USA 2015 · 145 min. · FSK: ab 16 Regie: Michael Bay Drehbuch: Chuck Hogan Kamera: Dion Beebe Darsteller: James Badge Dale, John Krasinski, Max Martini, Dominic Fumusa, Pablo Schreiber u.a. |
||
Ist der Ruf erst ruiniert, filmt sich's völlig ungeniert. |
Michael Bay ist der Donald Trump unter den Filmregisseuren: Grob, vulgär, nie um Nuancen bemüht, im Gegenteil voller Lust an Provokation und Tabubruch, mit monumentalen Selbstbewusstsein ausgestattet, dabei keineswegs dumm, steht dieser Kino-Populist ziemlich weit rechts im politischen Spektrum, und löst jedes dramaturgische Problemen im Zweifelsfall mit einer Orgie aus Explosionen und anderen Spezialeffekten. Dabei belegen seine bisherigen Regiearbeiten – The Rock – Fels der Entscheidung, Armageddon – Das jüngste Gericht, Pearl Harbour und die drei »Transformers«-Folgen – dass Bay auch in anderer Hinsicht dem Präsidentschaftskandidaten der republikanischen Partei ähnelt: Er ist kein schlechter Handwerker und er wird permanent unterschätzt.
Auch für 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi gilt, dass die Inszenierung mehr als solide ist. Vom ersten Moment an ist hier Action pur angesagt, und Bay weiß, wie er die Spannung dieser Null-Story hält: Wir haben es mit einer sechsköpfigen Spezialeinheit von US-Agenten zu tun, die geheim als »Private Military Staff« im Post-Ghaddafi-Libyen von einer geheimen CIA-Basis aus operieren. Das bedeutet: Ihre eigentlichen Feinde sind gar nicht all jene Einheimischen, die nicht gleich so spuren, wie es sich die Amerikaner vorstellen. Die nennt man »Terroristen« und ballert sie weg, ohne lang zu fackeln. Das wahre Problem sind die Diplomaten, Bürokraten und Politiker, die in diesem Film gern mal »Klugscheißer« genannt werden, und die ihr Handeln nicht vom »gesunden Menschenverstand« leiten lassen, sondern von Büchern: Sie schießen nicht, bevor sie fragen, sondern danach und reden überhaupt zuviel.
Aber zumindest Bay weiß, wo er steht, auch als Filmemacher: Irgend jemand muss ja schließlich kämpfen und da unten die Drecksarbeit machen. Darum bemüht sich sein Film auch nicht darum, dem Zuschauer klar zu machen, wer hier warum gegen wen kämpft, und was eigentlich die Lage ist. Es genügt: Wir sind im Orient, und dort regiert das Chaos, es sei denn, die Amis machen Ordnung.
Irgendwann eskaliert dann die Lage und ein brutaler Mob bedroht die US-Botschaft. Die Spezialeinheit
würde gern ausrücken und aufräumen, aber »Washington« lässt sie zunächst nicht. Also kommen sie zu spät, der Botschafter wird getötet, und die sechs guten Jungs eingeschlossen. Kommt nun die Kavallerie, ein Wiedergänger von John Wayne oder die Engel eines gerechten Gottes, um sie zu retten? Das ist die Frage, auf deren Antwort wir mit unseren US-Helden bangen sollen. Um sie sympathischer zu machen, sehen wir auch die Familien der Sechs daheim.
Eine »wahre Geschichte« ist es nicht, die hier erzählt wird, hoffentlich nicht. Aber immerhin wurde am 11. September 2012 der US-Botschafter in Libyen ermordet. Die genauen Hintergründe und Abläufe hat auch ein Untersuchungsausschuß des US-Kongress nicht klären können, aber man muss wissen. dass im derzeitigen Wahlkampf die Republikaner der damaligen US-Außenministein und jetzigen Kandidatin Hillary Clinton aus den Vorgängen nun einen Strick zu drehen versuchen. Indem 13 Hours sich für die Sichtweise mancher Militärs und einiger CIA-Angehöriger entscheidet, und die »Schwätzer in Washington«, nicht etwa die »Macho-Cowboys in Uniform«, für alles verantwortlich macht, ist sein Film also keineswegs unparteiisch, oder gar ein »reines Unterhaltungsstück« sondern ganz im Gegenteil ein Stück Wahlkampfpropaganda für die Republikaner.
Filmisch steht dieser Film in der Tradition des Western: Der »Wagenburg«-Filme, aber auch John Waynes berüchtigter Regiearbeit Alamo, in der eine verlorene Schlacht zur reaktionären Vietnam-Metapher wird. Michael Bay entfaltet hier eine mehr als fragwürdige politische Agenda und Moral. Diese lautet: Trau keinem Fremden, trau keinem Diplomaten, nimm Deine Knarre und tu, was getan werden muss.
Dies ist ein Film ohne bekannte Darsteller, oder auch nur ausdifferenzierte Figuren. Auch ästhetisch dominiert das einfache »die« gegen »uns«. Michael Bay hat einen einschlägigen Ruf. Ihm wird er in diesem Film uneingeschränkt gerecht. Denn ist der Ruf erst ruiniert, filmt sich’s völlig ungeniert.