GB/USA/F 2002 · 94 min. · FSK: ab 12 Regie: Michael Lehmann Drehbuch: Rob Perez Kamera: Elliot Davis Darsteller: Josh Hartnett, Shannyn Sossamon, Paulo Costanzo, Adam Trese u.a. |
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Shannyn Sossamon und Josh Hartnett |
Ein Märchen aus der Gegenwart, und das im mehrfachen Sinn: Matt, die Hauptfigur dieser Schnulze für altgewordene Teenies, gespielt von neuen Mädel-Schwarm und Pearl Harbor-Star Josh Hartnet, verdient am Computer viel Geld. Arbeit und Party verschmelzen zum ständigen Dauer-Event: Alle sind schön, aktiv, reich und glücklich. Schon auf dem Höhepunkt der Dot.Com-Euphorie hätte man ein derartiges Portrait der Erlebnisgesellschaft als ideologisch gefärbte Phantasie der Filmindustrie abgetan. Heute wirkt es in seiner Absurdität schon wieder unterhaltend. Wie auch andere Prämissen, die unhinterfragt für selbstverständlich hingenommen werden.
Denn der von seiner Freundin verlassene, aber natürlich von vielen anderen jungen Frauen begehrte Matt trauert seiner Ex so intensiv hinterher, dass er – man höre und staune – einmal 40 Tage am Stück keinen Sexuell haben will – Selbstkasteiung a la Hollywood. Was für Probleme! Nicht allein, dass hier die Mythos konstruiert wird, es sei für jeden jungen Mann ohne Freundin etwas gar so Besonderes, einmal sechs Wochen abstinent zu sein, nervt, viel schlimmer ist noch die konservative Ideologie, die der Film im Folgenden transportiert. Denn selbstverständlich (?) führt gerade die Enthaltsamkeit Matt auf den Pfand der Tugend und zur wahren Liebe.
In seinem Unterhaltungswert ist 40 Tage und 40 Nächte, der von dem No-Name-Regisseur Michael Lehmann stammt, vor allem belanglos, ohne Humor, ohne Charme. Schaut man trotzdem genauer hin, bietet der Film aber auch Moralaposteln ein fragwürdiges Vorbild: Man erlebt einen jungen Mann, der zuerst wahllos durch die Betten wandert, dann allein aus gekränkter Eitelkeit keusch lebt, und auch dies wieder mit dem Fanatismus des Purtitaners praktiziert. Von einem Extrem ins andere taumelnd, kommt Einsicht nur über körperliche Erfahrungen und spontanen Liebeskummer, gedacht wird hingegen nie, und von Gelassenheit oder echtem Interesse für seine Mitmenschen ist Matt auch nach 90 Minuten weit entfernt. So erlebt man die schlimmstmögliche Form von Hollywood-Kino: die Kombination von prüder Moral und Dummheit – George W.Bush läßt grüßen!