USA 2005 · 90 min. Regie: Andrew Douglas Drehbuch: Scott Kosar Kamera: Peter Lyons Collister Darsteller: Ryan Reynolds, Melissa George, Jesse James, Jimmy Bennett u.a. |
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»Grusel statt Greuel« |
Es sind die Siebzier, drum trägt George Lutz einen Vollbart (Ryan Reynolds – der dauernd seinen durchtrainierten Oberkörper zur Schau stellt). Aber mehr und mehr wirkt er damit wie einer dieser protestantischen Fundamentalisten aus Utah.
Höhere Mächte machen einst liberale Menschen zu konservativen Fanatikern: Diese Angst treibt The Amityville Horror, und man braucht nicht lang fragen, woher sie kommt. Es ist, nach all den glücklosen Japan-Importen Hollywoods zuletzt, wenigstens mal wieder ein richtig amerikanischer Horrorfilm: Wo Sex und Drogen zuverlässige Präludien des Grauens sind. Wo die Fundamente des Horror-Hauses von den Puritanern gelegt wurden und Cowboy und Indianer die Tapeten zieren. Lutz zieht mit Frau und Stiefkindern in ein Haus ein, in dem kurz zuvor eine ganze Familie ermordet wurde. 28 Tage später fliehen sie in Panik, nach allerlei übersinnlichem Bohei und bedenklicher Persönlichkeitsveränderungen des Papas: Eine Shining-Variante für Anspruchsfreie.
Die 1979er Verfilmung des »Amityville«-Stoffs ist geradezu eine Doku im Vergleich mit den Freiheiten, die diese Version von Regisseur Andrew Douglas sich mit den Berichten der authentischen Familie Lutz von deren angeblichen Erlebnissen nimmt. Der Film ist in der selben Zwickmühle wie viele US-Horrorfilme derzeit: Er will zurück zu Grusel statt Greuel. Aber er hat keine Geduld für Atmosphäre, er kann nie die Unheimlichkeit des Raums erforschen, ohne ihn mit Geisterbahn-Schocks und hektischem Gedöns zu füllen.