die technisch über­le­gene Spanische Armada inmitten der Zeit der Konfes­sio­nellen Kriege Ende des 16. Jahr­hun­derts mit offenem aktuellen Bezug als Parabel auf das Scheitern des US-ameri­ka­ni­schen Welt­machts­an­spruch im Irak. Neun Jahre nach Kapurs Oscar- und Golden Globe prämierten Drama Elizabeth über den Aufstieg der jungen Prin­zessin gegen alle Wider­s­tände zur Macht, setzt der Regisseur seine Geschichte fort, und wieder steigt Cate Blanchett, die mit dem ersten Film seiner­zeit den Grund­stein zu ihrem Weltruhm legte, in die präch­tigen Kostüme der Monarchin. Jederzeit ist Elizabeth – Das goldene König­reich aller­dings ein Film aus eigenem Recht, nie eine bloße »Fort­set­zung«, und man muss den ersten Film nicht kennen, um diesen genießen zu können. In der Entge­gen­set­zung von England und Spanien führt Kapur zwei Typen von Herr­schaft vor: Frei­heits­liebe gegen Über­wa­chungs­wahn, Toleranz gegen Terror + Inqui­si­tion – eine aktuelle Konstel­la­tion.

Eine Erin­ne­rung an den histo­ri­schen Hinter­grund: Elisabeth I. von England (1533-1603) wurde als Tochter Heinrichs VIII. nach dem Tod von Maria der Blutigen (15161558) Königin. Ihre Regie­rungs­zeit war zunächst vom konfes­sio­nellen Konflikt zwischen Angli­ka­nern, Katho­liken und Protes­tanten geprägt, hinter dem sich auch poli­ti­sche Händel verbargen. Gefahr brachte insbe­son­dere der Konflikt mit der schot­ti­schen Königin Maria Stuart, die aus katho­li­scher Sicht als recht­mäßige Königin von England galt. Der Film schildert das Geschehen, als Maria Stuart nach mehreren von ihr unter­s­tützten Verschwö­rungen 1587 enthauptet wurde. Gleich­zeitig spitzte sich auch der Konflikt mit Spanien um die Vorherr­schaft auf See und in der »Neuen Welt« zu. Philipp II. v. Spanien entschloß sich zur Invasion, und 1588 lief die spanische Armada (130 Schiffe) aus. Durch eine Art Guerilla-Taktik zur See und mit Hilfe eines großen Sturms wurden die Spanier geschlagen, die Hälfte der Schiffe zerstört. Elisa­beths von reli­giöser Toleranz gekenn­zeich­nete Regie­rungs­zeit gilt im Rückblick, als glanz­volles, goldenes »Elisa­be­tha­ni­sches Zeitalter«, dessen Geist die Philo­so­phie Francis Bacons und William Shake­speares Thea­ter­stücke wider­spie­geln.

Kapurs hinter­sin­niger Histo­ri­en­film ist aber gar nicht trocken, sondern auch einfach im aller­besten Sinne ein schöner »Schinken«: Opulentes Augenkino mit gutaus­se­henden Menschen in pracht­vollen Kostümen. Dass Cate Blanchett eine hervor­ra­gende Schau­spie­lerin ist, weiß man – und erst vergan­gene Woche wurde sie nun auch in dieser Rolle für einen Golden Globe nominiert. Doch über­ra­schen­der­weise wird sie diesmal gleich von zwei Darstel­le­rinnen noch über­troffen: Das eine ist Samantha Morton, die in vergleichs­weise wenigen Szenen in der Rolle der Maria Stuart ihrer Figur eine atem­be­rau­bende Inten­sität gibt, die glei­cher­maßen den Fana­tismus einer katho­li­schen Funda­men­ta­listin wie die Verzweif­lung einer von allen Getreuen verlas­senen Frau spürbar werden lässt. Und dann ist da die Austra­lierin Abbie Cornish, vor zwei Jahren bekannt geworden in der Haupt­rolle im Film Somer­sault. Nun verleiht sie ihrer Rolle als Bess Throck­morton, Hofdame, innige Vertraute und eine Art alter ego der Königin, eine funken­sprühende Präsenz. Die Beziehung zwischen diesen beiden Frauen, doppelt erotisch ange­haucht durch die hier immerhin ange­deu­teten bekannten bise­xu­ellen Neigungen der Königin wie durch ebenfalls histo­risch verbürgte gemein­same Liebe zum char­manten Seemann, Aben­teurer und Frau­en­helden Sir Walter Raleigh (Clive Owen), bildet das emotio­nale Zentrum des Films. Bess ist quasi der zweite, der fleisch­liche Körper einer allem Irdischen gewis­ser­maßen schon entrückten Königin. Die Insze­nie­rung unter­s­tützt dies noch, indem beide Frauen, wo sie auch auftreten, Kleider in iden­ti­schem Farbton tragen: Leuchtend jeweils die Queen, pastell­farben, ohne doch je hinter ihr zu verblassen, ihre Hofdame.

Elizabeth – Das goldene König­reich ist kurz­weilig, campy, ein bisschen over the top, aber in aller Extra­va­ganz und persön­li­cher Hand­schrift, der gelungene Versuch, eine entfernte, histo­ri­sche Figur zur Zeit­ge­nossin zu machen. Und die Bilder sind prächtig. Man sieht es sehr gern.