Großbritannien 2007 · 115 min. · FSK: ab 12 Regie: Shekhar Kapur Drehbuch: William Nicholson, Michael Hirst Kamera: Remi Adefarasin Darsteller: Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Clive Owen, Rhys Ifans, Jordi Mollà u.a. |
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Cate Blanchett als Elizabeth |
»Furcht erzeugt Furcht. Ich werde meine Bürger nicht für ihre Überzeugungen bestrafen, nur für ihre Taten.«
Eine tolerante Politikerin, die dem christlich-fundamentalistischen Herrschaftsanspruch des spanischen Königs widersteht, die Freiheit und Glück über Religion und Sicherheitsverlangen stellt – der indische Regisseur Shekhar Kapur erzählt seine Version der Geschichte des siegreichen Widerstands der britischen Königin Elisabeth der Ersten gegen die
technisch überlegene Spanische Armada inmitten der Zeit der Konfessionellen Kriege Ende des 16. Jahrhunderts mit offenem aktuellen Bezug als Parabel auf das Scheitern des US-amerikanischen Weltmachtsanspruch im Irak. Neun Jahre nach Kapurs Oscar- und Golden Globe prämierten Drama Elizabeth über den Aufstieg der jungen Prinzessin gegen alle Widerstände zur Macht, setzt der Regisseur seine
Geschichte fort, und wieder steigt Cate Blanchett, die mit dem ersten Film seinerzeit den Grundstein zu ihrem Weltruhm legte, in die prächtigen Kostüme der Monarchin. Jederzeit ist Elizabeth – Das goldene Königreich allerdings ein Film aus eigenem Recht, nie eine bloße »Fortsetzung«, und man muss den ersten Film nicht kennen, um diesen genießen zu können. In der Entgegensetzung von England und Spanien führt Kapur zwei Typen von Herrschaft vor:
Freiheitsliebe gegen Überwachungswahn, Toleranz gegen Terror + Inquisition – eine aktuelle Konstellation.
Eine Erinnerung an den historischen Hintergrund: Elisabeth I. von England (1533-1603) wurde als Tochter Heinrichs VIII. nach dem Tod von Maria der Blutigen (15161558) Königin. Ihre Regierungszeit war zunächst vom konfessionellen Konflikt zwischen Anglikanern, Katholiken und Protestanten geprägt, hinter dem sich auch politische Händel verbargen. Gefahr brachte insbesondere der Konflikt mit der schottischen Königin Maria Stuart, die aus katholischer Sicht als rechtmäßige Königin von England galt. Der Film schildert das Geschehen, als Maria Stuart nach mehreren von ihr unterstützten Verschwörungen 1587 enthauptet wurde. Gleichzeitig spitzte sich auch der Konflikt mit Spanien um die Vorherrschaft auf See und in der »Neuen Welt« zu. Philipp II. v. Spanien entschloß sich zur Invasion, und 1588 lief die spanische Armada (130 Schiffe) aus. Durch eine Art Guerilla-Taktik zur See und mit Hilfe eines großen Sturms wurden die Spanier geschlagen, die Hälfte der Schiffe zerstört. Elisabeths von religiöser Toleranz gekennzeichnete Regierungszeit gilt im Rückblick, als glanzvolles, goldenes »Elisabethanisches Zeitalter«, dessen Geist die Philosophie Francis Bacons und William Shakespeares Theaterstücke widerspiegeln.
Kapurs hintersinniger Historienfilm ist aber gar nicht trocken, sondern auch einfach im allerbesten Sinne ein schöner »Schinken«: Opulentes Augenkino mit gutaussehenden Menschen in prachtvollen Kostümen. Dass Cate Blanchett eine hervorragende Schauspielerin ist, weiß man – und erst vergangene Woche wurde sie nun auch in dieser Rolle für einen Golden Globe nominiert. Doch überraschenderweise wird sie diesmal gleich von zwei Darstellerinnen noch übertroffen: Das eine ist Samantha Morton, die in vergleichsweise wenigen Szenen in der Rolle der Maria Stuart ihrer Figur eine atemberaubende Intensität gibt, die gleichermaßen den Fanatismus einer katholischen Fundamentalistin wie die Verzweiflung einer von allen Getreuen verlassenen Frau spürbar werden lässt. Und dann ist da die Australierin Abbie Cornish, vor zwei Jahren bekannt geworden in der Hauptrolle im Film Somersault. Nun verleiht sie ihrer Rolle als Bess Throckmorton, Hofdame, innige Vertraute und eine Art alter ego der Königin, eine funkensprühende Präsenz. Die Beziehung zwischen diesen beiden Frauen, doppelt erotisch angehaucht durch die hier immerhin angedeuteten bekannten bisexuellen Neigungen der Königin wie durch ebenfalls historisch verbürgte gemeinsame Liebe zum charmanten Seemann, Abenteurer und Frauenhelden Sir Walter Raleigh (Clive Owen), bildet das emotionale Zentrum des Films. Bess ist quasi der zweite, der fleischliche Körper einer allem Irdischen gewissermaßen schon entrückten Königin. Die Inszenierung unterstützt dies noch, indem beide Frauen, wo sie auch auftreten, Kleider in identischem Farbton tragen: Leuchtend jeweils die Queen, pastellfarben, ohne doch je hinter ihr zu verblassen, ihre Hofdame.
Elizabeth – Das goldene Königreich ist kurzweilig, campy, ein bisschen over the top, aber in aller Extravaganz und persönlicher Handschrift, der gelungene Versuch, eine entfernte, historische Figur zur Zeitgenossin zu machen. Und die Bilder sind prächtig. Man sieht es sehr gern.