18.09.2025
Kinos in München – Kinoprogrammpreis 2025

»Wir sehen uns nächstes Jahr wieder«

Kinoprogrammpreis 2025
Innovatives Suchbild: die Kinobetreiber im City 2
(Foto: artechock)

Die Kinoprogrammpreise 2025 der Stadt München wurden an neun Kinos verliehen

Von Dunja Bialas

Es ist ja fast wie der Wiesn-Anstich, der alljähr­liche. Zur Kino­pro­gramm­preis­ver­lei­hung treffen sich die mit der Prämie der Stadt ausge­zeich­neten Kino­be­treiber und -betrei­be­rinnen, Thea­ter­lei­te­rinnen und Thea­ter­leiter jedes Jahr, um eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen. Und auch, um sich und ihre Zunft ein wenig hoch­zu­halten, wenn nicht sogar zu feiern.

Diesmal schien die Stimmung etwas gedrückt. Stadt­rätin Evelyne Menges, die in Vertre­tung des Ober­bür­ger­meis­ters erschienen war, machte deutlich, wie wichtig das Kino sei, verbänden sich doch damit nicht zuletzt schöne Kind­heits­er­leb­nisse – und ein analoges Leben in Gemein­schaft. Kultur­re­fe­rent Marek Wiechers betonte, dass man an den Preisen fest­halten werde. Viel­leicht lag die gedrückte Stimmung an der Schlag­zeile, mit der die »Süddeut­sche Zeitung« am selben Morgen aufge­macht hatte: »90 Millionen Euro zu wenig: Neuer Finanz-Frust für die Stadt München«. Hinter­grund sind fehlende Gewer­be­steu­er­ein­nahmen (die die Stadt aber im kommenden Jahr wieder ausglei­chen wird) und das Grund­pro­blem der zu hohen städ­ti­schen Ausgaben.

Plötzlich wurden alle Blumen­sträuße, die während der Preis­ver­lei­hung übergeben wurden, sorgsam gehütet. Es könnten die letzten sein, vorerst.

gruppenfoto
Deutlich besser ist die Sicht des Profi-Foto­grafen Alescha Birken­holz. (Foto: Alescha Birken­holz)

Dass diese nur Peanuts sind, wurde beim anschließenden Empfang von städ­ti­scher Seite klar­ge­stellt. Man werde auch in Zukunft an Preis­ver­lei­hungen, bei denen die Branche zusam­men­kommt und sich austau­schen kann, fest­halten. Und natürlich auch an den Preisen, die eine nicht zu unter­schät­zende Wirkung haben, unab­hängig davon, dass das Preisgeld für die Kinos von je 7500 Euro eine Belohnung und Unter­s­tüt­zung ideen­rei­cher und unkon­ven­tio­neller Program­mie­rung darstellt. Die finan­zi­elle Risiken birgt, aber auch zum Ruf der Stadt als Kinostadt beiträgt. Dass letzterem auch die Schließung des Film­thea­ters Send­linger Tor fast nichts anhaben kann, ist sicher­lich auch dem Enga­ge­ment der Stadt für die inha­ber­ge­führten Kinos zu verdanken.

»Inha­ber­ge­führt«. Das ist das Schlüs­sel­wort in der Kino­branche, in der ja alle Kinos von Grund auf »kommer­ziell« sind, also gewinn­ori­en­tiert wirt­schaften müssen. Mit einer Ausnahme in München: das berühmte gallische Werk­statt­kino im hoch­gen­tri­fi­zierten Gärt­ner­platz­viertel. Dessen Existenz verdanke sich unter anderem dem Einsatz von Beppi Bachmaier, dem verhin­derten Wiesn-Wirt des »Fraun­hofer«, wie Doris Kuhn vom Werk­statt­kino-Kollektiv in ihrer Dankes­rede für den Kino­pro­gramm­preis hervorhob. Die »Inha­ber­kinos«, das sind kleine Betriebe, die oft seit Gene­ra­tionen in Fami­li­en­hand liegen. Thomas Wilhelm, der für sein Kino Solln ausge­zeichnet wurde, bekannte: »Der Ursprung meines Handelns und Tuns ist meine Mutter.«

Schon seine Mutter Liese­lotte Wilhelm war Betrei­berin des 1949 errich­teten Kinos, das sie erfolg­reich durch drei bewegte Jahr­zehnte navi­gierte, bevor es an eine Gesell­schaft ging. Nach dem Aus der Omaha Film GmbH kam es wieder in die Familie zurück, Thomas Wilhelm führt es seit letztem Jahr neben dem Cincin­nati, dem Rex und dem Rottmann – Letzteres wurde ebenfalls ausge­zeichnet. Susi Schmid, desi­gnierte Programm­chefin, wie nach der Preis­ver­lei­hung beim Getränk fest­ge­halten wurde, ist dort feder­füh­rend in der Programm­ge­stal­tung.

Die weiteren prämierten Kinos der Stadt sind: Das Monopol und das Maxim, beides Kinos von Markus Eisele und Christian Pfeil. Das City, das von Berlin von Yorck-Kinochef Georg Kloster geführt wird, dessen Programm­ho­heit in München jedoch Holger Trapp innehat. Das Bonmot aus der Preis­ver­lei­hung »the City never sleeps« wusste er in Erin­ne­rung an ein Jahr mit einer schwie­rigen Perso­nal­si­tua­tion zu würdigen. Deswei­teren sind die besten Kinos der Stadt das Theatiner – mit vielen Reihen und Koope­ra­tionen und mit den Schweizer Filmtagen auch einem selbst­in­iti­ierten Festival –, das Studio Isabella und das Leopold, das zum ersten Mal ausge­zeichnet wurde. Michael Hehl, der mit Daniela Bergauer aus Augsburg neu in der Münchner Kino-Szene ist, lobte auf der Bühne den Zusam­men­halt der Kinos in der Stadt. Nicht nur einer bekräf­tigte in der Dankes­rede die Wich­tig­keit des Preises und sprach von der Hoffnung, sich nächstes Jahr wieder zu sehen.

Die Auszeich­nung, aber auch das gemein­same Sprechen danach, brachte den Zusam­men­halt noch einmal deutlich zum Vorschein. Sogar im Kino­be­reich gibt es immer neue Vernet­zungs­mög­lich­keiten. Darauf besann man sich, während die Vertreter der Stadt bereits den lauschigen Innenhof des City verlassen hatten, um sich auf den neuen Tag vorzu­be­reiten.

The city never sleeps … So oder so.