Kinos in München – Kinoprogrammpreis 2025
»Wir sehen uns nächstes Jahr wieder« |
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Innovatives Suchbild: die Kinobetreiber im City 2 | ||
(Foto: artechock) |
Von Dunja Bialas
Es ist ja fast wie der Wiesn-Anstich, der alljährliche. Zur Kinoprogrammpreisverleihung treffen sich die mit der Prämie der Stadt ausgezeichneten Kinobetreiber und -betreiberinnen, Theaterleiterinnen und Theaterleiter jedes Jahr, um eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen. Und auch, um sich und ihre Zunft ein wenig hochzuhalten, wenn nicht sogar zu feiern.
Diesmal schien die Stimmung etwas gedrückt. Stadträtin Evelyne Menges, die in Vertretung des Oberbürgermeisters erschienen war, machte deutlich, wie wichtig das Kino sei, verbänden sich doch damit nicht zuletzt schöne Kindheitserlebnisse – und ein analoges Leben in Gemeinschaft. Kulturreferent Marek Wiechers betonte, dass man an den Preisen festhalten werde. Vielleicht lag die gedrückte Stimmung an der Schlagzeile, mit der die »Süddeutsche Zeitung« am selben Morgen aufgemacht hatte: »90 Millionen Euro zu wenig: Neuer Finanz-Frust für die Stadt München«. Hintergrund sind fehlende Gewerbesteuereinnahmen (die die Stadt aber im kommenden Jahr wieder ausgleichen wird) und das Grundproblem der zu hohen städtischen Ausgaben.
Plötzlich wurden alle Blumensträuße, die während der Preisverleihung übergeben wurden, sorgsam gehütet. Es könnten die letzten sein, vorerst.
Dass diese nur Peanuts sind, wurde beim anschließenden Empfang von städtischer Seite klargestellt. Man werde auch in Zukunft an Preisverleihungen, bei denen die Branche zusammenkommt und sich austauschen kann, festhalten. Und natürlich auch an den Preisen, die eine nicht zu unterschätzende Wirkung haben, unabhängig davon, dass das Preisgeld für die Kinos von je 7500 Euro eine Belohnung und Unterstützung ideenreicher und unkonventioneller Programmierung darstellt. Die finanzielle Risiken birgt, aber auch zum Ruf der Stadt als Kinostadt beiträgt. Dass letzterem auch die Schließung des Filmtheaters Sendlinger Tor fast nichts anhaben kann, ist sicherlich auch dem Engagement der Stadt für die inhabergeführten Kinos zu verdanken.
»Inhabergeführt«. Das ist das Schlüsselwort in der Kinobranche, in der ja alle Kinos von Grund auf »kommerziell« sind, also gewinnorientiert wirtschaften müssen. Mit einer Ausnahme in München: das berühmte gallische Werkstattkino im hochgentrifizierten Gärtnerplatzviertel. Dessen Existenz verdanke sich unter anderem dem Einsatz von Beppi Bachmaier, dem verhinderten Wiesn-Wirt des »Fraunhofer«, wie Doris Kuhn vom Werkstattkino-Kollektiv in ihrer Dankesrede für den Kinoprogrammpreis hervorhob. Die »Inhaberkinos«, das sind kleine Betriebe, die oft seit Generationen in Familienhand liegen. Thomas Wilhelm, der für sein Kino Solln ausgezeichnet wurde, bekannte: »Der Ursprung meines Handelns und Tuns ist meine Mutter.«
Schon seine Mutter Lieselotte Wilhelm war Betreiberin des 1949 errichteten Kinos, das sie erfolgreich durch drei bewegte Jahrzehnte navigierte, bevor es an eine Gesellschaft ging. Nach dem Aus der Omaha Film GmbH kam es wieder in die Familie zurück, Thomas Wilhelm führt es seit letztem Jahr neben dem Cincinnati, dem Rex und dem Rottmann – Letzteres wurde ebenfalls ausgezeichnet. Susi Schmid, designierte Programmchefin, wie nach der Preisverleihung beim Getränk festgehalten wurde, ist dort federführend in der Programmgestaltung.
Die weiteren prämierten Kinos der Stadt sind: Das Monopol und das Maxim, beides Kinos von Markus Eisele und Christian Pfeil. Das City, das von Berlin von Yorck-Kinochef Georg Kloster geführt wird, dessen Programmhoheit in München jedoch Holger Trapp innehat. Das Bonmot aus der Preisverleihung »the City never sleeps« wusste er in Erinnerung an ein Jahr mit einer schwierigen Personalsituation zu würdigen. Desweiteren sind die besten Kinos der Stadt das Theatiner – mit vielen Reihen und Kooperationen und mit den Schweizer Filmtagen auch einem selbstinitiierten Festival –, das Studio Isabella und das Leopold, das zum ersten Mal ausgezeichnet wurde. Michael Hehl, der mit Daniela Bergauer aus Augsburg neu in der Münchner Kino-Szene ist, lobte auf der Bühne den Zusammenhalt der Kinos in der Stadt. Nicht nur einer bekräftigte in der Dankesrede die Wichtigkeit des Preises und sprach von der Hoffnung, sich nächstes Jahr wieder zu sehen.
Die Auszeichnung, aber auch das gemeinsame Sprechen danach, brachte den Zusammenhalt noch einmal deutlich zum Vorschein. Sogar im Kinobereich gibt es immer neue Vernetzungsmöglichkeiten. Darauf besann man sich, während die Vertreter der Stadt bereits den lauschigen Innenhof des City verlassen hatten, um sich auf den neuen Tag vorzubereiten.
The city never sleeps … So oder so.