»Thomas Harlan, 1929 in Berlin geboren, ist eine der ungewöhnlichsten Figuren der deutschen Filmgeschichte. Als Sohn des Regisseurs Veit Harlan und der Schauspielerin Hilde Körber lernte er im Kindesalter Joseph Goebbels kennen. Nach Kriegsende zog er nach Paris, wo er Kontakte zu Kommunisten pflegte und Freunde fürs Leben fand: Klaus Kinski, Pierre Boulez, Gilles Deleuze. Wen er als Feind sah, bekämpfte er. So führten seine Recherchen Anfang der 60er Jahre in Polen zu zahllosen Anklagen gegen deutsche Kriegsverbrecher – und zu einer Anklage gegen ihn selbst wegen Landesverrats. In den 70ern unterstützte Harlan – filmisch und organisatorisch – revolutionäre Bewegungen in Lateinamerika, Portugal, Angola. Zum Skandal schließlich wurde die Aufführung seines Films Wundkanal bei der Berlinale 1985. Wundkanal schildert Entführung und Verhör des NS-Juristen Alfred Filbert durch eine bewaffnete linke Gruppe und greift die damalige Diskussion auf, dass Gefangene der RAF in Stammheim von staatlicher Seite ermordet worden sein könnten.« (Süddeutsche Zeitung)
»In Wundkanal ist Gewalt der Kern der Geschichte: Gewalt in Minsk, Gewalt in Stammheim. In Unser Nazi, dem Spiegelfilm von Wundkanal, werden die Gewalttätigen bei der Arbeit gezeigt: wir selbst im Umgang mit der Gewalt. Hier legen wir uns selbst bloß und zeigen, wie Verfolger rasch die Eigenschaften des Verfolgten annehmen.« (Thomas Harlan)