GB/Irland 2000 · 95 min. · FSK: ab 6 Regie: Kieron J. Walsh Drehbuch: Roddy Doyle Kamera: Ashley Rowe Darsteller: Peter McDonald, Flora Montgomery, Marie Mullen, Pauline McLynn u.a. |
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Bigger than life |
Es gibt eine lehrreiche Anekdote von Billy Wilder, der Nacht für Nacht von einer großartigen Idee für einen Film träumte, sich aber am Morgen nicht mehr an diese wunderbare Geschichte erinnern konnte. Eines Tages legte er etwas zu Schreiben neben sein Bett und als er wieder von der Filmidee träumte und kurz darauf erwachte, machte er sich eine knappe Notiz, um dann beruhigt weiterzuschlafen. Am nächsten Morgen schaute er auf den Notizzettel, auf dem stand: boy meets girl
So alt und üblich diese Standartsituation auch erscheinen mag, so vielfältig wird sie doch immer wieder aufs neue erzählt und dient auch Brendan trifft Trudy (der Titel spricht für sich) als Grundlage. In diesem Fall wird vom Zusammentreffen des schüchternen Filmfreaks Brendan und der extrovertierten Diebin Trudy erzählt. Dass das Aufeinanderprallen von zwei grundverschiedenen Charakteren zu amüsanten Situationen führen kann, ist ein weiteres filmisches Grundgesetz. Bedenkt man weiter, dass am Ende des Films die beiden trotz zwischenzeitlicher Schwierigkeiten doch noch zusammenfinden, dass die Bösen ihre verdiente Strafe erhalten (und an Chips ersticken), dass die Guten belohnt werden (und z.B. Botschafter von Nigeria werden) und dass die beiden Hauptfiguren nach einer Katharsis zu besseren Menschen geworden sind (er ist nicht mehr schüchtern, sie ist nicht mehr kriminell), dann kann man diesen Film eigentlich nur als archetypisch bezeichnen.
Das verwundert um so weniger, wenn man sieht, welches Zitatenfeuerwerk der Regisseur Kieron J. Walsh abbrennt und damit zeigt, was er von den großen Regisseuren gelernt hat und wie er damit umgeht. Ein Film als Leistungsschau. Dabei sind es gerade diese Reminiszenzen, die den Film retten, indem sie ihn immerhin zum unkomplizierten Vergnügen machen. Mit jedem erkannten Filmzitat und jeder witzigen Anspielung steigt das Vergnügen und wer von The Searcher über Außer Atem bis Sunset Boulevard alle Vorbilder erraten hat, der lebt zumindest in der beruhigenden Gewissheit, eine Menge guter Filme zu kennen.
Abseits der Zitate und Anspielungen ist aber leider nicht viel los, eben boy meets girl, in all seiner alltäglichen Belanglosigkeit. Das ist sicher auch die Schuld des Drehbuchautors und Co-Produzenten Roddy »The Commitments« Doyle, der in den Medien hervorgehoben wird, als hätte er den Film im Alleingang gemacht. Doyle hat zwar ein großes Talent darin, die ironische Tragik des irischen Alltags zu schildern (The van, The snapper), doch wenn er versucht, eine abwegige Geschichte wie hier zu erzählen, dann verliert er schnell das Augenmaß. Normale Beziehungen bieten genügend Stoff für eine sarkastische Betrachtung, auch ohne der Angst des Mannes, seine Freundin sei ein kastrierender Racheengel. Etwaige Anspielungen auf Freud seien dahingestellt.
Der Originaltitel von When Brendan met Trudy erinnert unverkennbar an When Harry met Sally von Rob Reiner. Dieser Film hatte dem Szenario boy meets girl noch einige Fassetten hinzuzufügen und wurde auf seine Art zum Klassiker.
Brendan trifft Trudy wird diese Ehre kaum zu Teil werden und mit seiner Ansammlung von Zitaten wird er sich auch nicht in die Filmgeschichte einschreiben, denn wer zitiert schon das
Zitat, wenn es immer noch die Originale gibt ?