Großbritannien 1995 · 90 min. · FSK: ab 12 Regie: Hettie MacDonald Drehbuch: Jonathan Harvey Kamera: Chris Seager Darsteller: Glen Berry, Scott Neal, Linda Henry, Ben Daniels, Tameka Empson u.a. |
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Ste und Jamie leben in einem Sozialwohnungsbunker in einem Londoner Vorort. Jamie, von seinen Mitschülern gehänselt und ausgegrenzt, lebt mit seiner Mutter Sandra, die von einem eigenen Pub träumt. Ste wohnt nebenan zusammen mit Bruder und Vater, die ihn abwechselnd verprügeln. In dieser tristen aber nicht trostlosen Umgebung erwachen in Jamie erste Gefühle für seinen Mitschüler. Als Ste eines abends beschließt, nicht mehr zu seiner gewalttätigen Familie zurückzukehren, nimmt Sandra in vorläufig bei sich auf. Die Tatsache, daß die beiden in einem Bett schlafen müssen, bahnt den Weg in eine zarte Romanze – mit allen Zweifeln und Hindernissen, die die Entdeckung der eigenen Homosexualität mit sich bringen.
Sehr genau und feinfühlig zeigt der Film die Entwicklung dieser Liebesbeziehung. Nach ersten intensiveren Blickkontakten und fürsorglicher Krankenpflege scheint der erste Kuß und die erste Liebesnacht zwar etwas überhastet, erspart dem Film aber eine allzu voyeuristische Sichtweise. Vielmehr werden die Beziehungen der beiden zu ihren Mitmenschen, besonders zu Jamies Mutter beleuchtet. Sandra die in ihrem Leben schon so einiges mitgemacht hat, versucht stets ihr Bestes für ihren Sohn zu geben. Selbst als sie von seiner Homosexualität erfährt, weicht sie nicht von seiner Seite. Die tiefe Liebe zwischen Mutter und Sohn ist stets präsent, auch in dem Moment, in dem sich die beiden im Streit auf dem Boden gegenseitig schlagen.
Leah von nebenan hört in ohrenbetäubender Lautstärke »Mama Cass« und liefert durch ihre provokante Art so manchen Impuls und einen wunderbaren Soundtrack mit altbekannten Hits der »Mamas und Papas«.
Die überzeugend gespielten Charaktere in dem gut aufgebauten Szenario befördern den Zuschauer mitten in das Geschehen. Auch wenn gegen Ende die Solidarität der Mutter etwas gewollt wirkt, bleibt Beautiful Thing ein absolut sehenswerter Film. Und laßt euch nicht täuschen von dem Teenie-Filmplakat, der Eindruck trügt.