24.11.2022

Spitzenkinos

City/Atelier-Kinos
Absolute Spitze: Kinoleben im Innenhof der Münchner City/Atelier-Kinos
(Foto: City/Atelier-Kinos)

Die bayerischen Kinoprogrammprämien sind vergeben. Über 20 Kinos in München und Umgebung profitieren von einer einmaligen Erhöhung der Gesamtprämie

Von Paula Ruppert

Wenn man sich den nächsten großen Marvel-Block­buster anschauen möchte, dann macht das oft in den Kinos am meisten Spaß, die die größte und modernste Technik haben, also im IMAX oder Dolby-Atmos-Cinema. So zumindest die Einstel­lung vieler, die diese Produk­tionen als Fans zele­brieren. Für all jene, die sich gerne auch mal andere Filme ansehen, etwas abseits des Main­streams, die Inde­pen­dent­kino erleben wollen, sind diese großen Kinos mit den teils riesigen Sälen zwar ab und zu eine nette Abwechs­lung, doch wirklich zuhause fühlen sie sich in den Programm- oder Arthouse­kinos. Ganze 91 wurden nun im Congress Centrum Würzburg mit den baye­ri­schen Kino­pro­gramm­prä­mien ausge­zeichnet, die insgesamt mit 1,35 Mio. Euro dotiert sind.

FFF Bayern/BKfotofilm
Alle passen hier nicht drauf: die baye­ri­sche Kino-Spit­zen­klasse (Foto: FFF Bayern/BKfo­to­film)

Mit den einzelnen Prämien in unter­schied­li­cher Höhe werden jedes Jahr Kinos gefördert, die ein besonders anspruchs­volles und viel­sei­tiges Programm zeigen. Dieses Jahr war die Prämi­en­ge­samt­summe höher als sonst, da zu den üblichen Förder­gel­dern des FilmFern­sehFonds Bayern noch einmalig Haus­halts­mittel vom Baye­ri­schen Landtag zu Verfügung gestellt wurden.

Die Kino­pro­gramm­prä­mien sind aller­dings nicht nur wichtig, da sie die Arbeit der Kinos würdigen, die durch die oft schwie­rige Corona-Zeit mit Schließungen und der Einschrän­kung von Zuschau­er­plätzen mehr oder weniger arg gebeutelt sind, es in jedem Fall jedoch nicht leicht hatten, trotz verschie­dener Hilfs­pa­kete wie die bereits beendeten Anlauf­hilfen I und II. Sie sind auch aus syste­mi­scher Sicht nicht zu vernach­läs­sigen, denn im Gegensatz zu anderen Kunst­sparten können Kinos keine Kultur­för­de­rung erhalten – die üblichen Subven­ti­ons­wege, die beispiels­weise Theater in Anspruch nehmen können, sind den Kinos als privat­wirt­schaft­lich einge­stuften Unter­nehmen verwehrt. Umso wichtiger ist deshalb jede Auszeich­nung, die mit finan­zi­ellen Mitteln verknüpft ist.

In München und Umgebung wurden um die 20 Programm­kinos ausge­zeichnet, die man in der Szene als »die üblichen Verdäch­tigen« bestens kennt. Die Vielfalt der prämierten Kino­land­schaft weist sich nicht nur durch das abwechs­lungs­reiche und heraus­ra­gende Programm aus, das von Latein­ame­ri­ka­ni­schen Filmtagen über regel­mäßige Film­ge­spräche bis hin zu Kino­filmen für die Kleinen bis ganz Kleinen reicht, sondern auch durch das Ambiente der einzelnen Spiel­stätten. Sei es im neu gestal­teten Kinosaal des Arena Film­theater, das mitten im ange­sagten Glocken­bach­viertel Retro-Flair mit der Moderne zu einem stim­mungs­vollen Kino­er­lebnis verbindet. Sei es das Film­theater Send­linger Tor – eines der ältesten Kinos Münchens, das verschie­denen Schließungs­ver­su­chen trotzte – mit seinem denk­mal­ge­schützten Saal, der jedoch modernste Technik verbirgt. Oder auch das kleine Werk­statt­kino, wohl das »urigste« Kino der Stadt, wohl­ver­steckt im Hinterhof-Keller, das jedoch in Charme, Flair und Programm­viel­falt einzig­artig ist und definitiv zu den Kino­perlen gehört. Auch außerhalb der Stadt­grenzen gehört das Ambiente des Saals zum Kino­er­lebnis; so zum Beispiel auch im Licht­spiel­haus Fürs­ten­feld­bruck, das in den letzten beiden Reihen kleine Sofas als Kino­sessel stehen hat.

All das ist nur eine kleine Auswahl der prämierten Kinos in München. Ebenfalls ausge­zeichnet wurden vor den Toren der Landes­haupt­stadt außerdem das Kino Breitwand Gauting und das Filmeck im Bürger­haus in Gräfel­fing. Die mit 30.000 Euro dotierte Spit­zen­prämie bekamen die City/ Atelier-Kinos an der Sonnen­straße in München. Die Verbin­dung des abwechs­lungs­rei­chen Arthouse-Programms mit 30 Filmen pro Monat mit der kino­ei­genen Jahres­karte »Unlimited« und der »Film­wirt­schaft« im Innenhof, die zum etablierten Treff­punkt für die Kinogäste avanciert ist, waren ausschlag­ge­bend.

Trotz der hier getä­tigten Konzen­tra­tion auf München: Die Kinoför­de­rung des FFF Bayern hat zum Ziel, dass überall in Bayern attrak­tive Spiel­stätten und ein anspruchs­volles Programm­an­gebot zu finden sind – es geht also auch um Stand­ort­si­che­rung auf dem Land, was sich mit den BKM-Förder­maß­nahmen des »Zukunft­pro­gramms Kinos« deckt. Mit den Kino­pro­gramm­prä­mien will Bayern genau diese Spiel­stätten, die »in der Fläche« so zahlreich zu finden sind, unter­stützen: Sie alle sind Kinos mit Anspruch, Charme und Charakter.