American Werewolf in Paris

An American Werewolf in Paris

Grad recht­zeitig zur Ehrung Curt Siodmaks bei der kommenden Berlinale kommt nun der neueste Werwolf-Film ins Kino. Siodmak hatte im Jahre 1941 einen alten Mythos aufge­griffen und für sein Drehbuch von The Wolfman verbraten, seitdem gehört das Werwolf­mär­chen zur ameri­ka­ni­schen Horror-Folklore, und eine große Riege von Stars von Lon Chaney bis Jack Nicholson durfte auf der Leinwand schon die Zähne fletschen und den Mond anheulen. American Werewolf in Paris, die neueste Adaption von Werbe­filmer Anthony Waller bezieht sich vor allem auf die sechzehn Jahre alte Horror­par­odie American Werewolf von John Landis. Drei junge Touristen aus USA, mit dem Rucksack in Frank­reich unterwegs, lernen in Paris ein geheim­nis­volles Mädchen kennen. Bald stellt sich heraus, daß sie vom Fluch der Werwol­ferei befallen ist und nun bei Vollmond gerne Leute beißt. Auf dem tapferen Andy (Tom Everett Scott), der sich in das Mädchen verliebt hat, lastet nun die Aufgabe, das Mädchen von seinem Fluch zu befreien. Auf seine beiden Freunde kann er dabei nicht zählen, der eine ist früh­zeitig zerfleischt worden und begnügt sich mit seltsamen Erschei­nungen, der andere ist von anti­ame­ri­ka­ni­schen Wolfs­men­schen als Opfer für einen Ritu­al­mord auser­wählt worden. Erschwe­rend kommt für Andy noch hinzu, daß er selbst bald gebissen wird, und sich an den Werwolfalltag gewöhnen muß.

Wer Freude an Späßen mit aufge­bla­senen Kondome hat und auch über boden­lo­seste Trick­technik hinweg­sehen kann, der ist norma­ler­weise nicht älter als dreizehn, und für Teenager ist dieser Film auch ausschließ­lich herge­stellt. Das alte Europa, das hier von drei ameri­ka­ni­schen Rüpeln durch­töl­pelt wird, muß einmal mehr wegen seiner altbe­kannten, leicht entschlüs­sel­baren Asso­zia­tionen herhalten, etwa nach der Gleichung: Junge Liebe = Paris = Eiffel­turm. Durch die Infor­ma­tion, daß in Paris der Eiffel­turm in Paris steht, kann solch ein Film ein ganzes Jahr Geogra­phie­un­tericht in einer mittleren ameri­ka­ni­schen High-School ersetzen. Immerhin ist das Grab von Jim Morrison, das man ja nicht genug schänden kann, ein relativ unver­brauchter Schau­platz. Ansonsten läßt dieser müde Werwolf-Aufguß die Frage aufkommen, ob die John-Landis-Vorlage damals in den Acht­zi­gern auch schon so dämlich war, und sich die Welt einst stilis­tisch unge­schult auf den platten Spaß einge­lassen hat, oder ob auch hier der zweite Teil der miesere ist. Sei’s drum. Schön aller­dings, daß Julie Delphy auch mal bei richtigem Trash mitmacht.

Das Gedicht von Christian Morgens­tern, in dem der Werwolf sich vom Genitiv bis zum Akkusativ beugen läßt, also Weswolf, Wemwolf und Wenwolf, bereitet in weit kürzerer Zeit­spanne ein größeres Vergnügen.