Der Mann, der Robert Redford erfand |
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Der Erfinder der Pilotenbrille: Robert Redford in Drei Tage des Condor | ||
(Foto: Drei Tage des Condor) |
Heute trauert die Filmwelt um einen ihrer größten Stars: Robert Redford ist tot. Gestern ist der Schauspieler, Regisseur und Produzent im Alter von 89 Jahren in seinem Zuhause in Sundance, Utah, im Schlaf verstorben.
Seine Präsenz, seine Ruhe und sein Charisma machten ihn zu einem der großen Stars des amerikanischen Kinos: Redford war der Sunnyboy des Hollywood-Kinos, ein blendend aussehender, charismatischer Darsteller – in Filmen wie Butch Cassidy und Sundance Kid, Der Clou oder Die Unbestechlichen – und in seiner zweiten Lebenshälfte auch ein guter Regisseur und ein Förderer des unabhängigen Kinos: Er gründete das Sundance Film Festival, einen Ort, an dem dieses Kino lange Zeit ein Zuhause fand.
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Zuerst drei Filmempfehlungen zum Wiedersehen, aus drei Perioden seines Schaffens. Drei besonders schöne, sehenswerte Filme, die aber jetzt gerade ein bisschen »durch den Rost fallen«, im toten Winkel bleiben neben den Filmen, die jetzt immer genannt werden.
Der große Gatsby von 1974, von Jack Clayton nach einem frühen Drehbuch von Francis Ford Coppola. In der Geschichte über den superreichen Emporkömmling Jay Gatsby und die Beobachter und Schmeißfliegen um ihn herum, ein aufwendig ausgestattetes Zeitbild aus den frühen 20er-Jahren nach dem Roman von F. Scott Fitzgerald, mit Mia Farrow, Bruce Dern und Lois Chiles findet sich mehr als ein Hauch von Megalopolis.
Spy Game von 2001 von Tony Scott ist ein Spionage-Thriller, materialistisches Kinetik-Kino. Redford als CIA-Agent, der an seinem letzten Arbeitstag versucht, von der Zentrale in Langley aus einen in China vom Tode bedrohten Agenten, dessen Mentor er war, befreien zu lassen. Ein ganz auf das Charisma von Robert Redford und Brad Pitt zugeschnittener Film.
The Company You Keep von 2012, Redfords letzter Film als Regisseur. Er spielt einen 60er-Linksterroristen, der nach 40 Jahren im Untergrund von seiner Vergangenheit eingeholt wird – und zu ihr steht. Richard Jenkins, Chris Cooper, Susan Sarandon, Nick Nolte, Julie Christie und Robert Redford selbst spielen die Hauptrollen.
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Robert Redford, das macht ein Blick auf seine Filmographie klar, konnte beides: Mainstream-Kino wie in Jenseits von Afrika, aber auch Autorenkino wie Die drei Tage des Condor, Sidney Pollacks Paranoia-Spionage-Thriller, und als Regisseur und Produzent relativ unabhängig Filme machen.
Der Redford, der prägender für die Kinogeschichte war, war spontan gesehen der Schauspieler, und zwar der der unabhängigen Produktionen, der Autorenfilme des New Hollywood. Redford hat ja genaugenommen eigentlich erstaunlich wenig Filme gemacht, jedenfalls außer denen in den 1970er Jahren. Erst mit 31 Jahren erlebte er den Durchbruch. Aber mit diesen wenigen wurde er unvergesslich.
Mit ihnen hat er auch ein neues Männerbild geprägt: Ein Sonnyboy, weich, schön, nicht dumm, immer sauber – kein Hippie, eher ein Beachboy. Mit diesem Bild prägte er das Hollywood der späten 1960er und 1970er Jahre.
Bezeichnend ist vielleicht auch, dass drei seiner an der Kinokasse erfolgreichsten Filme – Zwei Banditen, Der Clou und Die Unbestechlichen – Filme waren, in denen Redford Teil eines Männer-Paares war. Aus dem Kontrast zu Paul Newman und Dustin Hofmann zog er einen Teil seiner Stärke.
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Wenn man länger nachdenkt, ergibt sich aber auch die Frage, ob er überhaupt prägend fürs Kino war? Denn er war ganz gegenwärtig, nicht Zukunft, nicht Vergangenheit. War er vielleicht einfach nur da und nicht wegzudenken?
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Dabei waren unter seinen Filmen auch immer Stoffe, die ganz nahe dran waren an amerikanischer Zeitgeschichte und so etwas wie die innere Verfassung des Landes abgebildet haben. Die Drei Tage des Condor. Oder Die Unbestechlichen über die Aufdeckung des Watergate-Skandals. Redford war ein politischer Schauspieler und Filmemacher, aber auch hier seltsam
passiv.
Gerade als Regisseur war er kein Revolutionär, und stand eher für konservative Werte. Er stand zwar für 70er-Jahre-typische Kritik, aber zugleich auch für das Klischee des »besseren Amerika«, den Amerikanischen Traum. Er war und blieb der gute Amerikaner.
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Was man von ihm lernen kann, was von ihm bleibt: Authentisch sein. Und nicht zuviel machen:
Look matters. Charme matters more.