Die Stadt Pripjat liegt fünf Kilometer neben dem Atomkraftwerk Tschernobyl. 50 000 Menschen haben hier 1986 gelebt. Heute ist Pripjat eine von der Miliz schwer bewachte und hoch kontaminierte Geisterstadt inmitten der radioaktiv verseuchten Zone, die von der Ukraine bis tief nach Weißrußland reicht. Die Dörfer wurden größtenteils evakuiert. Wer in die Zone will, braucht spezielle Genehmigungen, und wer sie verlassen möchte, wird einem dosimetrischen Check
unterzogen.
Pripyat erzählt vom Überleben in einem improvisierten Mikrokosmos, in dem man nichts essen, nichts trinken und bei Wind keinen Staub einatmen sollte – doch weil Radioaktivität mit menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar ist, hält sich kaum jemand an diese Empfehlung.
The settlement of Pripyat is five kilometres from the Chernobyl nuclear power plant. Its population was numbered 50,000 until 1986. Today, Pripyat is a heavily guarded and highly contaminated ghost town in the centre of the radioactive zone, which extends from the Ukraine deep into White Russia. The villages were evacuated for the most part. Whoever wants to enter the zone needs special permits, and those who wish to leave are checked for radioactive contamination.
Pripyat
tells of survival in an improvised microcosm where you should neither eat or drink local produce, nor inhale dust on a windy day; however, as radioactivity cannot be detected by the human senses, virtually no one pays attention to these recommendations.
Nikolaus Geyrhalter über seinen Film:
»Ich konzentriere meine Arbeit gern auf Menschen, auf Einzelschicksale und versuche, Geschichte anhand von Individuen zu erzählen. Das, was in Tschernobyl passiert ist, ist hinlänglich bekannt. Wie aber jene, die zufällig gerade auf diesem Flecken der Erde geboren wurden, damit tatsächlich umgehen und fertigwerden müssen, wird detailliert wenig gezeigt. Insofern gibt es diese Parallele zwischen meinem Film über Bosnien (Das Jahr nach
Dayton) und diesem über Tschernobyl ... Auch wenn dieser Film auf den ersten Blick keine eindeutige Stellungnahme abgibt, darf er als leiser Beitrag zur laufenden Atomenergiedebatte verstanden werden.«
BIO-FILMOGRAPHIE
Nikolaus Geyrhalter
Geboren 1972 in Wien. Seit 1992 arbeitet er als Fotograf und Filmemacher. 1994 gründete er seine eigene Filmproduktion.
Filme:
1992 EISENERZ
1994 ANGESCHWEMMT
1997 DAS JAHR NACH DAYTON
1999 PRIPYAT