The Making of a New Empire

Niederlande 1999 · 98 Minuten
Regie: Jos de Putter
Kamera: Andrzej Adamczak

Doku­men­ta­tion (35mm, Farbe)

»Grosny, die Haupt­stadt Tsche­tsche­niens, vor dem neuer­li­chen Krieg: Zwei Jahre nach dem mit äußerster Grau­sam­keit geführten Unab­hän­gig­keits­krieg gegen die russische Armee lag die Stadt immer noch in Trümmern. Seit Jahr­hun­derten nennt man diese Region den Wilden Osten; heute wird es von manchen als ein Mafialand bezeichnet, in dem Anarchie herrscht. Doch genau von hier aus planen Menschen eine Zukunft für den Kaukasus, eine Zukunft, die auf alten Stam­mestra­di­tionen, auf tief­ver­wur­zelter Reli­gio­sität und auf den Verpflich­tungen der Blutrache beruht. Der Film ist das Porträt eines Mannes und seines Landes an einem entschei­denden Wende­punkt der Geschichte. Vor fünf­und­zwanzig Jahren gründete Chosh-Ahmed Nuchajew eine Unter­grund­be­we­gung, deren Zentrale in Moskau lag und die seither als Tsche­tsche­nien-Mafia bekannt und gefürchtet war. In den Augen der Tsche­tschenen war sie hingegen die Wiege ihrer Frei­heits­be­we­gung. Nuchajew fügt sich in die lange und mächtige Tradition tsche­tsche­ni­scher Krieger, Banditen und Rebellen. Er ist Pate, entflo­hener Sträfling, Kriegs­held, Manager in Sachen Öffent­lich­keits­ar­beit und Visionär in einer Person. Der Film erzählt seine persön­liche Geschichte, die zugleich Einsichten in die mystische und stolze, aber auch gewalt­tä­tige Geschichte des tsche­tsche­ni­schen Volkes vermit­telt. Zugleich gibt er einen Ausblick auf die Zukunft. Wer diese Region beherrscht, kontrol­liert die Ölpipe­lines aus den Gebieten um das Kaspische Meer, die größten Ölre­serven der Welt. Deswegen steht hier auch die Zukunft des Westens auf dem Spiel.

Grozny, capital of Chechnya, before the renewed war: Two years after the fierce battle for inde­pen­dence against the Russian army, the city was still deva­s­tated. For hundreds of years, this region has been known as the Wild East, now some refer to it as Mafia country, where anarchy rules. Yet it is from here that people plan the future of the Caucasus; a future based on the old tradi­tions of clans, on deep religious feelings, on the law of blood revenge to determine people’s obli­ga­tions. The film is a portrait of a man and his country at a decisive moment in history. Twenty-five years ago, Khoz-Ahmed Noukhaev founded a Moscow-based under­ground movement, which later became known as the widely feared Chechen Mafia. To the Chechens, however, it was the cradle of the libe­ra­tion movement. Noukhaev fits in the long and strong Chechen tradition of the bandit-warrior. He is godfather, escaped convict, war hero, publicity manager and visionary combined in one single person. In this film we get to know his personal story, and through him we learn about the mystical and proud but also violent, history of the Chechen people. And we get a glimpse of the future, because this region controls the oil reserves in the world. Therefore, the future of the Western world is also at stake.

