Dokumentation (Super 16mm -> 35mm, Farbe)
»Die Makah, indianische Ozeanfischer an der Nordwestküste der USA, wollen nach 80-jähriger Unterbrechung ihre tausendjährige Walfangtradition wieder aufnehmen. Der 1855 geschlossene und bis heute gültige Reservations-Vertrag mit den Vereinigten Staaten von Amerika berechtigt sie dazu. Die US-Regierung will ihrerseits ein Zeichen neuer Indianerpolitik setzen und lässt das Anliegen zu. Der traditionelle Walfang, den die Makah wieder betreiben wollen, ist Teil einer uralten Symbiose mit dem Meer, ihrem Lebensraum. Er ist zugleich Selbstbehauptung gegen die kulturelle und ökonomische Dominanz der Weißen. Walfang bedeutet geistige und körperliche Erneuerung, bedeutet ein Stück Unabhängigkeit, bedeutet indianische Identität in heutiger Zeit. Nur speziell vorbereitete und ausgebildete Stammesmitglieder dürfen ihn ausüben. Das Problem des Stammes ist, genügend innere Kraft und Einigkeit zu finden, sich der Herausforderung zu stellen und die Lücke in der Tradition zu schließen. Die Internationale Walfangkommission stimmt 1997 dem Antrag der Makah zu. Der Bestand des pazifischen Grauwals, um den es geht, ist stabil und wird durch die Jagd von max. 5 Walen pro Jahr nicht gefährdet. Trotzdem bekommen es die Makah mit ernst zu nehmenden Gegnern zu tun. Etliche Tierschutzorganisationen, voran die Sea Shepherd Conservation Society von Paul Watson, leisten heftigen Widerstand. Ein paradoxer Konflikt entflammt: Indianische Ansprüche, von Umweltgruppen unterstützt, werden von Tierschutzaktivisten bestritten. Küstengarde, Nationalgarde und Polizei greifen in die eskalierenden Auseinandersetzungen ein. Der Konflikt macht Schlagzeilen in der Weltöffentlichkeit. Am 17. Mai 1999 fangen die Makah trotz aller Widerstände einen Wal. Das moderne Umweltdenken ist herausgefordert: Einst wurden Indianer und Wale von Weißen fast ausgerottet, und heute wollen Weiße die einen vor den anderen beschützen. Zeigt sich hier die ökologische Variante eines alten Herrschaftsverhältnisses? Beruhen gemeinsam geglaubte Visionen auf einem tief greifenden Missverständnis?
The Makah, a tribe of ocean-fishing Indians on the Northwest coast of the USA, are attempting to radically change their current living conditions by re-establishing a traditional lifestyle in their natural environment that centres around „whale-harvesting“. An outrageous notion from the point of view of environmental protectionists and animal rights activists. It is our natural and contractually guaranteed right, say the Makah. The conflict has paradoxical features: Traditional Indian way of life, often held up as a model for modern environmental awareness, suddenly becomes an opponent. However, in their attempt to regain, to some extent, an independent way of life, the Makah refer to their more than 200-year-old natural symbiosis with the ocean, which they view as their habitat. This includes the ritual hunting of whales – a deeply spiritual act that involves a testing of strength and exchange of energy. Only specially prepared and trained men of the tribe are allowed to take part. It signifies mental and physical renewal, self-contemplation and self-assertion as well as economic independence. In other words, it goes far beyond a catching method. The challenge to the modern ecological thinking of the white man could not be greater: First, Indians and whales were nearly exterminated; then one of the two has to be protected from the other. The ecological variation of a continuing cultural domination by the white man?
BIO-FILMOGRAPHIE
Ralf Marschalleck
Geboren 1953 in Weimar. 1975-80 Studium der Psychologie in Jena, gleichzeitig erste Experimental-, Kurzspiel- und Dokumentarfilme. 1981-87 Regieassistenz im Filmstudio der NVA, seit 1987 Regisseur, Arbeiten u.a. für die DEFA und die DokWoche Leipzig. 1991 Mitbegründer der Autorenfilmproduktion Um Welt Film, einem Zusammenschluss ehemaliger DEFA-Regisseure. Seit 1992 Mitbegründer und Vorstand des Thüringer Filmbüros e.V. Seine Filme nahmen an vielen internationalen Festivals teil.
Filme (Regie):
1987 EINE NEUE WACHE
1989-93 ENTLASSEN
1990 STRENG VERTRAULICH ODER DIE INNERE VERFASSUNG
1991 GEBROCHEN DEUTSCH
1992 FREMD-VERKEHR
1993 WERTWECHSEL
1994 DANIEL UND DIE GEISTER DER MAKAH
1994 DRAUSSEN. UNTEN
1995 COLA UND KANU: INDIANER AM CAPE FLATTERY
1995 LICHTSPIELTRAUM
1996 SIEBENBÜRGISCHER HEUWEG
1997 TRAUM VOM ANDERSSEIN
1997 KIEZGESCHICHTEN: DER HELMHOLTZPLATZ, DER BOXHAGENPLATZ
1997 ZWEI MÄDCHEN AUS DER WALACHEI
1998-2000
MAKAH – DIE DEN WAL FANGEN
Produktion: Um Welt Film, Rosenthaler Straße 39, D-10178 Berlin, Tel. +49-30-282 43 11, Fax. +49-30-281 75 64, e-mail um.welt.film@t-online.de
Gefördert von: Filmboard Berlin-Brandenburg GmBH, Filmstiftung NW
Uraufführung: Mai 2000 in München
Weltrechte: d.net.sales, Heino Deckert, Peterssteinweg 13, 04107 Leipzig, Tel. +49-341-2156638, Fax. +49-341-2156639«
(15. internationales Dokumentarfilmfestival München)