Mit den schrägen Provinzkomödien KARNIGGELS und WIR KÖNNEN
AUCH ANDERS machte sich der norddeutsche Regisseur Detlev
Buck in den 90er Jahren einen Namen. Nach den weniger überzeugenden
folgenden Filmen MÄNNERPENSION
und LIEBE DEINE NÄCHSTE,
kehrt Buck mit der mörderischen Satire LIEBESLUDER
wieder in die Provinz zurück. Mit einer Mischung aus Sarkasmus
und genauer Beobachtungsgabe, der streckenweise an französisches
Kino erinnert, zeigt er den Alltag in einem westfälischen
Kaff - und ein junges Mädchen, dass dort nicht hinpasst, und
alles aus den Angeln hebt. Mit Buck sprach Rüdiger
Suchsland.
Artechock: Man konnte hören, dass es in
der Vorbereitung einige Pannen gab. Sie mussten sogar die
Dreharbeiten unterbrechen. Dem fertigen Film sieht man das
überhaupt nicht an. Wie verlief die Produktionsgeschichte?
Buck: Wir hatten tatsächlich Schwierigkeiten. Beim Dreh
merkt man plötzlich, dass etwas nicht hinhaut, dass man noch mal
über das Drehbuch gehen muss, und sich fragen muss: Was soll das
eigentlich für ein Film werden. Es ist dann besser, aufzuhören und
neu anzufangen. Was ich ursprünglich vorhatte war Mist, das ging
nicht. Also musste ich noch mal nachdenken.
Wie kamen Sie auf die Geschichte?
In Tirol ist etwas ähnliches tatsächlich passiert. Da zerstörte
eine Frau ganze Familien und verschwand dann plötzlich auf
Nimmerwiedersehen. Überall, wo die Ehe etwas bedeutet, da kann so
etwas gefährlich werden. Das kann Dich Kopf und Kragen kosten.
Diese Geschichte hat mir gefallen.
Ihr Film wird von zwei weiblichen Darstellern
getragen: Comedy-Star Anke Engelke und die junge Mavie Hörbiger.
Beide haben im Kino noch nie Hauptrollen gespielt. Wie kamen Sie
auf die Besetzung?
Passt doch. Die Mavie ist so jung und so schön unschuldig, das
musste sein bei dieser Rolle. Sie weckt bei Männern den
Beschützerinstinkt. Wenn man dieser Frau auf 1000 Meter angesehen
hätte, was mit ihr los ist, wäre es unglaubwürdig gewesen. Aber
diese Ina ist einfach clever, die nutzt die Schwäche der Männer -
gnadenlos! Ursprünglich hab ich mir die Figur etwas älter
vorgestellt. Aber Mavie war überzeugend. Das wars genau, die musste
so jung sein. Und Anke Engelke kennt man ja aus dem Fernsehen.
Da musste ich nicht viel nachdenken, klar, dass ich die wollte. Ich
war froh, dass sie zugesagt hat, denn die kann natürlich viel mehr,
als "Danke Anke".
Frauen sind bei Ihnen die Klugen, Männer die
Trottel...
Das kennt jeder: wenn Männer gamsig werden, auf eine Frau geil
sind, dann sind sie nicht mehr zu halten. Einfach lächerlich ist
das. Frauen sind in solchen Dingen klüger. Das wollte ich zeigen.
Eigentlich ist der Film ja ein Duell zwischen dem Neuankömmling und
den Alteingesessenen. Zwei gehen drauf. Das ist wie im Western, nur
dass die statt einem Colt Einkaufstaschen tragen, oder
Tupperware.
Bedeutet LIEBESLUDER für Sie eine Rückkehr zu
den bewährten Provinzschauplätzen, nachdem ihr letzter Film
gefloppt ist?
Der hatte gar nicht so wenig Zuschauer. Ich mache immer das, wozu
ich Lust habe. Und von wegen Provinz: Man hätte den Film genauso in
Amerika drehen können.
Der Film erinnert aber an die sarkastischen
Provinzpossen, die zum Beispiel Chabrol dreht: Kriminalsatiren,
die viel über ein Land oder eine Region zeigen.
Chabrol ist gut. Klar wollte ich auch 'ne Satire darüber machen,
wie die Leute leben, und was sie sich antun. Und da müssen vor
allem die Leute stimmen. So wie die Anke Engelke: Die hat ihre
Rolle richtig gelebt, die wusste, was sie spielt. Vom Charakter des
Films hat mir aber mehr als Chabrol noch der Hitchcock
vorgeschwebt. Das sind Satiren, aber es ist auch der reine Horror.
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