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Der Filmfreund rät

  23.11.2000
 
 
 
 

Ach, was sollen wir Sie denn wieder in all diese alten und entlegenen Filme schicken. Wen die kleine Stummfilmreihe mit Brigitte Helm (eine sehr feine Reihe, im übrigen) oder die Ukrainischen Kulturtage im Filmmuseum interessieren (und das sind hoffentlich viele), die oder der haben bestimmt schon mitbekommen, dass selbige laufen und gehen eh dorthin.
Also wollen wir Ihnen diese Woche doch einmal wieder den Weg in die aktuellen Filme weisen, von denen gleich so viele wunderbare anlaufen, dass man gar versucht ist, den Glauben an das Gute im Kino zurückzugewinnen.

Als da wäre TIME SHARE.
Ha, übler Scherz, wir wollten nur mal gucken, ob Sie noch wach sind.
Nein, da wäre THE CELL - ein, mit Verlaub, geiler Bildersturm, wie ihn insbesondere das amerikanische Kino lang nicht mehr gesehen hat. Dessen Besuch außerdem gleich den von ca. 15 Kunstausstellungen ersetzt. Aber dass uns da niemand auf die böse Idee kommt, die rauschhafte Wirkung des Films durch vorherige Einnahme bewußtseinsverändernder Substanzen verstärken zu wollen...
Und da wäre THE EYE OF THE BEHOLDER, den unser Herr Oehmann ja andernorts mit ausführlichen und berechtigten Worten (und anderen als - die älteren unserer LeserInnen mögen sich erinnern - "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße"!) lobpreist.
Und außerdem und insbesondere ist da Michael Almereydas HAMLET, der die mit Abstand düsterste, Weltschmerz-schwangerste, geradlinig zornigste Verfilmung des Stücks überhaupt sein dürfte (es ist ein bisschen schwierig, da den Überblick zu behalten), und das bei gleichzeitig enorm hohem Intelligenz- und Selbstreflexivitätsgrad. "Rein oder nicht rein?" ist da gar keine Frage - sehen muss man's, jawoll!

Weil wir aber grade bei düster sind: Selbst bei so vielen unverzichtbaren Neuigkeiten muss Zeit für einen nur semi-aktuellen Film sein - wenn er vom Kaliber eines GET CARTER ist. Selbiger erfuhr unlängst eine Hollywood-Neuverfilmung, deren eigentlich für diese Woche vorgesehener Deutschland-Start allerdings vorerst wieder abgeblasen wurde. Weshalb die Wiederaufführung des britischen Originals jetzt etwas in der Luft hängt. Soll uns aber alles gar nicht tangieren, da uns jeglicher Anlass recht ist, diese kohlschwarze Perle des Amoralismus endlich mal wieder in einer schönen Kopie auf eine richtige Leinwand zu bekommen. Es ist ein Film aus der Zeit, als das Kino gerade die Freiheit entdeckte, endlich so böse, verbotene Sachen wie Sex und Gewalt ohne viel weichzeichnende Schminke abzubilden. Wie fies, dunkel, dreckig und ohne Gut/Böse-Überbau das aber Mike Hodges in GET CARTER tut, das wäre wohl heute schon wieder nur noch schwer möglich. Ein harter Streifen über harte Männer in einer harten Welt - also morgens Wodka pur und eine Packung Zigaretten zum Frühstück und nachts in diesen Film.
(GET CARTER (OmU): Filmmuseum Fr./Sa. 23:00)

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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