Eddie the Eagle – Alles ist möglich

Eddie the Eagle

Großbritannien 2016 · 106 min. · FSK: ab 6
Regie: Dexter Fletcher
Drehbuch: ,
Kamera: George Richmond
Darsteller: Taron Egerton, Hugh Jackman, Christopher Walken, Keith Allen, Jim Broadbent u.a.
Gib Gas, ich will Spaß – oder zumindest ein Adler sein

Chaot der Lüfte

Wer sich für Sport begeis­tert, dem dürfte der Titel von Dexter Fletchers dritter Regie­ar­beit ein Begriff sein. In den 1980er Jahren mischte Michael Edwards, besser bekannt als »Eddie the Eagle«, die inter­na­tio­nale Skisprung­szene auf. Ein sympa­thi­scher Para­dies­vogel, der seinen Olympia-Traum wahr werden ließ, dabei unver­hofft zum Medien­star avan­cierte und nun als perfekte Projek­ti­ons­fläche für ein Biopic dient, das Hollywood-typischen Underdog-Mustern folgt. Soll heißen: Auch wenn der Film einen unkon­ven­tio­nellen Prot­ago­nisten ins Zentrum stellt, fällt die recht freie Schil­de­rung seines Werde­gangs hoch­gradig sche­ma­tisch aus – und bleibt damit jederzeit vorher­sehbar.

Irri­tie­rend ist allen­falls, dass sich die Sport­ler­komödie, in der Iris Berben eine Neben­rolle bekleidet, anfangs beinahe über ihre Haupt­figur lustig zu machen scheint. Michaels Toll­pat­schig­keit wird prominent in Szene gesetzt. Und Haupt­dar­steller Taron Egerton, dem 2014 mit der Agen­ten­per­si­flage Kingsman – The Secret Service der Lein­wand­durch­bruch gelang, spielt den exzen­tri­schen Außen­seiter häufig haar­scharf am Rande der Karikatur. Schnell ist aller­dings zu spüren, dass Fletcher und die Dreh­buch­de­bü­tanten Simon Kelton und Sean Macaulay Eddie keines­wegs der Lächer­lich­keit preis­geben, sondern seinem Mut und seiner Hart­nä­ckig­keit ein Denkmal setzen wollen.

Entspre­chend beschwingt ist die Stimmung, die Eddie the Eagle – Alles ist möglich verbreitet. Die Gefahren, denen sich der wenig begabte Brite bei seinen Sprüngen aussetzte, finden besten­falls in Neben­sätzen Erwähnung. Und der mediale Hype um den kauzigen Athleten wird zu keinem Zeitpunkt genauer hinter­fragt. Domi­nie­rend ist ein wohl­wol­lender Blick auf einen Amateur-Sportler mit großem Kämp­fer­herz, der das olym­pi­sche Motto treffend verkör­perte. Dabeisein kann manchmal alles sein. Aus erbaulich-schlichten Botschaften wie dieser setzt sich der Film zusammen, schafft es aber leider nicht, dem Zuschauer den Menschen Michael Edwards wirklich nahe­zu­bringen.

Dreh- und Angel­punkt des Gesche­hens ist die Beziehung zwischen dem unbe­küm­merten Briten und seinem bärbeißig-versof­fenen Mentor Bronson Peary. Eine fiktive, klischee­be­la­dene Figur, die Hollywood-Star Hugh Jackman mit dem nötigen Augen­zwin­kern zum Besten gibt. Fehlen darf in dieser Konstel­la­tion auch ein skeptisch-unge­hal­tener Vater (Keith Allen) nicht, der Michael schon im Kindes­alter deutlich wissen lässt, was er von seinen Olympia-Plänen hält. Drama­tur­gi­sche Über­ra­schungen sind Mangel­ware. Und die Entwick­lung der Prot­ago­nisten ist auf das Notwen­digste beschränkt. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des ehema­ligen Skisprung­stars Peary, dessen inneren Konflikt das Drehbuch kurz vor Schluss im Vorbei­gehen bereinigt. Ein Moment, der emotional packen soll, in Wahrheit aber reichlich erzwungen wirkt, obwohl Charak­ter­dar­steller Chris­to­pher Walken für einen Kurz­auf­tritt die Bühne besteigt.

Wer nach harmlos-launiger Unter­hal­tung Ausschau hält, ist bei Fletchers Sport­ler­bio­grafie zwei­fellos an der richtigen Adresse. Zuschauer, die ernsthaft hinter das Phänomen »Eddie the Eagle« blicken wollen, sollten ihre Ansprüche aller­dings drastisch herun­ter­schrauben. Nicht umsonst endet die Film­er­zäh­lung direkt nach den Olym­pi­schen Winter­spielen im Jahr 1988.