Jos de Putter über seinen Film:
Ein Londoner Jour­na­list führte mich auf die Spur von Chosh-Ahmed Nuchajew, doch meine Abreise erfolgte so schnell, dass ich auf dem Heimflug nur einen Artikel über ihn lesen konnte. Er war – und ist immer noch – der mäch­tigste Mann der Tsche­tsche­nien-Mafia, jemand, ›bei dem einem die Knie zittern, wenn man ihn trifft‹. Zu meiner Über­ra­schung zeigte sich Nuchajew inter­es­siert an meinem Vorschlag, einen Doku­men­tar­film über ihn zu machen, unter der Bedingung aller­dings, dass dieser auch über das tsche­tsche­ni­sche Volk und seinen Kampf berichten würde. Nuchajew lud mich ein, nach Tsche­tsche­nien zu kommen, und ich erkannte, dass dies eine einmalige Gele­gen­heit war. Unter seinem Schutz war die Gefahr, entführt zu werden, wesent­lich geringer. Außerdem hatte ich keinen Zweifel, dass seine Geschichte es verdienen würde, in einem Doku­men­tar­film behandelt zu werden. (...)
Wir filmten nicht nur Nuchajews Version seiner Lebens­ge­schichte, sondern berück­sich­tigten auch sein Projekt für die Zukunft: die Errich­tung einer neuen Stadt, die auf uralten Tradi­tionen, auf den Struk­turen des Stammes und der Blutrache beruhen soll. Er will das Projekt, das Dochar Dudajew, der erste Präsident Tsche­tsche­niens entwi­ckelte, zu Ende führen. Noch vor dem Krieg hatte dieser seinem Freund Nuchajew erklärt, man sollte auf dem Haupt­platz Grosnys eine große Uhr aufstelle, deren Zeiger gegen den Uhrzei­ger­sinn laufen sollten. Wir filmten Nuchajews Erin­ne­rungen an den ersten Präsi­denten, der ihm sogar zur Flucht aus einem russi­schen Gefan­ge­nen­lager verhalf, wir filmten ihn, wie er sich mit dem zweiten Präsi­denten des Landes Selim Han Jandar­bijew, an die gemein­same Studi­en­zeit erinnerte, und wir filmten ihn zusammen mit dem gegen­wär­tigen Präsi­denten Aslan Maschadow während eines London­be­suchs. All das ging ein in die Geschichte Chosh-Ahmed Nuchajews, des Mafia­bosses und mysti­schen Visionärs, verfilmt vor dem Hinter­grund der tsche­tsche­ni­schen Geschichte.

BIO-FILMOGRAPHIE
Jos de Putter

Geboren 1959 in Terneuzen/Nieder­lande. Studium der Politik- und Lite­ra­tur­wis­sen­schaft an der Univer­sität Leiden. Danach freier Film­kri­tiker für ›NRC Handels­blad‹, ›De Volks­krant‹, ›Groene Amster­dammer‹, ›Hard Gras‹ und ›De Gids‹. 1988-92 Redakteur bei ›Skrien‹. 1995-1998 Programm­ge­stalter für Diogenes, VPRO TV.

FILME:
1991 CAMBODIA: THE INVISIBLE DISEASE
1991 REPORT FROM BULGARIA
1993 HET IS EN SCHONE DAG GEWEEST
1994 DE WET VAN DE FAVELA
1995 BRAZIL; THE RULES OF GAME
1995 RWANDA; THE TRIAL
1995 FRANCE, LYON; ENEMY OF THE STATE
1996 RUMANIA; THE HEROES OF THE 22ND
1996 MOSCOW; LUMUMBA UNIVERSITY
1996 THESIGER; THE TRAVELLER
1996 LIBERIA; THE PROMISED LAND
1996 NAGASAKI STORIES
1997 CEUTA, VPRO THEME FORTRESS EUROPE
1997 ON2MARS, VPRO THEME THE DISCOVERY OF THE WORLD
1999 THE MAKING OF A NEW EMPIRE

Produk­tion: Stichting Jura Film­pro­duk­ties / LAVA Film Distri­bu­tion & Sales, Ruud Monster & Jan Heijs, Korte Leid­sed­wars­straat 12/512, NL-1017 RC Amsterdam, Tel. +31-20-6255442, Fax. +31-20-6202426, e-mail info@jurafilm.nl, Internet http://www. jurafilm.nl
Co-Produzent: NPS; Cees van Ede, Marjan Fluitsma, Carel Kuyl
Gefördert von: NPS, The Dutch Film Fund, Dutch Cultural Broad­cas­ting Fund, CoBO Fund
Urauf­füh­rung: September 1999 in Toronto
Welt­rechte: Films Transit Inc., Jan Roefekamp, 402 est, rue Notre-Dame, Montréal, Canada H2Y 1C8, Tel. +1-514-844-3358, Fax. +1-514-844-7298, e-mail filmtran @odyssee.net, Internet http://www. film­transit.com
Deutscher Verleih: Freunde der Deutschen Kine­ma­thek e.V., Potsdamer Straße 2, D-10785 Berlin, Tel. +49-30-269 55 100, Fax. +49-30-269 55 111, e-mail: fdk@fdk-berlin.de; www.fdk-berlin.de«
(15. inter­na­tio­nales Doku­men­tar­film­fes­tival München)