D/F/PL 1996 · 95 min. · FSK: ab 12 Regie: Maciej Deijzer Drehbuch: Cezary Harasimowicz Kamera: Merian Prokop Darsteller: Til Schweiger, Polly Walker, Pete Postlethwaite, John Hurt u.a. |
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Erzählerische Rohrkrepierer |
Vielleicht sagt die Stabliste ja schon ausreichend über diese internationale Co-Produktion aus. Die Tatsache daß der Film bereits im Sommer ‘96 gedreht wurde, zwei Kamermänner benötigt wurden und sich nirgendwo eine Angabe zur Autorenschaft findet, läßt auf Streitigkeiten oder zumindest Verwirrung schließen. Da kann es schon passieren, daß ein »Bastard« rauskommt, ein unausgeglichen daherrumpelndes Stück Zelluloid, dessen künstlerischer Vater niemand sein will. Nur Til Schweiger wird dazu stehen müssen, denn die Stars sind es ja hauptsächlich, die Schaden nehmen, wenn ihre Vehikel aus der Kurve fliegen. 34 Jahre alt ist er jetzt und offensichtlich ernsthaft daran interessiert, einen Ruf als seriöser Darsteller zu erlangen und nicht nur als Teenie-Schwarm, was man am Besten mit sperrigen unpopulären Themen tut, z.B. mit dem dunklen Osten oder mit behinderten Kindern. So handelt Bastard gleich von beidem, ohne davon wirklich zu erzählen.
Ausgangspunkt ist ein absonderliches Projekt der britischen Regierung zu Beginn der Neunziger Jahre, bei dem sozial auffällige Straftäter nach Rumänien verschickt wurden, um dort in Waisen- oder Krankenhäusern zu arbeiten. Til Schweiger ist Brute, ein Sträfling ohne näher definierte Nationszugehörigkeit, der in einem abgetakelten rumänischen Waisenhaus zunächst komplett fehl am Platze ist, sich aber immer mehr mit seinen Aufgaben identifiziert und sich wirklich um die Kinder dort zu sorgen beginnt. Die Krankenschwester Mara trägt das ihre dazu bei, daß sich Brute heimisch fühlt, anders als der Heimleiter Sincai, der mit Hilfe seiner Privilegien Kinder- und Waffenhandel betreibt. Ein Großteil des Filmes widmet sich dabei einer Episode, in der sich die zwölfjährige, herzkranke Elena in Brute verliebt, der bald von Mara angewiesen wird, diese Liebe möglichst zu erwidern, um dem Mädchen Hoffnung zu geben. Brute treibt schließlich genügend Geld auf für eine Herzoperation, bei der Elena aber ums Leben kommt. Aber macht ja nix, es bleibt dem unglücklichen Retter ja noch der kleine Bruder des Mädchens, mit dem er am Ende von dannen zieht.
Die Menschwerdung des ruppigen Schlägertypen wäre als Hauptinhalt recht und billig genug gewesen, da damit aber sowieso schon jeder rechnet, wird dieser Teil der Story brachial verkürzt zu Ungunsten von jeder Plausibilität. Bald wirkt das Waisenhaus wie eine Bühne für Improvisationstheater, ab und zu kommt einer der Darsteller hereingestürmt mit einer neuen Idee, die aus dem Gewurschtel ein Stück machen soll. So werden manche stürmische oder pathetische Momente von Pete Postlethwaite und John Hurt schon im Ansatz zu erzählerischen Rohrkrepierern. Nach 95 Minuten ist alles irgendwie aus. Und auch wenn die Atmosphäre immer konsequent im trüb-braunen Nebel gehalten ist, der rechte Tiefsinn will sich nicht einstellen. Traurige Kulleraugen und heruntergekommene Schauplätze machen noch keinen sozialkritischen oder gescheiten Film. Erst hat das Buch eine kümmerliche Story in ein marodes Waisenhaus gesetzt, und die Regie hat den Bastard darin jämmerlich verkümmern lassen.