Labor of Love – Film Flamme (Marseille)

Frankreich 1964-2020 · ca. 151 Minuten
Regie: Gee-Jun Jung, Elisa Zurlo, Marc Scialom, Frédérique Lagny, Bruno Muel, Raphaëlle Pauper-Borne u.a.

Im Arbei­ter­viertel Joliette in Marseille wirkt seit 20 Jahren das Kollektiv Film Flamme aus Filme­ma­chern, Tech­ni­kern, Anwohnern und Film­his­to­ri­kern. Film Flamme ist Alter­na­tiv­form im Wider­stand gegen das insti­tu­tio­nelle Modell des Kinos.

The Other Morning
L’autre matin

Frank­reich 2006 · R: Jean-François Neplaz, Elisa Zurlo · 16mm · 12 min.
A hiker walks through the winter land­scapes of the Asiago area and tells of the expe­ri­ences, land­scapes and people of the writer Mario Rigoni Stern.
France 2007
Frank­reich 2007 · R: Gee-Jun Jung · 35mm · 18 min.
Frank­reich, ein Elends­viertel in Lyon, 2007. Körper, Gesichter, Blicke, Orte des Lebens, der Mensch­lich­keit. Rumänen und Sinti-Roma, von der Gesell­schaft vergessen, ohne Papiere, ohne Rechte. Die Kamera ist kein Richter, sie stellt in der Einfach­heit des ersten Kontakts eine instink­tive Beziehung des Einver­s­tänd­nisses her. Es gibt keine Opfer und keinen Grund zur Vertei­di­gung. Die Pracht der Bilder lässt die Mani­fes­ta­tion des Glücks aufblühen, auch wenn der Rest die ausge­trock­nete Sprache des Misera­bi­lismus wieder­käut. Eloquenz des Stumm­films.
Tatlin
Frank­reich 2013 · R: Aaron Nikolaus Sievers · Super16 · 11 min.
Das Denkmal für die Dritte Inter­na­tio­nale von Vladimir Tatlin wurde nie reali­siert. Die Archi­tektur sollte eine Doppel­spi­rale darstellen, die die dialek­ti­sche Bewegung des Denkens ausdrü­cken sollte. In der ehema­ligen Arbei­ter­sied­lung l’Abeille in La Ciotat plant Livario, ein Werft­ar­beiter, ebenfalls ein Denkmal für die Arbeiter zu errichten.
The Lost Word
La parole perdue

Frank­reich 1969 · R: Marc Scialom · Super16 · 9 min.
Der Film wurde in Erin­ne­rung an das Massaker von Bizerte im Juli 1961 und an alle Kolo­ni­al­kriege gedreht. Zwei Stimmen wechseln sich ab, die eine männlich, die andere weiblich. Die Frau scheint den Mann zu drängen, etwas zu sagen, was ihm am Herzen liegt und ihn bedrückt. Er selbst spricht die Worte aus, ohne sie weiter­zu­ver­folgen, was letztlich seine Ablehnung des Krieges und seiner Schrecken. Das Video zeigt expres­sio­nis­ti­sche Zeich­nungen, die die unheim­liche Natur von und flüchtige Bilder von echten Menschen­mengen – sowohl mili­täri­schen als auch zivilen – evozieren.
Entre­vista
Frank­reich 2013 · R: Frédérique Lagny · HD · 2 min.
Wir befinden uns irgendwo zwischen Ouag­adougou und Bobo-Dioulasso, in Burkina Faso, einige Monate vor dem Volks­auf­stand von 2014. Und für den Reisenden, der über die karge Land­schaft blickt, ist Thomas Sankara nicht tot.
Chez Aziz
Frank­reich 2012 · R: Frédérique Lagny · HD · 5 min.
Marseiller Seife, Dosen mit „Vache qui rit“, Duralex-Gläser und so weiter. Im Laden von Aziz, einem kleinen Lebens­mit­tel­händler am Rande von Bobo-Dioulasso in Burkina Faso, trägt die Neoko­lo­ni­sie­rung den Namen aller von ihm verkauften Kons­um­güter. Nicht weit entfernt, im „Cybercafé“, über­schreiten video­spielsüch­tige Teenager ihren Alltag, indem sie sich stärker träumen, den Raum und die Freiheit erobern.
Cuba 64
Frank­reich 1964 · R: Bruno Muel · 16mm · 2 min.
Diese Filmrolle, die 2018 gefunden wurde, ist gerade in der Cine­ma­theque in Cagliari (Sardinien) digi­ta­li­siert worden. Der erste Entwurf eines Films, der in Kuba am Rande einer offi­zi­ellen Rede gedreht wurde.
»Langsam kommen die Erin­ne­rungen zurück. Es ist ein schönes Andenken an eine Reise, die in Santiago de Cuba während des Karnevals und der großen Rede Castros am 26. Juli 1964 begann. Es würde einen schönen Propa­gan­da­film abgeben, aber es ist kein Propa­gan­da­film.« – Bruno Muel
Mineurs
Frank­reich 2020 · R: Ouahib Mortada, Lo Thivolle · DV · 45 min.
In Marokko wurden im Jahr 2001 in der Provinz Jerada Minen gebannt. Am 1. Mai gab es keine Feiern und keinen Karneval mehr. Im Stadt­zen­trum kämpfen die krisen­ge­schüt­telten Auto­fahrer an der Shell-Zapfsäule um ihre Benzin­ka­nister. In den Außen­be­zirken der Douars gehen die Berg­ar­beiter dieselben Wege wie früher, als sie zu illegalen Einwan­de­rern in ihrem eigenen Land wurden. Heute sind die Jüngsten zwölf Jahre alt, und sie erzählen uns von ihrem zerrüt­teten Schicksal in der heiteren und zugleich ernsten Weise der Menschen in ihrem Land.
L’abeille de Déméter (Une comédie antique)
Frank­reich 2020 · R: Raphaëlle Pauper-Borne · Super16, Super8 · 56 min.
Im Rahmen eines Grup­pen­pro­jekts von FilmFlamme in der Cité des Abeilles in La Ciotat beschwört der Filme­ma­cher den Mythos der Demeter herauf. Ein epischer Film, in jeder Hinsicht des Wortes. Der Film enthüllt auch seine Konstruk­tion, bis die Grenze zwischen Mythos und Realität nicht mehr so deutlich ist… Untröst­lich wandert Demeter auf der Suche nach ihrer Tochter Perse­phone. Ewige olym­pi­sche Götter schlemmen und baden, Perse­phone wird ständig entführt und die jungen Mädchen fliehen. Zeus baut die Verbin­dungen der Zeit. An jeder Kreuzung ergeben sich neue Rich­tungen, und die Menschen begegnen sich.

(Texte: Underdox 2023)

Kinoprogramm München: Do. 05.10.2023 – Mi. 11.10.2023

Labor of Love – Film Flamme (Marseille) Werkstattkino Mo. 19:30 (Underdox · zu Gast: Claire Angelini)