USA 1996 · 107 min. · FSK: ab 16 Regie: John Herzfeld Drehbuch: John Herzfeld Kamera: Oliver Wood Darsteller: James Spader, Terri Hatcher, Danny Aiello, Eric Stoltz u.a. |
||
Erstklassiges Ensemble |
2 Days in the Valley heißt der Film im Original, und der Unterschied ist entscheidend. »The Valley«, das San Fernando Valley im Norden Los Angeles, ist in dem Kosmos der südkalifornischen Metropole eine Galaxie für sich. Hier ist das Leben ruhiger und langsamer, und auch die Bewohner des Valley werden so gesehen. Wer hier wohnt, für den hat es nicht zur reichen Westside oder Beverly Hills gelangt; wer hier wohnt hat nicht das Zeug dazu, sich in dem vermeintlichen Moloch L.A. zu behaupten. »The Valley« ist ein Ort für Leute, die sich im Kampf des Lebens stets mit einem 2. Platz begnügen.
2 Days in the Valley macht uns mit einer ganzen Reihe solcher Leute bekannt: Der erfolglose, toupétragende Kleinkriminelle Dosmo Pizzo (Danny Aiello) läßt sich mit dem kaltblütigen Killer Lee Woods (James Spader) ein. Die olympische Skiläuferin Becky Foxx (Teri Hatcher) wird immer noch von ihrem Ex-Mann bedrängt. Die Polizisten Wes Taylor (Eric Stoltz) und Alvin Strayer (Jeff Daniels) sind beide aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden mit ihrem Job
bei der Sittenpolizei. Der britische Kunsthändler Allan Hopper (Greg Crutwell) bricht auf offener Strasse zusammen – Diagnose Nierensteine. Der erfolglose Regisseur Teddy Peppers (Paul Mazursky) beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Im Lauf von zwei Tagen kreuzen sich die Bahnen dieser Figuren (und von Hoppers Schwester Audrey (Marsha Mason), seiner Sekretärin (Glenne Headly) und Lee Woods Geliebter (Charlize Theron)) auf unvorhergesehene Weise, und aller Leben wird
sich dadurch für immer ändern – oder enden.
Der Verleih möchte 2 Days in the Valley als Mischung zwischen Short Cuts und Pulp Fiction verkaufen, aber er erweist dem Film damit sicherlich einen Bärendienst. Mit Quentin Tarantinos zitatfreudiger, postmoderner Komödie hat 2 Days schlicht und einfach überhaupt nichts gemeinsam, und der Vergleich mit Robert Altman ist halt doch ein paar Schubladen zu hoch gegriffen. Dabei hat John Herzfelds Film genügend eigene Qualitäten, die ihn für den Kinobesucher empfehlenswert machen. Er jongliert flott und geschickt mit seinen zahlreichen Handlungssträngen und entspinnt dabei einen erfreulich unvorhersehbaren Plot. Das Ensemble der Schauspieler (unterstützt durch Gastauftritte von Louise Fletcher, Keith Carradine und Lawrence Tierney) ist erstklassig und wird von Herzfeld gekonnt geführt. Vor allem aber überzeugt der Film durch seine große Anzahl an liebevoll gezeichneten Charakteren – Underdogs, die wissen, daß sie nicht wirklich verloren haben, solange sie ihrem traurigen Schicksal mit Würde begegnen.
Was dabei allerdings etwas zu kurz kommt, sind überzeugende Frauenfiguren – zu sehr definieren sich die meisten der weiblichen Charaktere nur über ihre Beziehung zu Männern.
Und während es im allgemeinen nicht stört, daß John Herzfelds etwas biedere Bildersprache seine Herkunft vom Fernsehen verrät, wünscht man sich doch manchmal, daß er sich auf sein eigenes erzählerisches Talent verlassen hätte, anstatt zu genreüblichen Lösungen zu greifen. Besonders bedauernswert ist dabei sein unreflektiertes Verhältnis zur filmischen Darstellung von Gewalt. Daß diese in üblicher Hollywood-Manier bunt, schnell und weitgehend folgenlos präsentiert wird, nimmt den Charakteren die Möglichkeit, sich glaubwürdig mit Verletzung und Tod auseinanderzusetzen – und damit etwas von ihrer Tiefe.
Hätte John Herzfeld hier etwas mehr Inspiration, Originalität und Mut gezeigt, dann hätte aus seinem guten, sehenswerten Film vielleicht auch ein wirklich großer Film werden können.