18.09.2025

Der Mann, der Robert Redford erfand

Drei Tage des Condor
Der Erfinder der Pilotenbrille: Robert Redford in Drei Tage des Condor
(Foto: Drei Tage des Condor)

Der gute Amerikaner: Zum Tod des Schauspielers und Regisseurs Robert Redford

Von Rüdiger Suchsland

Heute trauert die Filmwelt um einen ihrer größten Stars: Robert Redford ist tot. Gestern ist der Schau­spieler, Regisseur und Produzent im Alter von 89 Jahren in seinem Zuhause in Sundance, Utah, im Schlaf verstorben.

Seine Präsenz, seine Ruhe und sein Charisma machten ihn zu einem der großen Stars des ameri­ka­ni­schen Kinos: Redford war der Sunnyboy des Hollywood-Kinos, ein blendend ausse­hender, charis­ma­ti­scher Darsteller – in Filmen wie Butch Cassidy und Sundance Kid, Der Clou oder Die Unbe­stech­li­chen – und in seiner zweiten Lebens­hälfte auch ein guter Regisseur und ein Förderer des unab­hän­gigen Kinos: Er gründete das Sundance Film Festival, einen Ort, an dem dieses Kino lange Zeit ein Zuhause fand.

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Zuerst drei Film­emp­feh­lungen zum Wieder­sehen, aus drei Perioden seines Schaffens. Drei besonders schöne, sehens­werte Filme, die aber jetzt gerade ein bisschen »durch den Rost fallen«, im toten Winkel bleiben neben den Filmen, die jetzt immer genannt werden.

Der große Gatsby von 1974, von Jack Clayton nach einem frühen Drehbuch von Francis Ford Coppola. In der Geschichte über den super­rei­chen Empor­kömm­ling Jay Gatsby und die Beob­achter und Schmeißf­liegen um ihn herum, ein aufwendig ausge­stat­tetes Zeitbild aus den frühen 20er-Jahren nach dem Roman von F. Scott Fitz­ge­rald, mit Mia Farrow, Bruce Dern und Lois Chiles findet sich mehr als ein Hauch von Mega­lo­polis.

Spy Game von 2001 von Tony Scott ist ein Spionage-Thriller, mate­ria­lis­ti­sches Kinetik-Kino. Redford als CIA-Agent, der an seinem letzten Arbeitstag versucht, von der Zentrale in Langley aus einen in China vom Tode bedrohten Agenten, dessen Mentor er war, befreien zu lassen. Ein ganz auf das Charisma von Robert Redford und Brad Pitt zuge­schnit­tener Film.

The Company You Keep von 2012, Redfords letzter Film als Regisseur. Er spielt einen 60er-Links­ter­ro­risten, der nach 40 Jahren im Unter­grund von seiner Vergan­gen­heit eingeholt wird – und zu ihr steht. Richard Jenkins, Chris Cooper, Susan Sarandon, Nick Nolte, Julie Christie und Robert Redford selbst spielen die Haupt­rollen.

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Robert Redford, das macht ein Blick auf seine Filmo­gra­phie klar, konnte beides: Main­stream-Kino wie in Jenseits von Afrika, aber auch Autoren­kino wie Die drei Tage des Condor, Sidney Pollacks Paranoia-Spionage-Thriller, und als Regisseur und Produzent relativ unab­hängig Filme machen.

Der Redford, der prägender für die Kino­ge­schichte war, war spontan gesehen der Schau­spieler, und zwar der der unab­hän­gigen Produk­tionen, der Autoren­filme des New Hollywood. Redford hat ja genau­ge­nommen eigent­lich erstaun­lich wenig Filme gemacht, jeden­falls außer denen in den 1970er Jahren. Erst mit 31 Jahren erlebte er den Durch­bruch. Aber mit diesen wenigen wurde er unver­gess­lich.

Mit ihnen hat er auch ein neues Männer­bild geprägt: Ein Sonnyboy, weich, schön, nicht dumm, immer sauber – kein Hippie, eher ein Beachboy. Mit diesem Bild prägte er das Hollywood der späten 1960er und 1970er Jahre.

Bezeich­nend ist viel­leicht auch, dass drei seiner an der Kinokasse erfolg­reichsten Filme – Zwei Banditen, Der Clou und Die Unbe­stech­li­chen – Filme waren, in denen Redford Teil eines Männer-Paares war. Aus dem Kontrast zu Paul Newman und Dustin Hofmann zog er einen Teil seiner Stärke.

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Wenn man länger nachdenkt, ergibt sich aber auch die Frage, ob er überhaupt prägend fürs Kino war? Denn er war ganz gegen­wärtig, nicht Zukunft, nicht Vergan­gen­heit. War er viel­leicht einfach nur da und nicht wegzu­denken?

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Dabei waren unter seinen Filmen auch immer Stoffe, die ganz nahe dran waren an ameri­ka­ni­scher Zeit­ge­schichte und so etwas wie die innere Verfas­sung des Landes abge­bildet haben. Die Drei Tage des Condor. Oder Die Unbe­stech­li­chen über die Aufde­ckung des Watergate-Skandals. Redford war ein poli­ti­scher Schau­spieler und Filme­ma­cher, aber auch hier seltsam passiv.
Gerade als Regisseur war er kein Revo­lu­ti­onär, und stand eher für konser­va­tive Werte. Er stand zwar für 70er-Jahre-typische Kritik, aber zugleich auch für das Klischee des »besseren Amerika«, den Ameri­ka­ni­schen Traum. Er war und blieb der gute Ameri­kaner.

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Was man von ihm lernen kann, was von ihm bleibt: Authen­tisch sein. Und nicht zuviel machen:
Look matters. Charme matters more.