Israel 2002 · 80 min. · FSK: ab 6 Regie: Nir Bergman Drehbuch: Nir Bergman Kamera: Valentin Belonogov Darsteller: Orly Silbersatz Banai, Maya Maron, Nitai Gaviratz, Vladimir Friedman u.a. |
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Weg aus der Trauer |
Maya hat es schwer. Dabei ist sie im besten Alter: Mit 17 entdeckt sie gerade die Welt, hat erste Liebschaften und einen eigenen Freundeskreis abseits der Familie. Ihr ganzes Glück ist die Band in der sie spielt, und die eine Chance auf einen ersten öffentlichen Auftritt bekommt.
Doch ein dunkler Schatten liegt über alldem: Ganz unerwartet ist Mayas Vater gestorben, und die Mutter und die vier Kinder sind von der Situation überfordert. Sehr plötzlich wächst Maya als älteste
Tochter in die Rolle der Ersatzmutter für ihre Geschwister hinein. Während sie gar keine Zeit hat, selbst ihre Trauer zu verarbeiten, versucht sie den Bruder, der in einer Mischung aus Faulheit und Apathie in den Tag hinein lebt, wieder zum Gang in die Schule zu bewegen, kümmert sich darum, dass die beiden kleineren Geschwister rechtzeitig zu essen bekommen. Darüber muss sie den Auftritt ihrer Band absagen – zunehmend gerät ihr eigenes privates Leben unter die Räder.
Nir Bergmans Broken Wings war der erfolgreichste israelische Kinofilm 2002. Bei der Berlinale bekam er einen Publikumspreis, gewann in Tokio und Jerusalem. Das Geheimnis dieses Erfolgs liegt darin, dass der Film die verschiedenen Facetten, mit denen diese Familie im Ausnahmezustand im Leben zu bewältigen sucht, ungeschminkt und ehrlich zeigt, und dass er dabei trotzdem voller Humor ist. Es gibt hier Augenblicke voller Situationskomik, herrlich sarkastische Dialoge, brillante Einsichten in die Absurdität des Daseins – mag es auch von Trauer geprägt sein.
Allmählich findet die Familie wieder Hoffnung. Und hinter diesem Familienfilm, der auf die Kraft zwischenmenschlicher Gefühle baut, und mit einem positiven Grundton endet, lässt sich auch viel über die derzeitige Atmosphäre in Israel erfahren: Ein Land, dass von ständigen Verlusterfahrungen, von Ängsten, von Provisorien geprägt und mitunter durch sie auch gelähmt ist. Und das sich von solchen Eindrücken doch nicht einschüchtern, nicht in Depression fallen lässt – sondern wie Maya trotzig, skeptisch mit Optimismus reagiert. Und das ist eine universelle Botschaft.