F/D/USA 1997 · 122 min. · FSK: ab 12 Regie: Wim Wenders Drehbuch: Nicholas Klein, Wim Wenders Kamera: Pascal Rabaud Darsteller: Bill Pullman, Andie MacDowell, Gabriel Byrne, Traci Lind u.a. |
Wim Wenders ist einer der wenigen deutschen Filmemacher, den man immer noch als Autorenfilmer bezeichnen kann und der trotzdem internationales Ansehen genießt. Er beherrscht die Gratwanderung zwischen Kommerz und Anspruch.
In Rahmenhandlungen, die Elemente des amerikanischen Thrillers verwenden, finden sich kontinuierlich Reflektionen über individuelle Lebenssituationen, als Modell für gesellschaftliche Symptome.
In The End of Violence gelangt der erfolgreiche Hollywoodfilmproduzent Mike Max in die Gewalt von zwei kleinen Auftragskillern. Sein Leben könnte jetzt gleich zu einem Ende kommen, wenn es nicht die Macht der Sprache gäbe und die Sehnsüchte der Menschen. Es gelingt ihm die beiden Killer verbal zu verwirren und ihre Sehnsüchte nach Anerkennung, Erfolg, nach einem normalen Leben zu wecken. Mike Max wird überleben und bewußtlos im Garten eines
Luxusanwesens von mexikanischen Gärtnern aufgelesen und in ihrer Familie wieder aufgepäppelt. Die beiden Killer dagegen werden am nächsten Tag tot aufgefunden.
Mike Max will gar nicht wieder zurück in sein Leben, er möchte diesen Anschlag auf sein Leben aufklären und zieht die Rolle des Voyeuristen und Außenseiters vor.
Über die Figur des Mike Max werden unterschiedliche Lebensträume, Situationen und Individuen miteinander verknüpft.
»Wir hatten ein Thema, das war Gewalt, und wir waren uns einig, daß sie nicht zur Materie des Films, zur Attraktion, zur Untermalung werden sollte, sondern wirklich das Thema des Films bleiben sollte. Wie aber schreibt man eine Story über Gewalt, ohne sie selbst unablässig ins Bild zu rücken? Also entwickelten wir zuerst eine Konstellation von Charakteren, die nichts miteinander gemein hatten, vor allem keine gemeinsame Geschichte.« (Wenders)
Wim Wenders ist immer auf der Suche und setzt die Suche in seinen Filmen fort.
The End of Violence scheint jetzt der endgültige Beweis zu sein: Wim Wenders ist in Wahrheit ein Goldhamster! Ein Goldhamster im goldenen Käfig, der sich in seinem Rad auf die Suche macht und sich dreht und dreht und dreht. Während er sich noch anstrengt, scheint ihm doch schon klar, daß Ende und Anfang, Frage und Antwort, Sinn und Unsinn eins sind.
Und da Wenders ein sprechender Goldhamster ist, haben auch die Figuren in seinem Film die Aufgabe möglichst
alles auszusprechen.
Ihre Rollen entsprechen haargenau den Klischees, die sich jeder von einer reichen, aber unbefriedigten Ehefrau macht, oder einer jungen erfolglosen Schauspielerin, oder einem jungen Polizeidetektiv, oder einer netten, armen mexikanischen Großfamilie, oder aber auch von einem erfolgreichen Hollywoodfilmproduzenten wie Mike Max, der von einem Tag auf den anderen, den wahren Sinn des Lebens außerhalb von Glamour suchen wird.
Es ist erstaunlich: Der Film sieht genauso aus, wie man sich einen Film vorstellen könnte, der von einem Filmemacher ist, der mit dem Neuen Deutschen Film in den 70er Jahren begann, mittlerweile schon mehrfach in Cannes für seine Filme Ehrungen erhielt und heute versucht, einen Film zu machen, der genau das verraten soll, was ihm zur Lebensgrundlage wurde – ein goldener Käfig, in dem Erfolg alles ist und Gewalt sehr viel mehr mit Macht, in all ihren Erscheinungsformen, als mit Munition zu tun hat.